Lektoratserfahrungen (I): Das gute alte MS Word

Mit den Lektoratserfahrungen möchte ich die Leser ein wenig an meiner Tagesbeschäftigung, dem Lektorieren von eBooks bei dotbooks, teilhaben lassen, wenn mir schon die Zeit fehlt, hier wieder für umfassenderen Content zu sorgen.

Ich glaube, ich schreibe demnächst einen Ratgeber für angehende Lektoren. Die erste Zeit im Verlag hat mich schon diverse kleine Griffe und Kniffe gelehrt – kein Wunder, wenn man mit einer Software wie MS Word arbeiten muss.

Dazu gibt es nach aktuellem Stand wohl keine wirkliche Alternative, wenn es um die Erstellung von ePubs geht. Eine besonders mächtige Funktion: Suchen & Ersetzen. Ich hatte nicht erwartet, dass sich damit auch allerlei Formatierungsbefehle komfortabel handhaben lassen. Die Erkenntnis, dass man Zeilenumbrüche, geschützte Leerzeichen etc. pp. finden und direkt automatisiert editieren kann, spart eine Menge Zeit. Die Suche verfügt auch über eine regelrechte Syntax mit Wildcards und komplexen Ausdrücken. Wie immer ist hier natürlich Vorsicht geboten (zumal die Software häufig genug merkwürdige Dinge tut) – aber wofür gibt es die wichtigste Word-Funktion: „Rückgängig machen“.

Eine gute Funktionsübersicht der Suche findet sich übrigens z.B. bei der Uni Köln.

Joe Konrath über eBooks für Bibliotheken

Joe geht in seinem Blog auf die Konditionen ein, die er für eBook-Verkäufe an Bibliotheken anbietet:

1. Ebooks are $3.99

2. No DRM.

3. The library only needs to buy one ebook of a title, and then they can make as many copies as they need for all of their patrons and all of their branches.

4. The library owns the rights to use that ebook forever.

5. The library can use it an any format they need; mobi, epub, pdf, lit, etc. And when new formats arise, they’re’re free to convert it to the new format.

Und in einem sehr interessanten Q&A-Teil geht er auf eventuelle Gegenargumente ein. Ein Auszug:

Q: Joe, that’s insane! You’re only charging $3.99 an ebook? That ebook can be read thousands of times!

A: Good. I hope it is.

[…]

Q: But what about piracy!

A: As I’ve said many times, I’m okay with file sharing. That’s why none of my self-pubbed ebooks have DRM. There’s no fighting piracy. But you can still make a nice living by making your work easily available and affordable.

Das Projekt wird mit einer texanischen Bibliothek nun ausprobiert. Man darf auf die Resultate gespannt sein!

PaperC zur eBook-Flatrate

Katja Splichal ist bei meinstartup.de im Interview und berichtet von PaperCs Crowfinvest-Bemühungen, den Relaunch der Plattform – und die Notwendigkeit attraktiver Angebote, um urheberrechtswidrigen Download-Plattformen wirkungsvoll zu begegnen:

Wie konntet ihr die angeschlossenen Verlage davon überzeugen, bei diesem innovativen Modell mitzumachen?
Der Grad der Aufgeschlossenheit hängt, so denken wir, mit dem Grad der Bedrohung durch illegale Angebote zusammen: ein Verlag, der zum Leidwesen der Umsätze 80% seiner eBooks (oder mehr) in bester Qualität kostenfrei im Netz finden kann, hat großes Interesse daran, potentiellen Kunden das Geldausgeben so einfach wie möglich zu machen: Nutzer sind ja bereit zu zahlen, wenn das Angebot stimmt/überhaupt erst einmal vorhanden ist!

Selfpublisher, Selfmarketing und Ehrlichkeit

Xander Morus ist das Pseudonym eines Universitätsangestellten aus Bayern. Er schreibt mit Vorliebe Horror-und Thrillergeschichten, liebt bayerisches Bier, H.P. Lovecraft und Youtube-Videos von alten Computerspielen.

Besagter Xander hat im Mai als journalistische Übung mit Selbstmarketing-Nebeneffekt einen Artikel über Selfpub-Autoren im Literaturcafe geschrieben. Und nun zieht er sein Resümmee incl. harter Zahlen und der Aufforderung, lieber langfristig zu denken als kurzfristig Verkäufe zu pushen.

Doch sollte uns zu denken geben, dass sich die Leser nicht auf der Nase rumtanzen lassen. Wenn gefakte Zeitungsartikel ein Buch hochjubeln und Freundschaftsdienste inflationär in Anspruch genommen werden, sind böse Rezensionen die Folge.
Wir sollten nicht vergessen: Wer mit Tricks arbeitet, hinterlässt meist verbrannte Erde. Der Autorenname kann irreparablen Schaden nehmen. Wenn einen die Eitelkeit drängt, unter richtigem Namen zu publizieren, man dann aber das Buch mit Tricks verkaufen will, sollte man sich fragen, ob man mit den möglichen Folgen leben mag. Wer will schon seinen Namen googeln und lauter wütende Rezensionen lesen?

Story Bundle: DRM-freie eBooks zu einem Preis, den der Kunde festlegt

Schon länger bekannt sind die Humble Indie Bundles aus dem Computerspielbereich. Die Idee: Ein Paket von Spielen wird zum Download zur Verfügung gestellt. Die Nutzer bestimmen, was ihnen das Paket wert ist – und auch, wie die Aufteilung der Einnahmen vorgenommen wird. Ein Teil geht an die Entwickler, ein Teil an die Plattform und einer wird wohltätigen Zwecken zugeführt. Aktuell läuft das Humble Music Bundle und hat bereits knapp 50.000 Pakete verkauft:

Mit Story Bundle werden nun nach demselben Prinzip DRM-freie eBooks an den Käufer gebracht. Wahlweise können 10% des Kaufbetrags an Mighty Writers oder Trees for the Future gespendet werden. Eine spannende Vertriebsmöglichkeit mit integriertem Marketing. Mehr Details auf der Website des Projekts.

„Story Bundle: DRM-freie eBooks zu einem Preis, den der Kunde festlegt“ weiterlesen

Horror-Publikationen: "Ersetzen die e-books die Kleinverleger?"

Im Horror-Forum läuft eine interessant zu beobachtende Diskussion zwischen Autoren, Lesern und Leuten, die sowohl konsumieren als auch produzieren. Die Diskussion geht dabei von 8 Thesen von Uwe Voehl aus:

1. Die Kleinverlage wachsen aus dem Boden, viele dümpeln aber nur noch dahin.
2. Die Zeiten, in der der Horror-Fans sämtliche Veröffentlichungen der Kleinverlage gekauft hat, sind vorbei.
3. Mehrere Stimmen hier im Forum, die sich nicht mehr bedenkenlos SUBs eines Autors oder eines Verlags leisten.
4. Medusenblut veröffentlicht erstmals ein reines e-book.
5. Voodoo-Press stellt kommentarlos die SCREEM-Reihe ein.
6. Trotz der Expansion ist im letzten Jahrzehnt kein wirklich erstklassiger Autor aus der Kleinverlags-Szene emporgewachsen. Siefener, Sembten, Gruber – die waren schon lange vorher da.
7. Einige Kleinverlage schludern, was Lektorat, Übersetzung und Sorgfalt betrifft, investieren lieber in ein Hochglanzcover als inhaltliche Qualität – das rächt sich nun.
8. Mehr und mehr Autoren übernehmen das Ruder und verlegen ihre Werke selbst – als e-book.

Insgesamt ist die Diskussion noch recht „e-fern“ dominiert – bildet aber sicher auch kein repräsentatives Bild der Horror-Leserschaft ab. In meinen Augen (und angesichts der Erfolge von eBooks im amerikanischen Fiction-Markt) liegt hier eine (!) Zukunft des Marktes, die man tunlichst nicht ignorieren sollte. Im Bereich des Marketings etwa haben die Selfpublisher jede Menge neue Möglichkeiten (siehe etwa diesen aktuellen Gastbeitrag von Richard Norden in Marcus Johanus Blog), auch, um sich selbst als Marke zu etablieren und nicht mehr auf (Klein-)Verlage angewiesen zu sein.

(Via Vincent Preis)

Die klassischen Player im eBook-Markt agieren nur noch reaktiv

The publishing and ebook industry is completely in reaction mode. Publishers reacted to Amazon by colluding to set up the agency system. Kobo and B&N reacted to Amazon by mimicking its strategy. Even the IDPF’s EPUB3 and FXL standards are reactions to the runaway train that is HTML5 and Apple’s format extensions, respectively. Google’s publishing plans seem about as coordinated and planned as a piece of driftwood’s path through a hurricane.

The only two companies that seem to have a plan and try to act on it are Amazon and Apple, both tech companies.

Eine treffende Analyse, die den Artikel The end of ebook development einleitet. Der Rest ist ein guter Überblick über das, was zum Publikationsglück noch fehlt: gute Tools, einheitliche Standards, simple Abläufe. Lesenswert!

Das Ende der Neugier

Quelle: Wikimedia Commons

Wer kennt ihn nicht? Den unauffälligen Blick des Sitznachbarn im Zug, was man denn liest? Oder auch den eigenen Blick, welche Lektüre denn das Gegenüber in der S-Bahn liest? Und wer kennt nicht die peinliche Berührtheit auf mindestens einer Seite, wenn es denn doch eher mal „seichte“ oder gar erotische Literatur und kein Goethe ist? Das Schämen und Fremd-Schämen hat jetzt ein Ende – dank den eBook-Readern.

Keine fremden Blicke mehr

Ich finde das befreiend! Endlich kann ich das, was ich lesen will, in Ruhe lesen, ohne darauf achten zu müssen, dass u.U. den Buchtitel niemand erkennt. Denn so liberal wie wir vorgeben in Bezug auf die Literatur zu sein, sind wir bei Weitem nicht (aber das ist ein anderes Thema). Allerdings haben schon mehrere Freunde darüber geklagt, dass sie jetzt eben nicht mehr sehen, was andere Leute lesen.

War es früher besser?

Ist der Zugewinn an Anonymität also wirklich eine Verbesserung der Lage? Bei einem konkreten Buchtitel konnte man leichter ins Gespräch kommen, wenn man das Buch auch schon gelesen hatte oder sich dafür interessierte. Heutzutage wird es eher auf ein Gespräch über den eBook-Reader-Typ herauslaufen. Dass dies ein Aspekt ist, den viele Menschen vermissen werden, kann ich nachvollziehen. Aber da ich meine Privatsphäre wirklich mag, finde ich eBook-Reader wirklich eine Erleichterung. Und über die gelesen eBooks kann ich nach wie vor mit meinen Freunden reden, vor allem da ich sie sowieso lieber mit Freunden als mit Fremden bespreche.