Lesen, was einem gefällt – Readgeek I

Vor fast einem Jahr gab es in Leander Wattigs Interviewreihe die spannende Vorstellung von Uwe Pilz und seinem Portal Readgeek. Readgeek versucht, in einem Satz gesagt, Bücher zu finden, die nach dem Geschmack eines Lesers sind. Nun findet Uwe die Plattform reif genug, um mir die Fragen, die ich damals schon hatte, zu beantworten – vielen Dank dafür!

Wichtigste Frage zuerst: Hat die Eule in eurem Logo eine besondere Bedeutung? Und liest sie ein Buch oder ein E-Book?

Logo ReadgeekEulen stehen ja für Weisheit und Belesenheit. Bei uns steht die Eule für jeden einzelnen Leser und jede einzelne Leserin auf Readgeek. Wir haben also viele kleine weise Eulen, die alle zusammen erst die Webseite ermöglichen, denn ohne deren Leseerfahrungen und Buchbewertungen wäre keine Vorhersage oder Buchempfehlung möglich.

Ob sie jedoch ein E-Book oder herkömmliches Buch liest, das ist ihr glaube ich egal – solange es denn ein gutes Buch ist.

Warum ist dein Konzept besser als Amazons Empfehlungssystem, Goodreads etc?

Die Konzepte von Amazon und Goodreads unterscheiden sich recht grundlegend. Während unsere Methode die Vorhersage beliebiger Bücher erlaubt, bekommt man bei den anderen beiden lediglich Buchvorschläge, die ähnlich zu denen sind, die man bereits gelesen hat – Amazon stützt sich sogar zum Teil nur auf die Käufe ohne zu wissen, ob das Buch überhaupt gefiel.

Foto von Uwe Pilz
Uwe Pilz

Das fanden wir unzureichend, weil der Leser so in einem Themenkomplex stecken bleibt und all die Bücher verpasst, die vielleicht noch viel spannender wären, er sich aber einfach noch nicht vorstellen kann. Unser Anspruch ist es gerade vom Mainstream weg zu führen – hin zu den besten Büchern und nicht zwingend hin zu den durchschnittlich beliebtesten.

Hinzu kommt, dass Goodreads vor kurzem von Amazon aufgekauft wurde, und Amazon ja auch immer stärker als Verlag in Erscheinung tritt. Das könnte über kurz oder lang zu Interessenkonflikten führen, welche Bücher empfohlen werden. Readgeek dagegen ist verlagsunabhängig.

Wer ist die Zielgruppe?

Readgeek kann Aussagen über Vorlieben bei der „schönen Literatur“ machen. Also alles, was unterhält, inklusive Biografien, und selbst Comics. Voraussetzung ist, dass schon einige Bücher gelesen wurden und die Bewertungen auf www.readgeek.com eingetragen werden. Wer dagegen Auskunft über Fachliteratur haben möchte, wird in der Bibliothek oder im Fachbuchladen ziemlich sicher besser beraten.

Ob dabei jemand drei Bücher in der Woche oder im Jahr liest, spielt keine Rolle. Genauso wenig das Alter oder die Herkunft. Zur Zeit ist die Webseite auf Deutsch und Englisch verfügbar. Spanisch und Französisch sollen folgen. Buchtitel sind in sehr vielen Sprachen verfügbar, wobei die Vollständigkeit je nach Popularität variiert. Readgeek ist also für nahezu jeden nutzbar, der zumindest eine der beiden Seitensprachen versteht.

Den zweiten Teil des Interviews gibt’s morgen.

Zufriedenheit mit Amazon in Deutschland am größten: bookboon.com eBook-Umfrage

Einen unbedingten Blick wert ist die bookboon eBook Survey, deren Volltext beim Unternehmen angefordert werden kann. Die spannendsten Ergebnisse in Bezug auf Deutschland:

Die Leser sind mit Amazon am zufriedensten

ImageDie Preise stimmen bei Amazon, die Auswahl wird selten kritisiert und kaum jemand hat Probleme, seinen Kindle mit Inhalten zu bestücken. Ganz anders sieht das bei den klassischen Buchhändlern aus, deren Preise zu hoch liegen. Die Probleme, die Leser mit dem Transfer von eBooks auf Nicht-Kindles haben, würde ich intuitiv auf Adobe DRM schieben.

Preise allgemein zu hoch

Prices of eBooks are too high. 38,6% of tablet owners find eBook prices too high.

Allgemein liegen die Preis zu hoch, sagen zumindest diejenige eBook-Leser, die Tablets haben. Immerhin 11,7% der Befragten gehören zu dieser Benutzergruppe. Insgesamt dürfte es sich dabei eher um die Zielgruppe handeln, die Sascha Lobo zu Folge eBooks gleichberechtigt mit Angry Birds nutzen – bei ihnen konkurriert also der Buchinhalt mit jeder App:

Was die Verlage insbesondere nicht begriffen haben, ist, dass sie auf digitalen Geräten konkurrieren mit Angry Birds. Und das kostet 1,49 € oder so, ein Ebook kommt leicht mal mit 16,90 € um die Ecke.

Nur wenige gehören zu beiden Zielgruppen

607f410980b63e70e7983b4c9c5045c6Die andere Zielgruppe (auf die wir auch mit m@artha abzielten), die älteren, technisch weniger versierten und weniger online-affinen eBook-Leser, ist in Deutschland kaum vertreten. Nur 2,6% der Befragten besitzen einen eInk-eReader (also einen Kindle, Nook, Kobo, Sony Reader, Trekstor, Tolino etc.) – und nur 0,3% besitzen beides.

Fazit

Was lernen wir daraus? Der Markt bleibt spannend, aber einige Akteure müssten allmählich aufwachen und anfangen, eine richtige Konkurrenz zu Amazon aufzubauen. Der Tolino ist das sicherlich nicht. Vielleicht ist es aber auch einfach bereits zu spät: Es geht ja auch niemand mehr davon aus, dass Amazon in Sachen Buchcommunitys nach dem Goodreads-Kauf noch einzuholen ist, oder?