Die #dico16-Macher im Interview

Direttissima – The Conference ist eine eintägige Konferenz, die am 22.4. von 10–18 Uhr in der Alten Kongreßhalle, München, zum ersten Mal stattfindet: die #dico16. Wir haben die Macher hinter der Konferenz interviewt: Robert Goldschmidt und Felix Wegener von diretissima.

Sagt uns doch bitte eingangs in jeweils einem Satz, wer ihr seid, was ihr macht und worum es bei der #dico16 geht!

Wir sind die Inhaber der neuen Marketing- und Web-Agentur DIRETTISSIMA im Münchner Westend. Als eines unserer ersten Projekte veranstalten wir am 22.04.2016 die gleichnamige Konferenz für die Verlags- und Medienbranche.

Konferenzen gibt es viele, und jedes Mal, wenn man eine Ankündigung liest oder eine Einladung erhält, fragt man sich: Wofür braucht es jetzt ganz konkret diese Konferenz auch noch? Daher die Frage: Was erwartet die Besucher auf der direttissima, was sie nirgendwo anders bekommen? Was ist der wichtigste Mehrwert?

www.raimund-verspohl-portraits.com
www.raimund-verspohl-portraits.com

Wir haben gesehen, dass die meisten Veranstaltungsformate sehr auf die eigene Branche oder auf ein dezidiertes Thema konzentriert sind. Dabei werden andere Arbeits- und Lebenswelten angeschnitten oder über Keynotes aufgegriffen.
Wir wollen hierbei einen Schritt weitergehen und die Vielfältigkeit aller Branchen vorstellen. Es gibt unzählige Innovationsen- und Lösungsansätze für Probleme der Gegenwart. Diese entwickeln sich aber je nach Branche in unterschiedlichen Zeiten, Ausprägungen und Problemfeldern. Dass man voneinander lernen kann ist unbestritten. Wir möchten mit der DIRETTISSIMA eine Konferenz für die Verlags- und Medienbranche etablieren, die auf Branchendurchlässigkeit setzt und die Themen von Außen einholt.

Ihr wollt ganz gezielt die Buchbranche in der Themen- und Referentenwahl verlassen. Trotzdem sind mit Wibke Ladwig, Leander Wattig, Dirk von Gehlen und anderen die „alten Hasen“ unter den Buch- und Presse-Digitalos vertreten. Was ist euer Plan für den Brückenschlag über die Branchen hinweg?

Das auch Branchen-bekannte Referenten mit an Bord sind stützt nur unsere Idee und Denkweise. Denn die Perspektive muss auch für die vielen Teilnehmer aus anderen Branchen möglich sein. Die Auswahl der Speaker und somit die perfekte Mischung ist für eine – erstmalig durchgeführte – Konferenz auch immer ein spannender Prozess. Durch die Vielfältigkeit – auch bei bereits bekannten Referenten – der neuen Themen unterscheidet sich die DICO und versucht mit viel Austausch und Nähe den erwähnten Brückenschlag.

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Ein Blick über den Tellerrand [Metamorphosen]

Unsere Reihe Metamorphosen behandelt Lebens(abschnitts-)wege, die nicht ganz linear verlaufen. Quer-Ein/Aus/Um-Steiger (vor allem aus der Medienbranche) zeigen, dass es spannender geht als vierzig Jahre dasselbe zu machen.

Vertriebler. Das sind knallharte Jungs. So wie Leonardo DiCaprio als Wolf of Wall Street. Man sieht den Spaß am Verkaufen und den Nervenkitzel nie zu wissen, wie der Kunde reagiert oder was der nächste Augenblick einem bringt. Genau diese Magie hat mich in ihren Bann gezogen. Momentan sehe ich mich zwar noch nicht als knallharte Verkäuferin. Aber ich denke mir, man kann alles lernen. Es darf einem nur nicht langweilig werden. Doch stop, lieber alles der Reihe nach …

Als Buchwissenschafts-Erstsemestler in Erlangen hatte ich noch den großen Traum vom Lektorat. Von tollen spannenden Geschichten, in die man eintauchen kann. Aber dann veränderte sich durch jedes Praktikum, durch jeden Nebenjob mein Berufswunsch ein kleines bisschen mehr. Ich wollte keine Geschichten mehr schaffen. Ich wollte die fertigen Bücher unter die Leute bringen; Menschen damit glücklich machen; ihnen das Gefühl geben, genau das Passende für sich gefunden zu haben.

Kein Wunder, dass ich mich freute, als ich direkt im Anschluss an meinen Bachelor die Stelle als Vertriebsvolontärin in der Münchner Verlagsgruppe bekam. Das große „A“ wurde mir als Schwerpunkt meiner Tätigkeiten genannt. Und dass der Kunde wirklich meine meiste Zeit in Anspruch nehmen sollte, merkte ich schnell: Ich bekam einen umfassenden Einblick in Logistik, Verkaufspräsentationen, Verhandlungen, Auswertungen, Produktplatzierungen, Datenoptimierung und Marketingaktionen. Jeder Tag war eine neue Challenge. Jeden Tag checkte ich die Bestände und verfolgte freudig die Verkaufszahlen nach Presseterminen etc. Ich genoß viel Vertrauen und durfte recht schnell eigenständig und selbstverantwortlich arbeiten. Das hat mich nicht nur vertrieblich, sondern auch persönlich gefordert und – wie ich denke – weitergebracht. Es war eine wirklich sehr lehrreiche Zeit (Danke liebe Sigrid!). Jedoch habe ich auch gemerkt, dass es wohl noch nicht alles gewesen sein kann. Ich hatte keine Lust mehr jeden Tag zwei bis drei Stunden zur Arbeit zu pendeln und abhängig von Bahnstreiks, Unwetter etc. zu sein. Ich hatte auch Lust etwas komplett Neues auszuprobieren: Neue Produkte, neue Kunden, neue Märkte. Nur eins war für mich klar, ich wollte im Vertrieb bleiben. So machte ich mich gegen Ende meines Volontariats auf die Suche nach weiteren Herausforderungen …

… die ich dann auch schon sehr bald bei Suxxeed fand. Hier vertreibe ich keine Bücher mehr, sondern arbeite im Telekommunikationsbereich. Ich kämpfe jeden Tag nicht mehr nur mit dem Problemen von einem großen Kunden, sondern habe genau das, was ich wollte: andere Produkte, viele unterschiedliche Kunden und einen für mich komplett unbekannten Markt. Ich habe manchmal das Gefühl, es gibt dort 1000 verschiedene Akteure und ich muss erst schauen, wo mein Platz ist und muss diesen dann auch auf Dauer behaupten.

Ich bin gespannt, wie mein Leben weitergeht. Was ich aber auf keinen Fall bereue ist, dass ich mich auf etwas Neues eingelassen habe. Sofort ab meinem ersten Tag habe ich mich in meinem Team wohlgefühlt. Meine Kollegen haben mich offen und herzlich empfangen. Ich habe irgendwie gemerkt, dass wir alle etwas gemeinsam haben. Das ist Kampfgeist, Teamspirit, Offenheit und vor allem Spaß daran, mit Menschen zu sprechen und zu arbeiten. Natürlich ist es auch wichtig, dass man von seinem Produkt begeistert ist und sich damit identifizieren kann, aber am Schluss, denke ich, zählt die Freude an der Arbeit, auf die es ankommt, und die habe ich nicht nur in der Buchbranche gefunden. 🙂

Veronika Geis hat nach ihrem Abitur Buchwissenschaft und Germanistik an der FAU Erlangen studiert. Mit einem Volontariat bei der Münchner Verlagsgruppe GmbH stieg sie ins Berufsleben ein. Heute lebt sie in Nürnberg und arbeitet beim Vertriebsdienstleister Suxxeed GmbH als Junior Account Manager. [Xing] [Facebook]

Medienwandel: Das Telefon nervt!

Telefonieren nervt mich. Nicht immer – es gibt Sachen, die lassen sich in 5 Minuten am Telefon klären, würden aber stundenlangen Mailkrieg bedeuten. Es gibt Sachen, die bergen bei schriftlicher Kommunikation großes Konfliktpotenzial, während die Umstände ein persönliches Treffen nicht zulassen. In einer „Telefonkonferenz“ (oder einem Hangout) lässt sich auch oft besser brainstormen als via Mail, Chat, Messenger.

Aber meistens nervt das Telefon, besonders, wenn ein spontaner Anruf den Workflow zerschießt oder man sich mehrfach verpasst und aneinander vorbei telefoniert. Eine Mail kann ich in beiden Fällen genau dann beantworten, wenn ich Zeit und Muße dafür habe. Das sehe zum Glück nicht nur ich so, sondern auch z.B. Frank Krings (Pressemann der Frankfurter Buchmesse):

Selbst auf dem Telefon bildet sich eine Staubschicht. Denn Telefonieren ist für mich einer der unhöflichsten Kommunikationskanäle. Man bimmelt andere Menschen aus ihrem Workflow heraus um JETZT – genau JETZT – eine Information zu bekommen.

Oder der ZEIT-Autor Stefan Schmitt, der uns einen schönen Anti-Telefon-Rant zu Weihnachten schenkte:

Dies wird keine Kritik der ständigen Erreichbarkeit, kein Always-online-Lamento. Im Gegenteil, ich mag den Fortschritt und hätte gern mehr davon. Telefonieren aber ist rückständig, eine Kulturtechnik des letzten Jahrhunderts.

Eine der schönsten Argumentationssammlungen zum Thema bietet aber mein Lieblingsprovider Uberspace (auf deren Server auch Alles fließt läuft):

Wenn du Fragen hast, wende dich per Mail an uns. Mails können wir demjenigen im Team zuweisen, der am meisten Ahnung vom angefragten Thema hat; wir können Vorgänge von einem Kollegen zum anderen übergeben, ohne dass der alles nochmal fragen muss; wir können dir auch Jahre später eine früher mal gegebene Antwort erneut raussuchen. Manchmal müssen wir schlicht auch einfach erst etwas prüfen oder nachschlagen, bevor wir dir eine fundierte Antwort geben können – die kommt in den allermeisten Fällen in unter 24 Stunden.

Aber es gibt noch mehr Gründe, warum wir auf Telefonsupport verzichten: URLs lassen sich nur wahnsinnig schlecht am Telefon diktieren, und Screenshots verschicken sich per Mail auch viel besser, als dass sie sich mündlich erklären lassen. Zu guter Letzt ist Telefonsupport bei der Größe unseres Teams schlicht und einfach schwer zu bewältigen und ein Callcenter oder ähnliches kommt uns aus den oben genannten Gründen nicht in die Tüte.

Seien wir doch mal ehrlich: Wer telefoniert heutzutage noch, wenn es auch anders ginge?

  • Verliebte
  • Beste Freundinnen (wobei mir diese Welt als Mann recht verschlossen bleibt)
  • Drückerkolonnen in Telefonzentren
  • Tech-Support-Mitarbeiter, aber nur, wenn die Kunden keinen besseren Weg geboten bekommen oder zu alt sind
  • Hotel-Rezeptionen, die das als „Service“ missverstehen (und einen zwingen, Mailadressen falsch zu buchstabieren)
  • Meine Oma

Selbst meinen Eltern habe ich Mail als Standard-Kanal antrainiert.

Also: Mut zur Mail!

Update 16.06.2016:
Das Thema „Telefonschwäche“ ist gar nicht so selten, wie man diesem Blogpost, dem Reblog bei Edition f und auch älteren Artikeln bei z.B. SPON entnehmen kann.

Support, Beratung, Conversion und Kundenbindung: Live-Chat-Systeme

Für unser Projekt digital.danach bin ich kürzlich über ein spannendes Tool gestolpert: Live-Chat-Systeme. Ihr kennt das vielleicht: Ihr surft auf eine Website und plötzlich öffnet sich ein Chat-Popup, in dem ihr gefragt werdet, ob man euch helfen kann. Falls ihr das noch nicht kennt, surft auf Snapengage und haltet euch dort eine Zeit lang auf. Vielleicht bietet euch auch euer Hosting- oder Mobilfunkprovider Support mittels eines Chats an.

Was bringt das nun? Angeblich jede Menge Verbesserung bei Conversions, bessere Kundenbindung und aktive Ansprache. Ich kann mir für die Zukunft zwei Szenarien vorstellen: Erstens, dass das das neue große Ding in der direkten Kundenansprache wird. Dann darf bald jeder Website-Beauftragte kleiner und mittlerer Unternehmen die Seitenbesucher anschreiben.

Ist das gruselig?

Zweitens ist vorstellbar, dass User diese Art der Ansprache als Gängelung empfinden und es sehr schnell wieder eingestampft bzw. auf wirklich supportintensive Seiten oder hochaktive Zielgruppen beschränkt wird. Ich sehe spontan einige Argumente für das zweite Szenario: Der erste Eindruck war gruselig, von einem Menschen durch die Seite verfolgt zu werden. Ich weiß, dass Tracking-Algorithmen dasselbe tun, aber es fühlt sich anders an, wenn ich darauf durch einen Menschen aktiv hingewiesen werde.  Und dass mich ein Mitarbeiter aus Berlin kontaktiert, weil ich eine deutsche IP habe, aber einer aus NYC, wenn ich eine amerikanische nutze.

Wie lässt sich das nutzen?

Man sieht, was jemand tippt - auch ohne Absenden.
Man sieht, was jemand tippt – auch ohne Absenden.

Aber zur spannenden Frage der Umsetzung: Aus Gründen der Einfachheit (und der Kosten) habe ich mich dazu entschieden, das Tool von tawk.to in digital-danach einzubinden. Das geht schnell: Registrieren, Seite anlegen, Plugin für WordPress installieren, aktivieren und einrichten. Das kostet etwa 5 Minuten und keinen Cent. Ich kann bestimmen, was das Popup sagt, wenn ich offline bin (etwa mein Gesprächszeiten) und sehe auf einem komfortablen Dashboard alle Besucher, eingehenden Chatanfragen und Aktivitäten. Gruselig wird es aber auch hier: Ich sehe, was Chatpartner tippen – nicht nur, was sie absenden. Mein schlechtes Gewissen wird auch durch die Mobile-App (Android, auch iOS). nicht beruhigt und führt dazu, dass ich rasch die Datenschutzbestimmungen aktualisiere.

Datenschutz & Alternativen

Der Besucher wird anhand der IP identifiziert und lokalisiert. ZenDesk oder Router-Neustart helfen ...
Der Besucher wird anhand der IP identifiziert und lokalisiert. ZenDesk oder Router-Neustart helfen …

Immerhin trackt das Tool nur die IP – es werden bis dato offenbar keine Cookies verwendet, um wiederkehrende Besucher mit neuer IP zu identifizieren. Das beruhigt zumindest im Ansatz. Allerdings werden die Nutzerbewegungen und personenbezogene Daten (IP, Provider) auf einem litauischen Server gespeichert. Eine ebenfalls kostenlose, selbstgehostete Alternative ist LiveZilla (das auch für kostenpflichtige Chats genutzt werden kann). Nachteil: Hier kann ich nur einen CallcenterChat-Agenten anlegen, mehrere Agenten bedingen die kostenpflichtige Lösung (ab 70 Euro).

Was mich interessiert: Habt ihr Erfahrungen mit Live-Chats und könnt mehr zu rechtlichen und praktischen Fragen sagen?

Eins, zwei, fertig – Beitrag zur Blogparade #jetztentscheideich

Meine letzten Entscheidungen drehten sich um Jobangebote. Also durchaus wichtige Entscheidung, von denen man denkt oder sagt, dass man sie mit Bedacht fällen sollte. Trotzdem habe ich im Nachhinein festgestellt, dass sie eigentlich schon innerhab weniger Sekunden von meinem Bauchgefühl entschieden worden waren. Alles andere danach war eher der Gegencheck aus rationaler Sicht, ob die Entscheidung wirklich richtig war oder nicht doch zu überstürzt getroffen wurde. Im folgenden Artikel beschreibe ich, wie Entscheidungsfindungen bei mir vonstatten gehen und worauf ich dabei besonders achte.

  1. Ohne fundiertes Wissen geht nix!
    Eine wichtige Voraussetzung, um guten Gewissens gute Entscheidungen treffen zu können, ist meines Erachtens, genug über den Fall zu wissen. Wenn ich ahnungslos bin, wie ich mich entscheiden soll, liegt das oft daran, dass ich noch zu wenig weiß – über das Thema an sich, über die möglichen Folgen und Auswirkungen oder auch über beteiligte Personen. Das ist zum Beispiel auch der Fall, wenn ich im Supermarkt stehe und die Wahl zwischen zehn verschiedenen Sorten Müsli habe. Sobald ich aber meine Laktose-Intoleranz, den Wunsch nach wenig oder keinem Zucker und nach möglichst wenig Kohlenhydraten einbeziehe, verringert sich die Auswahl sukzessive und ich kann nach meinen persönlichen Geschmacksvorlieben entscheiden. Natürlich können auch weitere Faktoren wie der Preis oder die Farbe der Verpackung (*räusper*) eine Rolle spielen. Aber letzten Endes geht es nicht darum, alle potenziellen Faktoren einzubeziehen, sondern nur die, die für einen selbst wichtig sind. Kurz: Wissensqualität vor Wissensquantität.
  2. Ausgeruht sein
    Klingt ziemlich banal, zugegeben. Ist aber ein Faktor, der mir jedes Mal wieder auffällt, wenn ich vor besagtem Supermarktregal stehe. Oft bin ich müde vom Arbeitstag und dazu geflasht von der großen Auswahl. Umso schwerer tue ich mich damit, eine optimale Entscheidung zu treffen. Und klar, irgendwie schmecken die Nudeln ja alle gleich, aber das Prinzip lässt sich trotzdem auf weitere Bereiche übertragen. Ich weigere mich mittlerweile, an Tagen, an denen es mir nicht gut geht – weil ich schlecht oder zu wenig geschlafen habe, krank bin oder was auch immer –, schwer wiegende Entscheidungen zu fällen oder auch nur intensiv über wichtige Themen nachzudenken. Beim Nudelkauf kann ich nicht viel passieren, aber bei wichtigeren Fällen kann einiges schiefgehen, da ich weiß, dass ich viel negativer als sonst über alles denke. Und in diesem Zustand will ich keine Entscheidungen treffen. (Ich weiß, das klingt ein bisschen so, als wäre mal etwas schief gelaufen. War aber nie der Fall. Zum einen, weil ich mich sowieso gern zurückziehe, wenn ich zu müde bin, und einfach ein paar Stunden Serien gucke. Zum anderen, weil ich mich, wenn doch mal dringende Entscheidungen anstehen, in der Regel auf mein Adrenalin verlassen kann. Ich stehe dann genug unter Strom, um all die Dinge zu erledigen, die erledigt werden müssen. Sprich: Wenn ich funktionieren muss, tue ich das meistens, auch wenn ich überhaupt keine Lust darauf habe.)
  3. Bauchgefühl sticht
    Prinzipiell entscheidet nicht mein Kopf, sondern mein Bauchgefühl. Das bezieht natürlich das bisher gesammelte Wissen und die Erfahrungen ein. Trotzdem ist es ein bisschen irritierend, beim Abwägen der Argumente festzustellen, dass die Entscheidung innerlich längst getroffen wurde, und sich jegliche andere Entscheidung überhaupt nicht gut anfühlen würde. Nichtsdestotrotz finde ich es gut und in gewisser Weise auch beruhigend, dass mein Bauchgefühl so schnell reagiert und damit sicherstellt, dass ich nicht aus den falschen Gründen Entscheidungen treffe. Ich habe vor Kurzem ein Angebot für einen Job bekommen, der zwar einige interessante Punkte hatte, aber im Großen und Ganzen nicht zu mir passte. Mein erster Gedanke, als ich die Zusage las, war „Oh verdammt, das war der Job, den ich eigentlich nicht haben wollte“. Ich habe ein paar Stunden darüber nachgegrübelt und Argumente gewälzt, bis meine rationale Seite vor meinem Bauchgefühl, das sich die ganze Zeit schon gewehrt hatte, kapituliert hat. Denn der bestbezahlte Job nützt gar nichts, wenn das Aufgabengebiet nicht meinen Stärken entspricht und ich mich für zu viele Tätigkeiten einfach nicht begeistern kann.
  4. Nicht beharren
    Ein essenzieller Faktor, wenn man Entscheidungen so schnell trifft wie ich, ist, weiteren Leuten oder Beteiligten immer noch zuzuhören, auch wenn man die Entscheidung (für sich) schon getroffen hat. Denn oft übersieht man im Eifer des Gefechts doch etwas – dann auf seinem Standpunkt zu bestehen, finde ich kontraproduktiv gegenüber der Sache. Dafür ist die Voraussetzung, dass andere Menschen sich in meiner Gegenwart wohl genug fühlen, ihre Meinung offen zu äußern und mit mir zu diskutieren. Ich gebe mir seit Jahren (meiner Ansicht nach erfolgreich) Mühe, meinen Freunden und Projektpartnern den Raum für eine gegenteilige Meinung zu bieten, weil ich überzeugt bin, dass man nicht alles selbst reflektieren kann und Anstöße von außen braucht. Idealerweise spielt man sich dabei irgendwann aufeinander ein. Vor ein paar Jahren habe ich in diesem Rahmen beispielsweise das Feedback bekommen, dass man mir, bevor ich den Mund aufmache, nicht ansieht, in welche Richtung meine Meinung gehen wird, und mich daher überhaupt nicht einschätzen kann. Da ich aber gerade im Freundeskreis will, dass meine Freunde mich einschätzen können, versuche ich seitdem, mich offener und dadurch auch allgemein zugänglicher zu verhalten.
  5. Sich selbst vertrauen
    Ein letzter Tipp, den ich an den Leser bringen möchte, ist der, sich selbst zu vertrauen. Bei vielen Entscheidungen, die man nicht oder nur schwer trifft, sind meist auch Ängste im Spiel. Es ist wichtig, dass man sich darüber bewusst ist, wenn man sich aus Angst anders entscheidet, wie man es ohne tun würde. Gegen diese Ängste hilft bei mir oft, rational gegenzusteuern und mir zu überlegen, was der schlimmste Fall wäre, der eintreten könnte. Und die diffuse Existenzangst der Geisteswissenschaftler, man könnte unter der Brücke landen, wird so innerhalb kurzer Zeit zur Erkenntnis, dass man auch in arbeitslosem Zustand im deutschen Sozialsystem eigentlich ganz gut aufgehoben ist und sich zumindest ums reine Überleben keine Sorgen zu machen braucht. Daher habe ich mir auf die letzten besorgten Fragen während der Jobsuche eine Standardreaktion bereitgelegt, um gar nicht erst in Versuchung zu geraten, mich von der Unruhe meiner Gegenüber anstecken zu lassen: Beruhigendes Lächeln mit dem Satz „Ich lebe und ich bin gesund. Der Rest wird sich finden.“

Die berühmte Ausnahme I …

All das funktioniert ein bisschen schlechter, wenn ich Panikattacken kriege, weil akut was schief gegangen ist. Kommt schon immer mal wieder vor, zuletzt bei diesem Artikel, der bereits am 13.10. in der Entwurfsfassung versehentlich online gegangen ist – sorry an alle, die ihn schon in diesem frühen Stadium gelesen haben! Da ich in diesem Moment selbst etwas aus der Fassung war, habe ich meinen Blogpartner Dennis um Rat gefragt. Nach ein bisschen Hin und Her haben wir uns dann auf die Lösung geeinigt, dass ich den Artikel zwischenzeitlich offline nehme, bevor ich ihn in überarbeiteter Form wieder online stelle.

Freunde um Rat fragen ist sowieso immer eine gute Option, allerdings ist wichtig, dass diese sich halbwegs mit dem Thema auskennen und/oder einen als Person sehr gut kennen. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass gut gemeinte Tipps kommen, die einem überhaupt nicht weiterhelfen (vgl. den Abschnitt „Mit skurrilen Tipps umgehen lernen“ im Artikel Du willst was mit Büchern machen? Gute Nacht!). Denn letzten Endes muss man die Verantwortung für das, was man tut, selbst tragen. Natürlich würden wir uns alle öfter gern darum drücken – man denke nur daran, dass zwei oder mehr Leute in ein Restaurant gehen und niemand vorschlagen möchte, an welchen Tisch man sich setzt. Aber bevor man drei Minuten am Restauranteingang den Weg versperrt, sollte man sich lieber ein Herz nehmen und hinsetzen, auch wenn es genau an diesem Tisch ziehen könnte.

… und noch eine Ausnahme II

Eine weitere Situation, in der es anders läuft, gibt es dann, wenn keine konkrete Entscheidung zu treffen ist. Also nicht eine wie die, ob ich jetzt zur Buchmesse fahre oder lieber Geld spare – leider lief es in diesem Jahr auf die Sparvariante raus -, sondern die, wo ich eigentlich hin will in meinem Leben. Ob ich glücklich bin, wie ich mich beruflich entwickeln will usw. Diese „Entscheidungen“ geschehen sehr viel langsamer als die anderen. Zum einen, weil überhaupt die Notwendigkeit, dass ich eine Entscheidung treffen muss, erst viel später sichtbar wird als sonst. Zum anderen sind die Möglichkeiten viel weitreichender als bei „Standard-Entscheidungen“ und überhaupt stellt sich dann auch die Frage nach der Umsetzung, weil man im krassesten Fall aus einem bestehenden System ausbrechen muss und das nicht immer von heute auf morgen machen kann oder will.

Um ein bisschen konkreter zu werden: Das letzte Mal, als ich an dem Punkt war, dass sich jetzt etwas ändern muss, war vor etwa einem halben Jahr. Mein Körper hat stark gegen die damalige Situation rebelliert, ich war oft krank und hatte Probleme, mich zu entspannen. D.h. mir war durchaus bewusst, dass ich etwas verändern sollte, aber wie so oft war es mitten im Chaos oft schwer, an den Rand zu treten und wieder den Überblick zu bekommen. Geholfen hat eine Woche Urlaub in Südfrankreich fast ohne Internet, dafür mit guten Freunden, guter Lektüre und viel Zeit zum Durchatmen und Nachdenken. Danach hatte ich einen groben Plan und konnte mit Freunden darüber reden und mir weitere Ideen holen.

 

Dieser Beitrag ist die Teilnahme an der Blogparade #jetztentscheideich Über Entscheidungen und den Weg dorthin von Ute Blindert auf businessladys.de.

Copyright Beitragsfoto: Shena Tschofen by flickr cc

#bloggerfuerfluechtlinge

So, wir sind jetzt auch dabei. #bloggerfuerfluechtlinge ist eine private Initiative, um die Flüchtlingshilfe zu unterstützen, denn hier ist gerade einiges im Argen und es klappt ohne ehrenamtliche Hilfe von uns allen nicht mehr. Wir verweisen für die Vielgeschäftigten gern auf den Spendenaufruf, aber möchten zusätzlich noch ein paar weitere Projekte und Möglichkeiten vorstellen, wie man sich für eine menschenwürdigere Aufnahme von Flüchtlingen einsetzen kann.

Crowdfunding-Projekt Kiron University

Auf Startnext wird aktuell für das Projekt Kiron University gesammelt. Es geht darum, auch Flüchtlingen, die meist ohne Papiere und Zeugnisse hier sind, ein Studium zu ermöglichen. Ohne bürokratische Hürden, dafür mit namhaften Kooperationspartnern.

Selber anpacken

Alle größeren Städte informieren und koordinieren mittlerweile recht viel über Internet. München hat beispielsweise hier eine Übersicht erstellt, wie man wo helfen kann, davon unabhängig gibt’s hier eine Facebook-Gruppe mit aktuellen Infos. Sachspenden übergeben ist eine Möglichkeit, ehrenamtliches Engagement eine andere, mich hat’s auch schon in die VoKü zum Gemüse schnippeln verschlagen. Schaut einfach mal, was euch taugt, denn die Aufgaben sind mittlerweile so vielfältig, dass für jeden was dabei ist!

Wohnung teilen

Wer weder Zeit noch Geld, dafür aber Platz hat, kann sich bei „Flüchtlinge willkommen“ melden und einen Flüchtling aufnehmen. Von der Verständigung her womöglich ein bisschen wie Schüleraustausch, aber das hat dem Spaß ja schon damals nicht geschadet.

Sich was ausdenken

Da die ganze Situation für alle Beteiligten neu ist, ist auch jede Menge Raum da, um sich was Kreatives auszudenken. Dennis hat beispielsweise dem Rewe-Support eine Idee geschrieben, wie man einen Spenden-Account im Onlineshop einrichten könnte. Zwei Bachelor-Absolventen haben sich eine Jobbörse für Flüchtlinge ausgedacht, über die mittlerweile in vielen Medien berichtet wurde. Der Journalist Enno Lenze hat eine Petition gestartet, damit die Gewinne der TV total Pokerstars.de Nacht in einem bestimmten Fall nicht an den Promimenten gehen, sondern gespendet werden.

Genau solche Ideen machen wiederum allen anderen Mut, sich auch etwas zu überlegen – habt daher keine falsche Scheu, euch Projekte zu überlegen und auch wirklich laut dafür zu trommeln. Dennis und ich helfen gern dabei!

Lohnt sich das mit den Büchern überhaupt? Event in Düsseldorf

Am 5.9. habe ich die Ehre, im Rahmen einer Veranstaltung der Jungen Verlagsmenschen zu moderieren. Mein etwas provokanter Titelvorschlag „Lohnt sich das mit den Büchern überhaupt?“ wurde leider abgelehnt, sodass die JVM nun unter dem etwas optimistischeren Motto „Weiterkommen mit Büchern? Bewerbung und Einstieg in der Buchbranche“ laden.  Hier die Infos zum Event und die offizielle Einladung:

Am 05. September 2015 bieten wir in Kooperation mit KUBUS (Programm zur Berufsorientierung und Praxisqualifizierung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) eine Veranstaltung an der Universität Düsseldorf zu Bewerbungen und Karriereperspektiven in der Buchbranche an. Studierende, Jobneulinge und Interessierte sind herzlich eingeladen, sich über Einstiegsmöglichkeiten, Bewerbungsstrategien und Berufswege zu informieren.
Weitere Informationen und Anmeldung: https://tinyurl.com/Einstieg-in-die-Buchbranche.Für Mitglieder der Jungen Verlagsmenschen e. V. ist die Teilnahme kostenlos, für alle anderen kostet die Teilnahme 10 € (inklusive Mittagssnack, zzgl. 1,35 € Anmeldegebühr).

„Lohnt sich das mit den Büchern überhaupt? Event in Düsseldorf“ weiterlesen

WordPress aktualisiert: 4.3 bringt Favicon, simples Markdown und deaktivierte Kommentare

ich unterhalte parallel einige WordPress-Instanzen. Beim morgendlichen Login begrüßten mich heute alle Installationen mit dem Hinweis, ich solle Version 4.3 „Billie“ installieren.


Die neuen Features, die das Leben erleichtern sollen

  • Der visuelle Editor kann jetzt simples Markdown. Listen lassen sich mit einfachen Minus-Zeichen anlegen. Vielleicht aktiviere ich ihn jetzt wieder – bislang habe ich fast alles im Text-Editor gemacht …
  • Ein doppeltes Rautenzeichen (##) am Anfang einer Zeile sorgt für eine Formatierung als H2, drei Rauten für eine H3 usw.
  • Favicons lassen sich über den Customizer anlegen. Die Anforderungen: Quadratisch und mindestens 512*512 Pixel, damit das auch als App-Icon funktioniert

Kommentare auf Seiten per default aus

WordPress-Blogger mit vielen statischen Seiten aufgepasst: Kommentare sind auf Pages ab sofort standardmäßig deaktiviert. Das heißt, sie müssen manuell in den Seiteneinstellungen aktiviert werden. Beiträge sind natürlich nicht betroffen. (Das wäre ja auch etwas merkwürdig bei einem Kommunikationssystem Blog.)

Fazit: Noch etwas komfortabler

Über mangelnden Komfort kann man bei WP ja ohnehin nicht meckern. Favicons ohne Serverzugriff und Plugins sowie Markdown, das auch dressierte Affen anwenden können sollten, erhöhen den Komfort jetzt noch ein kleines bisschen.

Immerhin sind das freundlichere Nachrichten als die ansonsten übliche Neuigkeit, dass „22 Sicherheitslücken geschlossen“ wurden.

Beitragsbild: Screenshot: WordPress

Kundenorientierung aus der Hölle: Staples und GLS

tl;dr: Ich lasse ab jetzt die Finger von Staples.de und allgemein von Services, die nur per GLS versenden. Amazon+DHL funktioniert einfach.

Disclaimer: Ich bin gerade Wutbürger, daher ist das hier ein Rant. Entsprechend subjektiv und verallgemeinerungsresistent sollte das hier gelesen werden. Wenn man denn nicht (vernünftigerweise) allgemein die Augen von Rants fernhält. (Rants sind ja meistens nur für den Verfasser relevant und emotional bedeutsam.) Festhalten möchte ich, dass ich mit den meisten Webshops schlechte Erfahrungen gemacht habe, wenn sie nicht Amazon hießen und mit DHL verschickten. Staples/GLS ist nur ein Beispiel.

Neulich musste ich eine knappe Stunde Weg zurücklegen, um ein Paket abzuholen, das GLS bei einer Wäscherei abgeliefert hatte. Das ist an sich schon nicht schön, aber, und jetzt wird es philosophisch: Da steckte ein verkorkstes System dahinter.

Bestellt hatte ich am Sonntag, im Vertrauen auf den Website-Hinweis: „Bei einer Bestellung vor 16:00 Uhr erfolgt die Lieferung regelmäßig innerhalb von 24 Stunden.“ Leider war dem nicht so, am Montag erhielt ich nur die Versandbestätigung und Lieferankündigung. Leider war der Dienstag schon verplant, und eine „Umbestell“-Möglichkeit fand ich nicht. Erste Mail an Staples mit Rückfrage, warum sich der Versand verzögert: Bis heute keine Antwort.

Am Dienstag kam ich irgendwann heim, konnte ein anderes Paket (DHL) bei einem Nachbarn abholen, und fand die bestellte Ware von Staples vor der Tür, in einem riesigen Karton. Im Briefkasten der Hinweis, dass die Ware bei einem Nachbarn abgegeben wurde. Seltsam. Paket ausgepackt und siehe da: Ein Teil der Lieferung fehlt. Da ist nur ein Flipchart, nicht die Blöcke. Also beim Nachbarn, der auf der Benachrichtigung stand, nachgefragt. Da steht nichts mehr. Zweite Mail an Staples: Bis heute keine Antwort.

Am nächsten Tag, also Mittwoch, fand ich dann einen weiteren Benachrichtigungszettel im Briefkasten, dass ich ein Paket bei einer Wäscherei abholen solle. Kurz meine Kombinationsgabe getestet: Das müssen die Blöcke sein. Keine Mail an Staples, die antworten ja eh nicht.

Am Freitag habe ich dann das Paket in der Wäscherei abgeholt – siehe, es sind die Blöcke.

Ich fasse zusammen: Ich bestelle bei Staples in der Annahme, die Ware würde am nächsten Werktag (=Montag) geliefert. Dem ist nicht so: Montag kommt nur die Paketankündigung. Dienstag bin ich nicht da, als die Lieferung in zwei Paketen kommt (ich hatte es ja auch für Montag erwartet). Der faule GLS-Bote (Achtung! Stereotyp!) lässt das größere der Pakete da, nimmt das kleinere wieder mit und stellt es eine halbe Autostunde und eine volle ÖPNV-Stunde entfernt ab. Hätte ich nicht eine Woche Urlaub gehabt, wäre meine Ware vermutlich nie zu mir gelangt.

Und was lernen wir daraus? Wir bestellen ab jetzt alles und jedes mit Amazon Prime. Da kann man DHL an Packstationen oder auf Wunschtermine verschieben lassen, kann auch einfach mit etwas Köpfchen so bestellen, dass die Ware wie gewünscht ankommt, und die Postboten von DHL machen auch keine so merkwürdigen Scherze wie die halbe Lieferung abzustellen und die andere Hälfte wieder mitzunehmen (um den Kunden zu ärgern?).

Ich bin kein reiner Verfechter von Amazon, viele Punkte sehe ich kritisch; aber eines hat man da kapiert: Man sollte dem Kunden ein angenehmes Erlebnis verschaffen. Und das kriegen die komischerweise immer hin. Liebe GLS und Staples dieser Welt: Ihr steht unter massivem Konkurrenzdruck. Nehmt euch das mal zu Herzen und tut zumindest, was ihr könnt: Informiert den Kunden (DHL schickt mir immer Mails mit dem Status meiner Lieferung). Antwortet auf Mails. Macht keine merkwürdigen Dinge. Arbeitet kundenorientiert. Aber das sind so Sachen, die man den Buchbranchenakteuren auch jahrelang zurufen konnte, ohne jeden Erfolg. Ich vermute also nicht, dass es bei euch fruchtet.

An wem liegt das Problem nun? Staples? GLS? Mir ist das offen gestanden völlig egal. Ich habe immer die Wahl, Amazon zu nehmen, also tue ich das ab jetzt auch.

PS: Auf der GLS-FB-Seite gibt man sich (bei den Kundenfragen, nicht bei den Inhalten) Mühe. Aber dadurch wird ein schlechtes Produkt halt leider nicht besser.

Von Büchern zu Feinkost [Metamorphosen]

Unsere Reihe Metamorphosen behandelt Lebens(abschnitts-)wege, die nicht ganz linear verlaufen. Quer-Ein/Aus/Um-Steiger (vor allem aus der Medienbranche) zeigen, dass es spannender geht als vierzig Jahre dasselbe zu machen.

Das Team (v. li. n. re.): Michael Köhr, Anna-Christina Köhr, Eva–Maria Sickinger
Das Team (v. li. n. re.): Michael Köhr, Anna-Christina Köhr, Eva–Maria Sickinger

Nach meiner Zeit beim Esslinger Verlag  und  insgesamt  über 15 Jahren in der Buchbranche hatte ich tatsächlich große Lust, mal etwas anderes zu machen. So kam´s auch zum Job in einem schwäbischen Feinkostladen. Zurück zu den Wurzeln, denn  im Verkauf bin ich ja groß geworden, Schön war´s, mal wieder so nah dran am Geschehen zu sein, der direkte Kontakt mit Kunden – ich liebe es und natürlich war der Job eine tolle Inspiration.

Als gebürtige Pfälzerin mit familärem „Weinhintergrund“ entstand dann im letzten Jahr die Idee, die Genussregion Pfalz zum Thema eines Ladens zu machen und dazu schöne Landhausaccessoires zu verkaufen. Den Kontakt zu den meist kleinen Produzenten suchten wir über Bauernmärkte in der Region. Die Familien-Wochenendausflüge führten nun zu Winzern und Herstellern in der Pfalz. Die Ginprobe bei einer kleinen Hinterhof-Destille war besonders lustig.

Und die Bücher?  Auch Pfalzkrimis gehören zum Repertoire von „Annas Landpartie“. Die erste Krimilesung mit Weinverkostung ist für Herbst geplant. Hier kann ich meine Erfahrung aus dem „Rabe Socke – Verlagsmarketing“ gut einbringen.

Im Laden haben wir möglichst viel selbst gebaut, denn wir wollten zum einen die Investitionen klein halten, aber auch eine sehr persönliche Atmosphäre schaffen. Also standen mein „Baba“ und die ganze Familie die Weihnachtsfeiertage im Laden und haben Paletten und Dielen zu Tischen gesägt.

Nun, ein knappes halbes Jahr später, geht mir immer noch jeden Tag das Herz auf, wenn Kunden kommen und sagen “ist das schön bei Ihnen“ und „das hat in Landau noch gefehlt“. Mein Lädchen ist gut angelaufen und auch die Buchführung habe ich inzwischen im Griff. Die 1.000 Sorgen vor der Eröffnung sind weggewischt und ich bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung.

Anna–Christina Köhr hat nach einer Buchhändlerlehre in Landau in der Pfalz als Abteilungsleiterin bei Buchkaiser in Karlsruhe gearbeitet. Nach Marketingweiterbildung und Volontariat bei der UTB wechselte sie als Pressesprecherin zum Esslinger Verlag und  jobbte anschließend in einem schwäbischen Spezialitätenladen. Heute ist sie Inhaberin und Namensgeberin von einem Feinkostgeschäft „Annas Landpartie“ (Website, Facebook).

Fotocredit Beitragsbild (ganz oben): Roberto Verzo via Flickr cc