Warum wir dieses Jahr so wenige Artikel veröffentlicht haben

Da jetzt ja die Zeit der obligatorischen Jahresrückblicke beginnt, möchten auch wir uns einreihen, um zumindest mal ein Highlight im Blogger-Jahr mitzunehmen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass es schon länger ruhig um uns geworden ist. Wir sind trotzdem überzeugt davon, dass wir noch ein paar Stammleserinnen und -leser haben, die auf neue Artikel bzw. Neuigkeiten von uns warten. Die möchten wir hiermit liefern und damit erklären, warum ihr dieses Jahr nicht mehr von uns gelesen habt.

Hanna hat nicht so viel geschrieben, weil

  • sie regelmäßig Artikel auch im Blog ihres Arbeitgebers veröffentlicht. Dadurch blieben nicht immer genug Energie und vor allem auch Themen für Alles fließt übrig. Wer reinlesen mag: Hier schreibt sie zum Beispiel über die Genderisierung von Sprache.
  • sie ein altes Hobby wiederentdeckt hat: Lesen. Ganze dicke Bücher und das nicht nur am Wochenende! Dazu beigetragen hat, dass die Arbeitszeiten so angepasst wurden, dass Hanna abends nicht total müde nach Hause kommt, sondern zumindest noch ein bisschen Energie für hochwertigere Freizeit-Tätigkeiten hat. Die Wiederentdeckung des Bücherei-Prinzips trug ihr Übriges dazu bei, da Bücher ohne einen dauerhaften Platzanspruch im viel zu begrenzten Bücherregal eine famose Sache sind.
    Viele aufgeschlagene Bücher liegen auf dem Boden
    Sooo viele Bücher zu lesen … (Bildquelle: Patrick Tomasso)

    Wer an dieser Stelle einen Buchtipp haben möchte: „Anständig essen“ von Karen Duve hat Hanna zuletzt sehr begeistert. Seitdem sie das gelesen hat, versteht sie vegane Ernährungsweise nicht nur abstrakt, sondern kann sie auch emotional nachvollziehen. Und ist außerdem begeistert, dass dieses umstrittene Thema ohne jegliche Moralkeule besprochen wird.

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Beim lachenden Smiley könnte ich kotzen

Manchmal frage ich mich, ob ich alt werde. Aber es gibt da diesen kleinen beharrlichen Gedanken, der sagt, dass es nicht so ist und dass ich einfach nur Recht habe. Der Kern dieses inneren Streits sind immer öfter Emoticons. Versteht mich nicht falsch, ich habe trotz germanistischem Hintergrund keine Berührungsängste mit Emoticons, im Gegenteil. Meiner Meinung nach sind sie eine gute Möglichkeit, um Gefühle per Chat zu transportieren. Das ist v.a. dann hilfreich, wenn womöglich nicht ganz klar ist, wie eine Bemerkung gemeint ist – Ironie ist das beste Beispiel dafür. Es gibt auch Menschen, die mit Emoticons ganze Geschichten erzählen können. Für den täglichen Gebrauch finde ich das zwar etwas aufwändig, aber es ist eine interessante Möglichkeit, sich auch ohne Worte auszudrücken. Und natürlich praktisch für alle, die nicht malen können.

Lachender Smiley bei Kritik?

Gelegentlich frage ich mich aber, ob Emoticons hin und wieder mehr aus Dekorationszwecken verwendet werden. Zumindest passen sie auf den ersten Blick oft so gar nicht in den Zusammenhang. Einer meiner großen „Feinde“ diesbezüglich ist der lauthals lachende Smiley, der oft auch noch Tränen lacht. Bei einem Witz oder einer lustigen Begebenheit kann man den auch verwenden, keine Frage. Aber wenn man jemandem mitteilt, dass man anderer Meinung ist? Wird dieser Smiley ernsthaft dazu verwendet, um dem anderen klar zu machen, dass man ihn oder sie trotzdem noch mag? Oder ist es nicht eher doch ein virtuelles Auslachen der Person? Oder sogar Überheblichkeit, weil ja eigentlich völlig klar sein sollte, was gemeint ist? „Beim lachenden Smiley könnte ich kotzen“ weiterlesen

Karrierewege und andere Katastrophen: Alles fließt gibt’s jetzt auch als eBook

Kaum zu glauben, aber seit 2012 gibt es unser Blog Alles fließt. Wir kommen auf unglaubliche 324 Artikel (Stand 7.2.2017) und es werden beständig mehr. Einige Beiträge sind kurzlebig, aber es gibt auch die, die einem über Jahre hinweg im Gedächtnis bleiben, die man immer wieder weiterempfiehlt oder die man selbst noch einmal liest. Da wir es schade fanden, dass sie manchmal etwas untergehen, haben wir in diesem eBook ein Best-of gesammelt. Der Schwerpunkt liegt auf Artikeln rund um Karriere in der Buchbranche.

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Mit kununu den passenden Arbeitgeber finden

Als digitalaffiner Mensch geht man mit vielen Konzepten und Programmen erstmal recht kritisch um – da das Internet die neue Lebenswelt ist, möchte man auch, dass alles so komfortabel wie möglich ist. Eines der wenigen Tools, das ich extrem schätze und gern weiterempfehle, ist kununu. Das liegt nicht nur an der einfachen Bedienbarkeit, sondern an dem Konzept als solchem. Bevor ich eine Firma nicht auf kununu gecheckt habe, bewerbe ich mich nicht bei ihr. Und oft gibt gerade die kununu-Bewertung den entscheidenden Hinweis, ob sich eine Bewerbung lohnt oder nicht.

Worauf sollte man achten?

Natürlich vertraue ich den Bewertungen auf kununu nicht blind. Folgendes sind die entscheidenden Faktoren für mich: „Mit kununu den passenden Arbeitgeber finden“ weiterlesen

Der Wettbewerbs-Sommer

Foto eines Sommerloch-Stadtschilds
Klaus Graf @ Wikimedia Commons

Ein Wettbewerb jagt den nächsten. Die Teilnahmefrist für den Börsenblatt Young Excellence Award ist bereits vorbei – in meinen Augen allerdings nicht so schlimm ist, da dieser Wettbewerb bislang v.a. aus schönen Worthülsen besteht. Ich hatte überlegt, Dennis einfach aus dem Grund vorzuschlagen, damit den Preis zumindest jemand Vernünftiges gewinnt, aber wir waren uns dann doch einig, dass niemand einen Preis will, bei dem niemand anderes versteht, worum es eigentlich geht.

Aus einem ähnlichen Grund halte ich mich auch vom zweiten großen Wettbewerb des Sommers fern: Arena for Books vom Forum Zukunft. Es geht irgendwie darum, die Haptik des Digitalen sichtbar zu machen. Ich interpretiere es so, dass der Börsenverein in hehrer Absicht versucht, irgendwas Tolles für die Buchhandlungen zu entwickeln, damit die an dem ganzen E-Book-Geschäft besser teilnehmen können. An sich keine schlechte Idee, nur frage ich mich, wieso nach mehreren Jahren, in denen sich hier wenig getan hat, plötzlich DIE zündende Idee kommen sollte. Vor allem muss diese Idee sowohl E-Book-Käufern als auch Buchhändlern gefallen und allein das ist schwierig. Wer trotzdem sein Glück versuchen möchte, kann noch bis 25. August mitmachen.

Den Betreibern von Buchkarriere möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich dafür danken, dass sie mit Meine Buchbranche rockt einen Wettbewerb ins Leben gerufen haben, den ich sofort beim Lesen verstanden habe! Hier geht’s darum, Ideen zu posten, warum die Buchbranche rockt. Man kann zwar jetzt darüber streiten, ob sie das tut, aber alle, die das nicht tun, können per Tumblr, Facebook etc. bis zum 30. August teilnehmen.

Es gibt außerdem noch einen Wiederkehrer, den Virenschleuder-Preis. Den gibt’s seit mehreren Jahren und er erfreut sich zumindest im Online-Teil der Buchwelt großer Bekanntheit. Kurz gesagt geht’s um virale Marketingkampagnen – und zwar um keine Idee, sondern um die erfolgreiche Umsetzung davon. Nominierungen dafür kann man bis 26. September einreichen.

Der Wettbewerbs-Sommer nimmt also seinen Lauf … und kurz vor oder auf der Buchmesse gibt es dann viele viele Preisverleihungen.

P.S.: Wir würden an dieser Stelle ja gern einen Preis für den lustigsten, intelligentesten oder verschwurbeltsten Kommentar zu diesem Artikel ausschreiben, aber dann würdet ihr ja gar nicht mehr zu euren Messe-Vorbereitungen kommen ;).

Selfpublishing! Chancen und Herausforderungen …: Veranstaltungshinweis

Heute in einer Woche sitze ich zusammen mit Gunnar Siewert und Jennifer Jäger auf dem Podium einer Diskussionsrunde in München. Wermutstropfen: Für Nicht-Mitglieder bei JVM, Bücherfrauen und Autorinnenvereinigung kostet das Ganze Eintritt. Alle Infos in diesem Flyer.

11. Juli 2014 – 19:30

Selfpublishing!
Chancen und Herausforderungen für Verlage, Autor/innen und Medienmacher/innen

BücherFrauen – Women in Publishing e.V., Junge Verlagsmenschen e.V. und Autorinnenvereinigung e.V. laden ein:

Podiumsdiskussion am Freitag, 11. Juli, 19:30 Uhr
Giesinger Kulturbahnhof, Giesinger Bahnhofsplatz 1, München

Moderation: Sylvia Rein, selbstständige Producerin und Städtesprecherin der BücherFrauen München

Selbst bestimmen, wann ich wo was schreiben, veröffentlichen, lesen, kaufen und empfehlen möchte! Selfpublishing in digitaler Form nimmt rasant zu, hat in der Buchbranche bereits viel verändert, wird noch viel verändern. Wie gut oder schlecht ist das für die Beteiligten, also für Autorinnen, Leser/innen, Verlage, Agenturen, festangestellte wie freie Mitarbeiter/innen und den Buchhandel? Wer reagiert wie darauf – und wer agiert? Wir befragen die Indie-Autorin Jennifer Jäger, den Geschäftsführer und Gründer des Selfpublishing-Service BookRix, Gunnar Siewert, und Dennis Schmolk, Portalmanager beim Egmont-Verlag für die Autoren-Leser-Plattform LYX Storyboard – und natürlich das Publikum sowie Panel-Gäste aus Verlagen, Agenturen und anderen Bereichen der Branche. Wir sprechen über das neue Schreiben, Produzieren und Veröffentlichen sowie über neue Strategien, Arbeitsfelder und Qualifikationen.

Und nicht zuletzt über die brennende Frage: Brauchen Autoren eigentlich keine Verlage mehr oder aber: Rettet Selfpublishing gar die Verlage?

Vorab ein paar Zitate der Podiumsgäste zum Thema:

Jennifer Jäger, Indie-Autorin: „Ich denke, dass jeder Autor seinen eigenen Weg finden muss; ob Verlag, AgentIn oder Selfpublishing – letztendlich ist alles eine Typfrage. Wer sich nicht gerne vermarktet, sollte unbedingt zu einem Verlag gehen, der seine Autorinnen in dieser Hinsicht unterstützt. Wer nicht verhandeln kann oder will, braucht einen Agenten. Und wer gerne alles selbst bestimmt, für den ist Selfpublishing genau richtig.“

Gunnar Siewert, Geschäftsführer von BookRix: „Der größte Vorteil von BookRix ist das Selbstverständnis als Dienstleister für Autoren – konkreter: für alle Autoren. Es wäre falsch zu sagen, dass bei uns keine Selektion stattfindet, doch das wichtigste Wort in diesem Selektionsprozess spricht unsere Lesercommunity. Für uns hat das im Gegenzug den Vorteil, dass wir auf das Gespür der Leser zurückgreifen können, wenn wir in einen Titel mehr Arbeit investieren.“

Dennis Schmolk, Portalmanager LYX Storyboard: „Selfpublishing ist das, was man neudeutsch als ‚disruptive Entwicklung‘ bezeichnet und es stellt vieles in Frage, insbesondere festgefahrene Strukturen und tradierte Workflows. Selfpublishing kann man aus Verlagssicht als Problem betrachten – oder als Chance. Beide Perspektiven sind begründet und begründbar. Die Frage ist: Wie gehen wir mit dem Geist um, der die Flasche verlassen hat?“

Eintritt für Mitglieder der o.g. Verbände frei, sonst: 8 Euro (ermäßigt 4 Euro)
Fragen und Informationen an/bei: Sylvia Rein, Städtesprecherin BücherFrauen Tel. 0173 584 63 15

Warnhinweise auf Literatur – warum langfristig die Falschen leiden

Als ich anfangs die Meldung las, dass es in den USA Überlegungen zu Warnhinweisen auf Literatur gibt, war ich als eine der wenigen in meinem Umfeld nicht erschrocken und abwehrend, sondern ziemlich angetan. Dank der Gedanken von Barbara sehe ich das Thema jetzt etwas differenzierter und möchte sie euch daher nicht vorenthalten.

Foto von Barbara Hiller
© markusreuterphotography

Studenten in den USA plädieren für Warnhinweise auf Literatur. Im Ernst? Im Ernst. Bestimmte Inhalte, heißt es, könnten für bestimmte Menschen im Zusammenhang mit von ihnen durchlebten Traumata schädlich sein. So könnte die Szene einer Vergewaltigung z.B. bei Opfern sexuellen Missbrauchs zu einer posttraumatischen Belastungsstörung beitragen. Dabei ist die Definition der potenziell Betroffenen weit gefasst: Kriegsveteranen und Suizidgefährdete gehören dazu sowie Diskriminierte aller nur denkbaren Kategorien, vom Antisemitismus bis hin zur körperlichen Behinderung. So weit, so gut gemeint.

Hier lauert allerdings schon das erste Problem: Das sind ganz schön viele Kriterien, nach denen Unterrichtsmaterialien durchforstet werden müssten, und ganz schön vage. Denn ab wann sind Inhalte verstörend? Nicht nur zwischen Betroffenheitsgruppen, auch zwischen Individuen dürfte es hier deutliche Unterschiede geben. Die Menschen, von denen die Markierung verlangt wird, in diesem Fall also die Lehrbeauftragten von Universitäten, stünden so vor einer kaum bewältigbaren Aufgabe. Selbst wenn nach bestem Wissen und Gewissen ausgeführt, könnte immer noch ein Student eine Textstelle finden, die ihn persönlich verstört. Und dann? Würde er den Professor beim Rektor anzeigen, ihn vielleicht sogar verklagen? Kein Stoff wäre mehr „sicher“, selbst die Diskussionen im Unterricht müsste ein Dozent vorsichtig moderieren, einschränken, abwürgen. Die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlich brisanten Themen, die schließlich zur Kernaufgabe einer Universität gehört, wäre in so einem Klima nicht mehr möglich.

Aber nehmen wir an, ein Markierungssystem wäre tatsächlich für alle Varianten der Betroffenheit umsetzbar – welche Folgen hätte es? In erster Linie, ja, der Vergewaltigte könnte potenziell retraumatisierendem Stoff entgehen, die Suizidgefährdete sich vor, na ja … Weiterer Haken: Sie könnten sich auch gezielt Inspiration für ihr Vorhaben suchen. Davon aber mal abgesehen, nehmen wir an, die Markierungen hätten den gewünschten Effekt und die Betroffenen wären vor erschreckenden Erlebnissen sicher. Problem zwei also: Die Vorsicht der Dozenten, keinen falschen Schritt zu machen, würde auf Dauer dazu führen, dass bestimmte Themen nicht mehr so intensiv diskutiert würden. Dadurch würde die Scheu vor solchen Diskussionen zunehmen, und wäre der Teufelskreis erst einmal in Bewegung und die Warnhinweise nicht nur an der Uni eingeführt, würden sich vielleicht auch die Autoren bzw. deren Verlage gut überlegen, ob bestimmte Stoffe das abschreckende Label noch wert wären – Vergewaltigung innerhalb der Familie, das will doch heute keiner mehr lesen! Ein Geschichtsbuch zum Ersten Weltkrieg – versuchen Sie’s doch mal beim Konkurrenzverlag!

Und was würde das für Betroffene bedeuten? Ganz klar: eine geringere Wahrnehmung ihres Problems, dadurch weniger Aktivität zu dessen Beseitigung und gleichzeitig eingeschränkte Möglichkeiten, sich selbst damit auseinanderzusetzen, darüber zu sprechen, Hilfe zu holen. Langfristig hätten Warnhinweise der vorgeschlagenen Art also vor allem für die Betroffenen eine negative Auswirkung. Die einzigen, die wirklich davon profitieren würden, wären konfrontationsscheue Menschen, die sich aus Bequemlichkeit lieber in rosa Watte einwickeln als sich einzugestehen, dass diese Welt auch ihre unschönen Seiten hat und man – Achtung, Aufwand! – dagegen vielleicht sogar etwas unternehmen kann.

Barbara Hiller hat bei Dorling Kindersley ein Volontariat als Kinder- und Jugendbuchlektorin absolviert und ist nun auf Jobsuche. Sie bloggt auf www.schreibstoff.com, schreibt Artikel für die Zeitschrift Spotlight und liest gerade Wunder von Raquel J. Palacio. 

Du willst was mit Büchern machen? Gute Nacht!

Es gibt schönere Dinge auf dieser Welt, als einen Job in der Buchbranche zu finden. Für die, die es trotzdem versuchen wollen: Dennis und ich fühlen uns gerade weise genug, ein paar Erfahrungen aus unseren letzten Such-Phasen weiterzugeben.

Life comes first

  • Sich nicht über Arbeit definieren und Kontakt zu Freunden halten: Ein wichtiger Tipp, den mir ein Freund ehrenhafterweise schon frühzeitig gegeben hat. Wenn man sich über einen Job definiert – und irgendwie tun das die meisten von uns -, fällt in einer Such-Phase ein relevanter Pfeiler des Selbstwertgefühls weg. In der Folge ist man deprimiert und zieht sich sozial zurück. Genau das darf aber nicht passieren. Man muss sich vor Augen halten, dass jeder Mensch mehr wert ist als sein Job – viel mehr! Und gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, intensiven Kontakt mit seinen Freunden zu halten, weil die einen nämlich wieder daran erinnern. (Hanna)
  • Don’t stand alone: Das gilt nicht nur im Falle einer Zombie-Apokalypse, sondern eigentlich in jeder Krise. (Eigentlich-eigentlich immer.) Dabei ist es wichtig, sich nicht von den Erfolgsgeschichten von Leuten verunsichern zu lassen, deren Lebenslauf glatter, deren Auslanderfahrungen ausgedehnter und deren familiärer Hintergrund elitärer ist. (Ja, richtig geraten: In all diesen Punkten bin ich eine Niete.) Die leben nicht euer Leben, sondern ihres. Die krummsten Biographien haben zu den spannendsten Ergebnissen geführt. Einfach weitermachen! (Dennis)
  • Mit skurrilen Tipps umgehen lernen: Das ist einer der tückischeren Punkte, weil er etwas schleichend kommt. In den ersten Wochen geht jeder davon aus, dass man schon bald (wieder) einen Job haben wird. Und irgendwann hat’s immer noch nicht geklappt und dann wird die Familie/der Partner/der BWLer-Freund nervös und gibt eifrig Tipps – die bisweilen komplett an der Realität vorbeigehen. Was total nett gemeint ist, aber überhaupt nichts bringt. In solchen Fällen hilft es, tief durchzuatmen und sich sachlich zu verhalten. Und alle größeren Veränderungen vorsichtshalber mit den Freunden abklären, die die Lage halbwegs klar sehen. (Hanna)
  • Nicht jede Stelle annehmen: Ein Job ist ein Job ist ein Job. Das heißt, man macht ihn vorrangig aus einem Grund: Man verdient Geld. Jetzt bitte kein Kapitalismus-Bashing, ich bin selbst niemand, der einen 60-Stunden-80-Mille-Job machen will. Die Hälfte reicht mir vollkommen. (Ja, von beidem – das wäre toll.) Ein Job muss sich auch mit der eigenen Lebensrealität in Abgleich bringen lassen – man ist nur dann gut in einer Position, wenn man nicht das Gefühl hat, dafür sein restliches Leben zu opfern. Märtyrer gehören in die Geistesgeschichte, nicht in die Berufswelt. Begeht nicht Karōshi. Das ist es nicht wert. Man muss wissen, wann Feierabend ist. Kurz: Nehmt nur Stellen an, die eure Beziehungen, Interessen und Finanzen gleichermaßen fördern oder zumindest nicht zu stark belasten. (Dennis)

Know your stuff

  • Keine Initiativbewerbungen: Die hochgelobten Initiativbewerbungen sind meiner Erfahrung nach vollkommen gehyped. Die großen Verlage werden auch damit überrannt und die kleinen Verlage haben nicht die Möglichkeiten, mal schnell eine Stelle zu schaffen. Das Konzept bringt meines Erachtens nur etwas, wenn man einen gezielten Tipp bekommt, dass es bei einem bestimmten Unternehmen tatsächlich was bringt. (Hanna)
  • Nicht um jeden Preis nach dem vermeintlichen Traumjob suchen: Es gibt nicht nur einen Traumjob. Fast genauso wichtig wie die Jobbezeichnung sind die Kollegen, der Chef, das Unternehmen an sich, der Standort … Wenn eine andere Art von Job, an die man erstmal nicht gedacht hat, klappt, sollte man die nehmen! Erfahrungen sind prinzipiell immer gut und wenn man nach zwei Jahren immer noch seinem Traumjob hinterher trauert, kann man jederzeit einen neuen Versuch starten. Aber je mehr man sich fokussiert – in welcher Hinsicht auch immer -, desto weniger Angebote gibt es. (Hanna)
  • Netzwerken: Ja. Sagt jeder. Social Media, Konferenzen, Messen, Projekte, Initiativen. Machen aber irgendwie gar nicht viele und deswegen ist es ein guter Weg, sich zu profilieren. Zumindest während des Studiums und kurz danach, wenn man a) selbst noch nach Orientierung sucht und b) viel Zeit hat. Ehrenamt sollte natürlich nur ausgeübt werden, wenn man wirklich Spaß dran hat, aber dem Lebenslauf schadet es in Maßen auch nicht. (Dennis)
  • Agenturen, Agenturen, Agenturen: Wohnungen findet man am besten per Makler, wenn sich nicht zufällig etwas über private Kanäle ergibt. Und so ähnlich ist das auch mit Jobs. In der Kartei einer passenden Agentur aufzutauchen, ist jedenfalls nicht schädlich. Und manchmal führt es dazu, einen passenden Job zu finden. Probiert es! (Dennis)
  • Don’t give a sh**! Der wichtigste Tipp von allen: Regt euch nicht auf. Je wichtiger das Thema, desto weniger Aufregung hat es verdient. Benehmt euch wie Psychopathen, wenn es sein muss. Aber bleibt einfach ruhig und kommt irgendwie durch. (Dennis)

Also: Ruhe bewahren. Der Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler ist nicht gut. Es gibt sogar Vereine, die sich mit diesem Problem beschäftigen (wenn auch mit eher mediokrer Website). Das heißt aber auch, dass es allen so geht. Ein Job oder kein Job ist kein Indikator dafür, ob jemand eine gute Arbeitskraft ist oder nicht. Hanna neigt dazu, Arbeitssuche für ein komplettes Glücksspiel zu halten. Dennis denkt, dass das Prinzip hinter der Arbeitssuche antirational arbeitet: Je mehr man sich bemüht, desto schlimmer wird es.

And now to something completely different: Liebe Personaler …

Liebe Personalverantwortliche in den Verlagen – und natürlich auch in allen anderen Unternehmen -, wir müssen an dieser Stelle auch mal ein paar Dinge loswerden, die nicht gehen. GAR NICHT. Da wären:

  • Keine Eingangsbestätigung (v.a. bei E-Mail-Bewerbungen)
  • Keine Antwort (also so gar nie …)
  • Online-Bewerbungssysteme (funktionieren meist nie so, wie sie sollen, und sind überflüssigste Mehrarbeit, weil alles Wichtige eh schon im Lebenslauf steht)
  • Wochenlang nichts von sich hören lassen und dann spontan am Telefon fragen, warum man gerade an diesem Unternehmen interessiert ist (als ob man sich nur bei einem einzigen Unternehmen beworben und seine Unterlagen auswendig gelernt hätte …)

Liebe Bewerber, bei solchen Unternehmen solltet ihr dann auch zweimal darüber nachdenken, ob ihr da arbeiten wollt. Oder dreimal.

Du lernst einen Verleger auf einer Party kennen …

… was denkst du? Mit unserer November-Umfrage endet das Dreigespann der nicht ganz ernst gemeinten Meinungsbilder über die Akteure der Buchbranche. (Nein, nächsten Monat kommt nicht: „Du lernst jemanden auf einer Party kennen, der sagt er liest Bücher. Was denkst du?“)

Bashing, Kommentare und Feedback wie immer jederzeit willkommen!

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Sommerpause

Leider haben Dennis und ich unabhängig voneinander ziemlich turbulente Zeiten, weshalb wir es beide nicht schaffen, außer unserer Umfrage Artikel zu schreiben – was uns wirklich Leid tut, da wir dieses Blog gern mögen und die Kommunikation mit euch sehr schätzen. Daher bitten wir um euer Verständnis für diese „Sommerpause“ und hoffen, ihr bleibt uns trotzdem weiterhin gewogen. Wir sind zuversichtlich, dass sich in den nächsten Wochen alles einspielt und ihr bald wieder die gewohnten Kommentare, Interviews … lesen könnt.

Liebe Grüße

Hanna und Dennis

P.S.: Wenn ihr in der Zwischenzeit Artikelwünsche habt, gern Kommentar hinterlassen.

P.P.S.: Wenn ihr eine bezahlbare Wohnung in München oder Köln vermitteln könnt, bitte auch kommentieren oder uns direkt kontaktieren.