eBookNews startet eine Blogparade zum Internationalen Tag gegen DRM. Das verdient Unterstützung – und einen Beitrag!
Digital Rights Management nervt. Der lästige Kopierschutz setzt dem elektronischen Leseerlebnis enge Grenzen. Jedes Buch, an jedem Ort, auf jedem Gerät? Das wäre schön. Doch leider bleibt das große Potential von E-Books bisher oft ungenutzt.
Stimmt. Nicht nur die inhaltlichen Innovationsmöglichkeiten von eBooks (Anreicherung, Dynamik, …) werden von Geräten, Software und nicht zuletzt den Programmverantwortlichen ungenutzt gelassen. Auch die rein formellen Chancen, die digitale Bücher bieten, bleiben außen vor. Umfassende Verfügbarkeit. Freiheit und Teilbarkeit der Inhalte. Beide Probleme rühren aus einer Quelle: Angst.
Warum? Weil viele Verlage, aber vor allem Autoren und Agenturen aus Angst vor Piraterie und Kopierbarkeit auf DRM, also den technischen Schutz der Verwertung ihrer Inhalte, bestehen. Das Grundproblem: DRM ist ein gewaltiger Hemmschuh (genau dafür ist es ja auch da) und bringt nichts.
DRM ist ein Problem für Kunden – zumindest für die ehrlichen
Dass DRM für massenweise Probleme sorgt, haben wir im Rahmen des protoTYPE-Projekts M@rtha ausführlich recherchiert. Denn: Kunden haben Probleme mit ADE (Adobe Digital Editions), der wesentlichen Software-Lösung für Buch-DRM. Die Software ist nicht komfortabel, sorgt für Supportbedarf und Frustrationen, behindert also sowohl die Verbreitung von eReading unter Lesern wie auch von Inhalten in sozialen Kanälen. Schon vor einem knappen Jahr habe ich in o.g. Artikel festgestellt:
Auch wenn die Aussage, dass 90% aller Supportfälle DRM-bezogen sind, sicher nicht auf alle Handelsstufen und Unternehmen zutrifft, liegt hier vieles im Argen.
DRM bestraft die Kunden, die Geld für Buchhandelsprodukte ausgeben, und hilft keinen Deut gegen die Praktiken von unehrlichen „Kunden“. Denn DRM-Maßnahmen, egal, ob im Kindle- oder iTunes-System verankert oder durch ADE aufgesetzt, lassen sich umgehen. Punkt. Dafür braucht man die kostenlose Software Calibre und ein paar Plugins – oder man lädt sich ganz einfach gleich bei einer der zahllosen illegalen Plattformen den „befreiten“ Content herunter, wie das der „Buchpirat“ Spiegelbest ausdrückt.
Es fehlen gute Angebote
Es ist dasselbe Problem wie bei TV-Serien: Es gibt keine vernünftigen Angebote. Bei Serien vermisse ich einen Streaming-Dienst, der mir die neuen Episoden Justified und Breaking Bad für 99ct liefert. Das wäre ich zu zahlen bereit. Aber ich will die Serien zeitgleich mit der US-Ausstrahlung sehen, auf Englisch, ohne Werbung und Restriktionen und nicht ein Jahr später, auf deutsch und auf RTL II oder als kompliziert zu entschlüsselnde Datei. Ich will meine eBooks in der Form, wann und wo ich will und ohne DRM, ich will Passagen teilen, Kopien für verschiedene Geräte und vielleicht auch eine Privatkopie für einen Freund anfertigen können. Kurz: Ich gebe gerne Geld für Inhalte aus, aber ich will auch vollwertige Inhalte und mindestens den Nutzungsumfang, den mir auch ein Printbuch bietet.
Mein Arbeitgeber, dotbooks, fährt im Übrigen nicht schlecht mit der Strategie, keinen Kopierschutz aufzusatteln – unsere Bücher sind DRM-frei, wo es geht. (Kindle und iTunes setzen natürlich ihr DRM auf – aber jeder goldene Käfig hat eben seinen Preis.)
Die Devise muss lauten: Kein DRM! Nirgends!