Lektoratserfahrungen (I): Das gute alte MS Word

Mit den Lektoratserfahrungen möchte ich die Leser ein wenig an meiner Tagesbeschäftigung, dem Lektorieren von eBooks bei dotbooks, teilhaben lassen, wenn mir schon die Zeit fehlt, hier wieder für umfassenderen Content zu sorgen.

Ich glaube, ich schreibe demnächst einen Ratgeber für angehende Lektoren. Die erste Zeit im Verlag hat mich schon diverse kleine Griffe und Kniffe gelehrt – kein Wunder, wenn man mit einer Software wie MS Word arbeiten muss.

Dazu gibt es nach aktuellem Stand wohl keine wirkliche Alternative, wenn es um die Erstellung von ePubs geht. Eine besonders mächtige Funktion: Suchen & Ersetzen. Ich hatte nicht erwartet, dass sich damit auch allerlei Formatierungsbefehle komfortabel handhaben lassen. Die Erkenntnis, dass man Zeilenumbrüche, geschützte Leerzeichen etc. pp. finden und direkt automatisiert editieren kann, spart eine Menge Zeit. Die Suche verfügt auch über eine regelrechte Syntax mit Wildcards und komplexen Ausdrücken. Wie immer ist hier natürlich Vorsicht geboten (zumal die Software häufig genug merkwürdige Dinge tut) – aber wofür gibt es die wichtigste Word-Funktion: „Rückgängig machen“.

Eine gute Funktionsübersicht der Suche findet sich übrigens z.B. bei der Uni Köln.

Autoren-Casting für crossmediale Inhalte

Bei Leander Wattig findet sich ein spannendes Interview mit dem Bastei-Entertainment-Cheflektor Jan F. Wielpütz  alias Stefan Bonner, in dem dieser über das Autorencasting für eine Fantasy-Reihe erzählt. Bei „Apocalypsis“ handelt es sich um einen digitalen Serienroman, der als App, Hörbuch, eBook und Mischprodukt erlebbar ist. Nicht nur das Produktdesign ist interessant, auch der Weg von der Idee zum Autor: Bei Bastei reifte zuerst das Romanthema, dann wurde ein Autor gesucht, der verschiedene mediale Kanäle berücksichtigt (Film, Spiel, Schrift, Ton, …). Leander stellt zurecht fest:

Für diesen wurde mit dem Autoren-Casting ein Ansatz der Autorengewinnung gewählt, den ich persönlich sehr interessant finde, weil ich glaube, dass er stark an Bedeutung gewinnen wird für Buchverlage, da sie auf diesem Wege gezielt Content-Marken aufbauen können, die dann auch ihnen gehören.

In den Kommentaren wurde u.a. schon kritisch angemerkt, dass dieser Ansatz gerade für Autoren nicht nur positive Seiten hat. Denn mit dem Aufbau einer verlagseigenen Content-Marke geht natürlich einher, dass viele Rechte des Autors an diesem Kosmos abgetreten werden müssen.