Das erste Mal – eBook-Erinnerungen im Fokus

Und es gibt sie immer noch: Blogparaden! Ich frage mich seit Jahren immer mal wieder, ob sie ausgestorben sind, aber meist in diesem Moment taucht wieder eine auf. Wie diese hier zum Thema Mein erstes E-Book #1stebook – und an was ich mich erinnere! – kleiner Spoiler vorweg: Weder Dennis noch ich erinnern uns an besonders viel. Aber an dem, woran wir uns erinnern, möchten wir euch gern teilhaben lassen.

Dennis‘ Gedankenfetzen:

Meine ersten „eBook“-Lektüren wagte ich irgendwann in den frühen 2000ern. EPUB lag noch in weiter Ferne, aber PDF gab’s ja schon länger, und so kursierten per eMail damals diverse Texte unter uns Schülern: Von hanebüchenen Verschwörungstheorien über Erotik bis hin zu schlechten Scans populärer Bücher war alles dabei. Ungefähr dieselbe Qualität (inhaltlich wie formal) hatten dann die Reader an der Uni, die ebenfalls als PDFs zur Verfügung gestellt wurden; es war die große Zeit des Rechtsstreits um §52b.

Mein erstes EPUB habe ich dann übrigens 2012 gelesen – nachdem ich bei dotbooks angeheuert hatte, ergab sich das von selbst. Ich denke, es handelte sich um Roman Breindls „Das Neuburg-Rätsel“.

Hannas Erinnerungsfragmente:

Ich nehme an, dass ich die ersten eBooks auf meinem Laptop gelesen habe, wobei das sicher nur Einzelfälle waren. Richtig los ging es Ende 2011, als ich noch bei einem großen deutschen Zwischenbuchhändler gearbeitet habe, da man zum Weihnachtsfest dessen eReader zum Mitarbeiterrabatt erwerben konnte (den regulären Preis war er auch in der Tat nicht wert …). Dieser hat dann auch prompt bis letztes Jahr durchgehalten. Glücklicherweise habe ich kurz danach beim JVM-Jahrestreffen einen Tolino gewonnen, so dass ich hardwaretechnisch wieder versorgt bin.

Zwar erinnere ich mich nicht konkret an mein erstes eBook, aber es dürfte recht sicher aus dem Erotik- oder Fantasy-Genre kommen. Im Falle der Erotika spare ich mir gern das eindeutige Cover und kann auch in der U-Bahn „inkognito“ lesen. Und beide Bereiche bringen leicht lesbare Bücher hervor, die ich gerade auf langen Bahnfahrten sehr schätze.

Das Ende vom Lied

Wir hatten wohl beide kein einprägsames Erweckungserlebnis, von dem wir hier erzählen und fabulieren können. Das lag bestimmt auch daran, dass wir uns studientechnisch und beruflich schon recht intensiv mit eBooks auseinander gesetzt hatten und einfach wussten, was auf uns zukam. Die Umsetzung der Theorie in die Praxis ist ja meist unspektakulärer, als man sie sich vorstellt. Heute sind eBooks selbstverständlicher Bestandteil unseres Lesens, so dass jegliches Gefühl des besonderes Erlebnisses und erst recht der Zauber des Anfangs verschwunden sind. Aber das ist nicht traurig oder deprimierend, im Gegenteil. Es zeigt, dass unsere ersten eBook-Lektüren uns dann doch nicht mehr losgelassen haben und wir sie über die Jahre hinweg immer weitergetragen haben. Es geht nicht mehr ohne und wir wollen das auch gar nicht.

Copyright: Megan Trace via Flickr cc

Wohin auf der Leipziger Buchmesse?

Die Leipziger Buchmesse steht schon fast wieder vor der Tür und es gibt ein paar Veranstaltungen aus dem Fachprogramm, die man sich unbedingt in den Kalender eintragen sollte. Mich trefft ihr leider nicht auf allen an, da ich voraussichtlich nur am Freitag auf der Messe bin.

Fehlt was? Ergänzt gern in den Kommentaren, wenn es spannende Veranstaltungen gibt, die mir durchgerutscht sind! (Sind wahrscheinlich jede Menge …)

Die diversen eBook-Menschen. Ein Bericht vom #eBookCamp München #ebcmuc

Sabine Hafner, Marketingassistenz bei hey! publishing, war auf dem eBookCamp in München und schildert in diesem Gastbeitrag ihre Erfahrungen.

Peter Schmidt-Meil (@derlektor) erklärt das #ebcmuc
Peter Schmid-Meil (AKEP) erklärt das #ebcmuc. Quelle: agyo.de

Vergangenen Samstag fand im Impact Hub München das erste süddeutsche eBookCamp, veranstaltet vom AKEP und vom Börsenverein Bayern, statt. Das Format stammt aus Hamburg: Dort feierte die Veranstaltung 2011 Premiere. Gestern fragte mich dann ein guter Freund, ob er etwas verpasst habe.

Ja, hat er. Und zwar:

  1. Einen wahnsinnig sonnigen Nachmittag, der die Teilnehmer in jeder freien Minute nach draußen zog, wo sie sich erzählten, dass sie sich zu warm angezogen hatten und jetzt nicht so recht wüssten, wohin mit ihren Schals und Mützen und Strickpullis.
  2. Eine unkomplizierte, wenn auch etwas kühle Location im Baustellenlook (die Schals und Mützen und Strickpullis wieder zur ihrer Berechtigung verhalf) mit drei Sessionräumen: „Halle“, „Stüberl“ und „Herberge“ (am wärmsten!), „weil es unkreativ gewesen wäre, sie einfach nur Raum 1, 2 und 3 zu nennen“, so Peter Schmid-Meil.
  3. Ein vielfältiges Publikum trotz der Spezialisierung aufs eBook: vom Epub-Versteher bis hin zum eBook-Belächler (angesichts von App- und Weblösungen), vom überzeugten Selfpublisher bis zum reinen eBook-Verleger, vom klassischen Buchhändler mit eReadern im Sortiment bis zum eBook-Onlinehändler. Alles in allem: Ein Publikum mit „erstaunlich wenig Hemmungen vor Spitzklammern“, wie eine Sessionleiterin begeistert feststellte.
  4. Das Verbindende: das Wissen darum, dass gerade etwas entsteht und wir mitten drin sind. Steffen Meier meint, dass der Baustellencharakter des Veranstaltungsortes ganz „gut zur Situation des eBooks in der Branche passte“. In der Tat. eBooks sind zwar endgültig in unserer Arbeitsrealität angekommen, fordern dort aber neue Strukturen und Rahmenbedingungen. Die befinden sich momentan alle noch im Aufbau. Das heißt, es gibt viel Spielraum für alle Beteiligten, gleichzeitig aber auch viele Umwege, Workarounds und Übergangslösungen: Die Heizung läuft nur hin und wieder. Der Teppichboden ist noch nicht verlegt – aber er liegt da schon in der Ecke, man kann sich vorstellen, wie das mal aussieht und wie …. naja, ein bisschen Fantasie braucht‘s eben. Die Gespräche waren entsprechend teils visionär, wenn es darum ging, was bald Realität sein könnte oder sollte, teils ganz konkret, wenn bestehende Alltagsfragen wie z.B. eBook-Marketing oder -pricing, die Präsentation im Buchhandel, die beruflichen Situation diskutiert wurden.
  5. Und wohl das Wichtigste, den regen Austausch, das Netzwerken untereinander (erwähnt sei hier eine der eBookCamp Regeln: konsequentes Duzen). Mit Sicherheit ist die ein oder andere Projektidee, der ein oder andere Kooperationsgedanke entstanden.

Fazit: Die ganz unterschiedlichen Erfahrungen, Ansätze und Meinungen der Teilnehmer zeigen vor allem eines: Wir sollten dringend im Gespräch bleiben. Dafür bietet das eBookCamp mit seinem speziellen Fokus neben anderen Veranstaltungen einen wichtigen Rahmen. Vielleicht ist bei einer Wiederholung im nächsten Jahr die Zeit da, in das ein oder andere Thema noch intensiver einzusteigen, evtl. kleinere Diskussionsgruppen zu bilden. Die Fragestellungen sind zu spannend, als dass wir sie bei diesem Fachpublikum nur an der Oberfläche berühren sollten.

Wem das Thema eBooks unter den Nägeln brennt, hat so gesehen also etwas verpasst. Die schnell vergebenen Karten zeigen, wie viel Interesse da ist – ein weiterer guter Grund dafür, künftig zwei Camps pro Jahr durchzuführen.

Keine E-Books, wohin man schaut

Ich stehe unter Schock. Etwa seit ich diese Infografik des Börsenvereins gesehen habe, wonach 68 % der Buchhandlungen E-Books anbieten, aber nur 53 % der Verlage überhaupt E-Books produzieren. Da wird seit einiger Zeit Buchhandlungs-Bashing ohne Ende betrieben – die eine Hälfte sagt, dass die Buchhandlungen endlich auf den E-Book-Zug aufspringen müssen, und die andere Hälfte sagt, dass die Buchhandlungen sowieso keine Überlebenschance mehr haben – und dann stellt sich heraus, dass sich relativ gesehen viel weniger Verlage als Buchhandlungen um E-Books bemühen.

Verzerrte Wahrnehmung

Es ist mir unklar, wie genau das passieren konnte – dass branchenfremde Beobachter zu diesem verzerrten Bild kommen, okay. Aber auch innerhalb der Branche und in den einschlägigen Medien ist in letzter Zeit fast nur noch von den Buchhandlungen und deren Aufholbedarf die Rede. Haben es die vielen kleinen Verlage geschafft, einfach „durchzurutschen“, nachdem die großen Verlage der Reihe nach öffentlichkeitsgewaltig auf den E-Book-Zug aufgesprungen sind? Oder ist auf Verlagsseite das Geschäftsmodell weniger bedroht, so dass man hier weniger Raum für grundlegende Diskussionen hat?

Liebe Verlage …

Foto eines E-Book-Readers auf einem Tisch
photo credit: Wiertz Sébastien via photopin cc

… bitte macht E-Books! Der Gerechtigkeit halber. Ja, das ist ein zusätzlicher Aufwand in der Herstellung und in den Prozessen, aber das E-Book-Geschäft wächst seit ein paar Jahren wirklich. Und wahrscheinlich habt ihr noch ein paar Jahre Übergangsfrist, aber wenn ihr danach keine E-Books anbietet, werdet ihr als ultra-out wahrgenommen und vergrault eure Leser – ist ähnlich wie mit der Rechtschreibreform, die auch alle doof fanden, nach der aber mittlerweile kein Hahn mehr danach kräht. Jetzt habt ihr noch Zeit, euch in Ruhe umzustellen – nutzt sie bitte! Ich möchte in Gesprächen mit branchenfremden Freunden nicht immer die nette, aber doch etwas wirklichkeitsfremde Branche verteidigen müssen, die haptische Bücher so toll findet, dass sie darüber jegliches Geschäftsmodell vergisst …

"Lesen ohne Limit" – Verzichtet auf DRM!

eBookNews startet eine Blogparade zum Internationalen Tag gegen DRM. Das verdient Unterstützung – und einen Beitrag!

Digital Rights Management nervt. Der lästige Kopierschutz setzt dem elektronischen Leseerlebnis enge Grenzen. Jedes Buch, an jedem Ort, auf jedem Gerät? Das wäre schön. Doch leider bleibt das große Potential von E-Books bisher oft ungenutzt.

Stimmt. Nicht nur die inhaltlichen Innovationsmöglichkeiten von eBooks (Anreicherung, Dynamik, …) werden von Geräten, Software und nicht zuletzt den Programmverantwortlichen ungenutzt gelassen. Auch die rein formellen Chancen, die digitale Bücher bieten, bleiben außen vor. Umfassende Verfügbarkeit. Freiheit und Teilbarkeit der Inhalte. Beide Probleme rühren aus einer Quelle: Angst.

Warum? Weil viele Verlage, aber vor allem Autoren und Agenturen aus Angst vor Piraterie und Kopierbarkeit auf DRM, also den technischen Schutz der Verwertung ihrer Inhalte, bestehen. Das Grundproblem: DRM ist ein gewaltiger Hemmschuh (genau dafür ist es ja auch da) und bringt nichts.

DRM ist ein Problem für Kunden – zumindest für die ehrlichen

Dass DRM für massenweise Probleme sorgt, haben wir im Rahmen des protoTYPE-Projekts M@rtha ausführlich recherchiert. Denn: Kunden haben Probleme mit ADE (Adobe Digital Editions), der wesentlichen Software-Lösung für Buch-DRM. Die Software ist nicht komfortabel, sorgt für Supportbedarf und Frustrationen, behindert also sowohl die Verbreitung von eReading unter Lesern wie auch von Inhalten in sozialen Kanälen. Schon vor einem knappen Jahr habe ich in o.g. Artikel festgestellt:

Auch wenn die Aussage, dass 90% aller Supportfälle DRM-bezogen sind, sicher nicht auf alle Handelsstufen und Unternehmen zutrifft, liegt hier vieles im Argen.

DRM bestraft die Kunden, die Geld für Buchhandelsprodukte ausgeben, und hilft keinen Deut gegen die Praktiken von unehrlichen „Kunden“. Denn DRM-Maßnahmen, egal, ob im Kindle- oder iTunes-System verankert oder durch ADE aufgesetzt, lassen sich umgehen. Punkt. Dafür braucht man die kostenlose Software Calibre und ein paar Plugins – oder man lädt sich ganz einfach gleich bei einer der zahllosen illegalen Plattformen den „befreiten“ Content herunter, wie das der „Buchpirat“ Spiegelbest ausdrückt.

Es fehlen gute Angebote

Es ist dasselbe Problem wie bei TV-Serien: Es gibt keine vernünftigen Angebote. Bei Serien vermisse ich einen Streaming-Dienst, der mir die neuen Episoden Justified und Breaking Bad für 99ct liefert. Das wäre ich zu zahlen bereit. Aber ich will die Serien zeitgleich mit der US-Ausstrahlung sehen, auf Englisch, ohne Werbung und Restriktionen und nicht ein Jahr später, auf deutsch und auf RTL II oder als kompliziert zu entschlüsselnde Datei. Ich will meine eBooks in der Form, wann und wo ich will und ohne DRM, ich will Passagen teilen, Kopien für verschiedene Geräte und vielleicht auch eine Privatkopie für einen Freund anfertigen können. Kurz: Ich gebe gerne Geld für Inhalte aus, aber ich will auch vollwertige Inhalte und mindestens den Nutzungsumfang, den mir auch ein Printbuch bietet.

Mein Arbeitgeber, dotbooks, fährt im Übrigen nicht schlecht mit der Strategie, keinen Kopierschutz aufzusatteln – unsere Bücher sind DRM-frei, wo es geht. (Kindle und iTunes setzen natürlich ihr DRM auf – aber jeder goldene Käfig hat eben seinen Preis.)

Die Devise muss lauten: Kein DRM! Nirgends!

Zufriedenheit mit Amazon in Deutschland am größten: bookboon.com eBook-Umfrage

Einen unbedingten Blick wert ist die bookboon eBook Survey, deren Volltext beim Unternehmen angefordert werden kann. Die spannendsten Ergebnisse in Bezug auf Deutschland:

Die Leser sind mit Amazon am zufriedensten

ImageDie Preise stimmen bei Amazon, die Auswahl wird selten kritisiert und kaum jemand hat Probleme, seinen Kindle mit Inhalten zu bestücken. Ganz anders sieht das bei den klassischen Buchhändlern aus, deren Preise zu hoch liegen. Die Probleme, die Leser mit dem Transfer von eBooks auf Nicht-Kindles haben, würde ich intuitiv auf Adobe DRM schieben.

Preise allgemein zu hoch

Prices of eBooks are too high. 38,6% of tablet owners find eBook prices too high.

Allgemein liegen die Preis zu hoch, sagen zumindest diejenige eBook-Leser, die Tablets haben. Immerhin 11,7% der Befragten gehören zu dieser Benutzergruppe. Insgesamt dürfte es sich dabei eher um die Zielgruppe handeln, die Sascha Lobo zu Folge eBooks gleichberechtigt mit Angry Birds nutzen – bei ihnen konkurriert also der Buchinhalt mit jeder App:

Was die Verlage insbesondere nicht begriffen haben, ist, dass sie auf digitalen Geräten konkurrieren mit Angry Birds. Und das kostet 1,49 € oder so, ein Ebook kommt leicht mal mit 16,90 € um die Ecke.

Nur wenige gehören zu beiden Zielgruppen

607f410980b63e70e7983b4c9c5045c6Die andere Zielgruppe (auf die wir auch mit m@artha abzielten), die älteren, technisch weniger versierten und weniger online-affinen eBook-Leser, ist in Deutschland kaum vertreten. Nur 2,6% der Befragten besitzen einen eInk-eReader (also einen Kindle, Nook, Kobo, Sony Reader, Trekstor, Tolino etc.) – und nur 0,3% besitzen beides.

Fazit

Was lernen wir daraus? Der Markt bleibt spannend, aber einige Akteure müssten allmählich aufwachen und anfangen, eine richtige Konkurrenz zu Amazon aufzubauen. Der Tolino ist das sicherlich nicht. Vielleicht ist es aber auch einfach bereits zu spät: Es geht ja auch niemand mehr davon aus, dass Amazon in Sachen Buchcommunitys nach dem Goodreads-Kauf noch einzuholen ist, oder?

Lesetipp: eBook-Survey von BookBoon.com

Pflichtlektüre für eReading-Freunde: Die Bookboon.com’s Global eBook Survey liefert diverse interessante Erkenntnisse. In summary:

eBooks are facing a very interesting time ahead as about 75% of the respondents are expecting to be reading eBooks in 2015, and half of the respondents expect the majority of their book reading to be eBooks. As a result, 2015 may in many ways be a defining year for eBooks, as they will overtake printed books in units sold.

The huge success of tablet computers and eReaders is the major driver behind this development and in most markets these portable eReading devices will reach a 50% market penetration by the end of 2013.

New eBook markets such as Germany and Scandinavia will see a significant adaptation to eBooks in 2013. At the same time, more developed markets such as the UK and the US will still see a significant growth.

Wir dürfen also gespannt sein. Insbesondere denke ich ja, dass nach den ganzen als „Jahr des Tablets“ apostrophierten Jahren nun endlich das eReading-Tablet-Jahr anbrechen könnte.

Gegen die Basis?

Netto verkauft jetzt eBook-Reader und eBooks – und noch dazu einen der schlechteren eBook-Reader. Was an sich niemanden allzu sehr stören würde, da es sich nicht einmal um den Netto Marken-Discount, sondern eine regionale Discounter-Kette handelt. Allerdings ist die MVB, die Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, das Unternehmen, das den Deal eingefädelt hat. Also eine Wirtschaftstochter vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der laut Wikipedia

die Interessen aller drei Handelsstufen (Verlag als Hersteller, Zwischenbuchhandel als Großhandel, verbreitender Buchhandel als Sortimentsbuchhandel) vertritt.

Welche Interessen werden vertreten?

Mit dieser Kooperation werden die Interessen der Verlage dadurch vertreten, dass deren eBooks verkauft werden. Die des Zwischenbuchhandels sehe ich nicht und die des Sortimentsbuchhandels auch nicht – im Gegenteil. Es wird eine Konkurrenz zu den bestehenden Shops der Buchhändler etabliert, worüber diese verständlicherweise erzürnt sind, Stichwort offener Brief von eBuch. Damit ist das Interesse einer von drei Sparten vertreten. Das wäre dann in Ordnung, wenn die anderen beiden Sparten ohne Bezug zu diesem Thema wären oder keine Nachteile erleiden würden – genau das wird aber befürchtet.

MVB als Konkurrenz

Ist es realistisch, eBooks bei Netto als Konkurrenz für eBooks in Buchhandlungen anzusehen? An sich gibt es viele Konkurrenzunternehmen zu den Shops der Buchhandlungen, angeführt vom schier allmächtigen Amazon. Bei diesem Sachverhalt ist es auch relativ egal, ob man von Büchern oder eBooks spricht – es gibt genauso Ladengeschäfte zwei Straßen weiter wie es zwei Klicks weiter den nächsten Online-Shop gibt, der auch eBooks verkauft. Und solange es für eBooks die Preisbindung gilt, sind die entscheidenden Faktoren, um eBook-Verkäufe zu generieren, Bekanntheit und Nutzerfreundlichkeit. Der einzige, aber auch entscheidende Unterschied besteht darin, dass Amazon und die (Online-)Filiale der Nachbarbuchhandlung per definitionem Konkurrenten sind – die MVB ist das nicht.

Verhalten eines Branchenverbands

Deshalb sehe ich die grundsätzliche Herangehensweise der MVB auch kritisch. Als Tochter des Börsenvereins war sie nach meiner Ansicht nach für die Abwicklung von Geschäften und Projekten zuständig, die Unterstützung für die Börsenvereinsmitglieder bereitstellen, zum Beispiel das Verzeichnis lieferbarer Bücher, das Adressbuch oder das Börsenblatt. Erste Auseinandersetzungen, wie weit sich das Unternehmen wirtschaftlich positionieren darf, gab es seinerzeit bereits beim Projekt libreka!. Die Fortführung genau der gleichen Diskussion bei der Kooperation mit Netto zeigt, dass die MVB aus dem damaligen Zerwürfnis eigentlich nichts gelernt hat oder nichts lernen wollte. Was ich bedenklich finde, da ein Branchenverband im Sinne seiner Mitglieder agieren sollte – und wenn er nicht im Sinne aller agiert, sollte er wenigstens nicht gegen einen Teil von ihnen agieren. Dadurch leidet die Glaubwürdigkeit massiv, und es ist irgendwo verständlich, wenn sich Mitglieder aus einer Sparte immer weniger in der Verbandspolitik engagieren. Außerdem ist das Verhalten absolut kontraproduktiv, wenn es darum geht, auf lange Frist wirklich alle drei Sparten repräsentieren zu wollen.

"Druck"fehler in eBooks

Eine spannende Beobachtung macht The Verge:

I’ve asked around a lot and everyone I’ve talked to since noticing this shocking fact has basically said the same thing: in their experience, they’ve seen more typos in ebooks than in their printed counterparts.

Die Autorin Laura June geht dabei von ihrer Lektüre von „Das Foucault’sche Pendel“ aus, einem meiner Lieblingsbücher. Mir fallen zwei bedeutende Gründe für Typos in eBooks ein:

  • OCR-Software wie in Laura Junes Fall. Bei OCR-gescannten Dokumenten entfallen nicht nur ab und an Auszeichnungen (ich musste neulich sechs Manuskripte nachträglich und manuell kursivieren), es schleichen sich auch immer wieder Fehler ein.
  • Man erhält redigierte, aber nicht korrigierte Manuskripte. Beim Kauf von eBook-Lizenzen von Verlagen ist irgend eine Datei inkludiert. Handelt es sich um ein PDF, muss man es erst wieder in eine Ausgangsdatei (DOC, TXT, HTML, …) konvertieren, was zu Fehlern führt. Kriegt man direkt eine sinnvolle Ausgangsdatei, ist das häufig eine nur redigierte, nicht korrigierte Version.

Was macht man da? Möglichst viele eRiginals, also eBook-Originalausgaben produzieren. Oder Korrektoren anheuern – zumindest bei Titeln, die 9$ kosten (wie Junes Eco). Ansonsten betrachte ich, genau wie June, diese Typos als nervige Kinderkrankheiten, aus denen das eBook herauswachsen wird.

Ein knapper Rückblick aufs Jahrestreffen der Jungen Verlagsmenschen

Das Jahrestreffen der Jungen Verlagsmenschen bei CPI in Ulm war spannend. Nicht nur, weil wir beim Verlassen des Geländes nach einigen Fläschchen Oxx eine wohl Rowling-begründete Sicherheitsprozedur über uns ergehen lassen mussten. Wegen des Eröffnungsvortrags von Sebastian Stude, der vor allem auf Sascha Lobos „Allgemeine Feststellungen“ Bezug nahm, die zur Gründung von sobooks führten.

Natürlich auch wegen des Programms (u.a. ein spannender Vortrag von @MiriamHofheinz über eBooks, der sich allerdings vorrangig an Einsteiger in die Materie richtete). Und wegen einer begrüßenswerten Entscheidung: Die bislang ziemlich unübersichtliche Website beim Börsenblatt soll generalsaniert werden. Das ist dringend nötig, denn bislang ist man über Facebook deutlich besser informiert als über die Website.

Am spannendsten waren aber natürlich die Gespräche beim Essen und in den obligatorischen Raucherpausen – Gespräche mit alten und neuen Bekannten, über alte Leidenschaften (Papier!) und neue Märkte. Mein persönliches Fazit: Eine nette kleine Veranstaltung, deren geplante Neuauflage ich gern wieder besuchen werde.