Frankfurter Buchmesse: Böse E-Books?

Die E-Books … und die Apps … und überhaupt das ganze neue Zeug bewegen die Branche und die Beobachter. Eine Umfrage unter Kinder- und Jugendbuchverlagen stellt die provokante Frage, ob Buch oder App und erhält in den meisten Fällen die Antwort: Beides. Interessant ist, dass nur ein Teil der befragten Verlage vom Konzept wirklich überzeugt zu sein scheint, und der andere Teil sich zwar digital betätigt, aber im nächsten Atemzug ein Plädoyer fürs gedruckte Buch hören lässt.

Einen Audio-Beitrag zum Start der Messe gibt es bei Deutschlandradio Kultur. Unter anderem geht es darum, dass es für Verlage angesichts zahlreicherer (Self-)Publishing-Möglichkeiten und nicht-sinkender Veröffentlichungszahlen immer schwieriger ist, Aufmerksamkeit für ihre Produkte herzustellen. Außerdem wird angeregt, das Gastland-Konzept der Buchmesse zu überdenken, da es (vor allem bei Ländern wie Neuseeland, die nicht wie China oder die Türkei angesichts literaturpolitischer Themen Debatten auslösen) doch eher der Tourismusbranche diene.

(Ab morgen bin ich dann nicht nur virtuell auf der Messe, so dass ich derartige Artikel stilecht mit Eindrücken untermauern kann.)

Die Messe rückt näher: Versuch einer selbstgebastelten Infographik

Die Messe (Hashtag: #fbm12 oder #fbf12) steht vor der Tür. Das merkt man daran, dass die Leute ihren Monat mit einer Woche weniger planen, dass alles im Zeichen der Vorbereitung steht, dass gespannte Erwartung herrscht. Und ich merke es daran, dass ich mich täglich wie vorm Schaufenster eines Süßwarenladens fühle (ein schiefes Bild, weil ich nicht unbedingt auf Süßes stehe): Es gibt wieder einmal viel mehr Veranstaltungen als Zeit.

Heute stieß ich dann auf das Infographik-Tool infogr.am – und dachte mir, auch wenn es total unübersichtlich wird: Hübsch sieht mein Programm visualisiert auf jeden Fall aus. Ein bisschen textlastig vielleicht, aber viele visuelle Gestaltungselemente bietet die beta auch noch nicht. Da dort aber keine klickbaren Links angezeigt werden, hier die wichtigsten als Fließtext:

Wer sich mit mir über Gott, die Welt oder sonstwas unterhalten mag, findet mich z.B. auf dem Twittwoch, dem Twittagessen, und vermutlich beim vm-people-Bembel. Oder ihr kommt mich einfach (idealerweise außerhalb von meinen Veranstaltungen …) am Stand von dotbooks besuchen: Halle 4.0 D1310.

Und nun meine kleine graphische Spielerei:

 

Innovation protoTYPE: Die nächste Runde

Freitag und Samstag standen ganz im Zeichen von Innovation protoTYPE: Wir trafen uns im Haus des Buches in Frankfurt, um unsere Gruppenprojekte voranzutreiben (wofür leider nur wenig Zeit blieb) und uns ganz einfach wiederzusehen.Der erste Abend war dann auch vor allem eine gemütliche Runde, in der wir bei Äppelwoi und gutem Essen im Metropol versuchten, die Branche zu retten – oder zumindest ihre Probleme besser zu verstehen. Mal wieder.

Am Samstag trafen wir uns dann nach allgemeiner Routenplanung des weiteren Projektverlaufs zu zwei Seminaren. Eine Teilgruppe übte sich im Präsentieren (schon in Vorbereitung auf die großen Abschlußpräsentationen auf der Book Fair 2012), die andere (incl. mir) erarbeitete mit dem Designer und Referenten Andreas Jacobs Kreativtechniken. Ich kann das Seminar „Von grauen Zellen zu bunten Ideen“ nur empfehlen, es macht Spaß und führt in verschiedene Methoden ein, die den (Arbeits-)Alltag bunter, schöner und kreativer gestalten. Mal sehen, ob sich davon etwas in meinen Alltag integrieren lässt … Alle Fotos bei Facebook und Flickr.

Ein knapper Rückblick aufs Jahrestreffen der Jungen Verlagsmenschen

Das Jahrestreffen der Jungen Verlagsmenschen bei CPI in Ulm war spannend. Nicht nur, weil wir beim Verlassen des Geländes nach einigen Fläschchen Oxx eine wohl Rowling-begründete Sicherheitsprozedur über uns ergehen lassen mussten. Wegen des Eröffnungsvortrags von Sebastian Stude, der vor allem auf Sascha Lobos „Allgemeine Feststellungen“ Bezug nahm, die zur Gründung von sobooks führten.

Natürlich auch wegen des Programms (u.a. ein spannender Vortrag von @MiriamHofheinz über eBooks, der sich allerdings vorrangig an Einsteiger in die Materie richtete). Und wegen einer begrüßenswerten Entscheidung: Die bislang ziemlich unübersichtliche Website beim Börsenblatt soll generalsaniert werden. Das ist dringend nötig, denn bislang ist man über Facebook deutlich besser informiert als über die Website.

Am spannendsten waren aber natürlich die Gespräche beim Essen und in den obligatorischen Raucherpausen – Gespräche mit alten und neuen Bekannten, über alte Leidenschaften (Papier!) und neue Märkte. Mein persönliches Fazit: Eine nette kleine Veranstaltung, deren geplante Neuauflage ich gern wieder besuchen werde.

Crowdfunding auf der Buchmesse

Storydrive auf der Buchmesse macht in Crowdfunding:

Jetzt mitmachen beim StoryDrive Crowdfunding-Wettbewerb

Bewerben können sich junge Medienschaffende, die ein Buchmanuskript, eine Webserie, ein Konzept für einen Langfilm, ein Videospiel oder, oder, oder… in der Schublade haben. Interessierte Teilnehmer können sich vom 3. bis zum 20. September 2012 unterwww.buchmesse.de/crowdfunding registrieren. Parallel dazu laden Teilnehmer ihre Projekte auf einer der drei beteiligten Crowdfunding-Plattformen hoch (www.symbid.nl,www.startnext.dewww.ulule.com), um dort vorab mit potentiellen Förderern in Kontakt zu kommen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Teilnahmeberechtigt sind Medienschaffende bis 45 Jahre aus den Bereichen Buch, Film und Games. Bevorzugt behandelt werden Projekte mit einem cross- oder transmedialen Ansatz. Der Plot sollte unterschiedliche Medienformate einbeziehen und interaktive Elemente beinhalten. Neben einer kurzen Synopsis können Visuals, Storyboards und Fotos eingereicht werden.

Warum man einen Wettbewerb für Crowdfunding braucht, ist mir noch nicht ganz klar, aber ich bin gespannt!

(via KrautPublishers)

Poesie im Grünen

Foto des Poetenfests
© Sabrina Kurtz

Jährlicher Höhepunkt im Sommer: Das Erlanger Poetenfest! Sofern das Wetter mitspielt, ist das die Gelegenheit, sich gemütlich auf eine Decke zu legen und dabei hochkarätiger Literatur zu lauschen – nach spätestens zwei Stunden ist man tiefenentspannt.

Umsonst-Vergnügen

Als einen der großen Bonus-Punkte empfinde ich (auch als Nicht-Mehr-Student), dass die Nachmittags-Lesungen im Schlosspark kostenlos sind. Das führt einerseits zu einer niedrigen Hemmschwelle hinzugehen und andererseits zu einer niedrigen Hemmschwelle auch wieder wegzugehen. Da hängt man bei Standard-Wasserglas-Lesungen eher mal fest und hat außerdem sein Geld umsonst ausgegeben, wenn einem das Werk (oder der Autor) nicht gefällt. Beim Poetenfest geht es freier zu, nicht zuletzt auch, weil im Halbstundentakt der Autor wechselt. Und das führt zwar dazu, dass man nicht so intensiv einsteigt wie sonst, aber zu einer groben Einschätzung, ob man zum Autor und seinem Werk einen Bezug findet, reicht es leicht.

Finanzielle Unterstützung

Wenn man das Konzept mehr als durch bloße Anwesenheit unterstützen will, kann man einen Poetenfest-Pin kaufen. Den gibt es jedes Jahr in den aktuellen Farben. Mit einem Betrag von 5€ kann zwar mitnichten die gesamte Riege der auftretenden Schriftsteller bezahlt werden, aber es ermöglicht eine freiwillige symbolische Beteiligung. Das finde ich sympathisch und angesichts der Masse derer, die damit herumgelaufen sind, war ich nicht die Einzige. Insbesondere bei regelmäßigem Besuch kommt dann schnell die Sammelleidenschaft durch.

Ein Micro-Barcamp: Entspannte Produktivität mit Freunden

Dennis und ich bei der Alles-fließt-Session.

Vorvergangenes Wochenende hatte ich ein Erlebnis, von dem ich bis heute nicht weiß, ob ich es als lustig oder skurril oder ganz anders einstufen soll. Folgende Situation: Vier ehemalige Studienkollegen treffen sich ein Wochenende lang zur Klausur, um sich einerseits mal wieder zu sehen und andererseits die diversen gemeinsamen Projekte durchzusprechen. Meine Erwartung: Es wird ein feucht-fröhliches Wochenende und natürlich schaffen wir nicht das, was wir uns vorgenommen haben bzw. nur einen Bruchteil davon (nämlich den, den ich durchpauke, weil ich ihn besprechen will). Es kam dann etwas anders.

Vorbereitung und Durchführung

Wahrscheinlich hätte ich stutzig werden müssen, als es eine Gruppe auf Facebook samt Themensammlung gab. Was von mir als Langeweile-Projekt eines der Partner eingestuft worden war, entpuppte sich in der Realität als Grundlage für eine Session-Verteilung im Barcamp-Stil. Wir hatten sogar eine Moderationsrolle zugewiesen. Und dann haben wir das wirklich durchgezogen. Natürlich gab es einige zeitliche Verschiebungen, aber das Grundprogramm wurde durchgehalten und wir haben alle wichtigen Sachen vernünftig besprochen – alles in Session-Form, die jeweils nicht länger als zwei Stunden dauerten.

Nachbereitung und Fazit

Das war nicht alles: Von unserem Internet-Süchtigen wurde beständig Protokoll geführt, das per Evernote-Notizbuch allen zur Verfügung gestellt wurde. Und ein Teil der Sessions soll im nächsten Jahr nochmal in Richtung des „Lernerfolgs“ nachbereitet werden. Was ich davon halte? Ich bin immer noch etwas sprachlos ob der Tatsache, dass ein derart fester Plan bei einem privaten Wochenende so gut durchgehalten wurde. Geholfen hat sicher, dass die Barcamp-Form doch noch relativ frei ist und viel Rückzugsraum  in den Pausen bietet. Und keiner wollte der Spielverderber sein, der das Konzept als völligen Blödsinn bezeichnet.

Am Ende steht die Erkenntnis: Die Barcamp-Struktur funktioniert. Auch für private Treffen. Jedenfalls dann, wenn man entspannt produktiv sein will.

Mut zur Übergabe

„Wie viel Mut braucht man, um eine Buchhandlung einen Tag an Schüler zu übergeben?“ Diese Frage des Börsenblatts haben Hanna und ich uns auch gestellt und haben Annaluise Erler von der Buchhandlung Findus kurzerhand im Rahmen eines Interviews ausführlich zu ihrer Aktion zum Welttag des Buches befragt. Geantwortet hat ihr Sohn Max Erler, Filialleiter der Buchhandlung Findus in Weinböhla, der dieselbe Aktion durchgeführt, aber weniger Branchenecho geerntet hat. Herausgekommen sind ehrliche und spannende Antworten, nicht nur zur Aktion an sich, sondern auch zur Positionierung einer Buchhandlung jetzt und in Zukunft.

alles fließt: Was haben Sie selbst gemacht, während die Schüler Ihre Buchhandlung führten? Konnten Sie überhaupt abschalten?

M. Erler: Nein, abschalten konnten wir nicht, wir haben in voller Personalstärke unsere Schüler begleitet und haben ihnen bei Fragen zur Seite gestanden.

alles fließt: Wie ist es gelaufen? Welche Rückmeldungen haben Sie von den Kunden bekommen? Gab es Kritik?

M. Erler: Einige Kunden waren erstaunt und überrascht, aber ich habe keine negativen Reaktionen bekommen. Im Gegenteil, einige wenige haben sich sogar bedankt und sich gefreut, dass wir den Schülerinnen die Chance gegeben haben, einmal über den Tellerrand zu blicken.

alles fließt: Wie haben die Schüler den Tag im Nachhinein empfunden?

M. Erler: Als spannend und anstrengend. Auch die Schüler haben sich bedankt, waren aber ziemlich platt am Ende. Ich denke, gelernt haben wir alle aus dieser Aktion, und das stimmt mich glücklich.

alles fließt: Würden Sie eine solche Aktion wiederholen? Sind ähnliche Aktionen geplant?

M. Erler: Auf jeden Fall. Es gibt bei uns immer unterschiedliche Aktionen, die meistens auch die Jugend mit einbinden.

alles fließt: Mal etwas provokant gefragt: Warum macht man eine solche Aktion? Kundenbindung durch Sympathiepunkte? Reiner Spaß? Arbeitsersparnis?

M. Erler: Arbeitsersparnis? Auf keinen Fall. Kundenbindung? Im gewissen Umfang schon, allerdings ist auch immer die Sorge dabei, dass sich ein Schüler oder eine Schülerin daneben benimmt. Wobei uns das zum Glück bis auf einmal erspart blieb. Spaß? Nun ja, es macht uns allgemein große Freude mit Menschen zu arbeiten, und mit Kindern und Jugendlichen im Speziellen sowieso. Und natürlich ist es zu einem gewissen Prozentsatz auch Werbung und eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit den Schulen …

alles fließt: War das (auch) eine Marketingmaßnahme? Wie bereiten Sie sie dann nach?

M. Erler: Natürlich war es auch eine Marketingmaßnahme, die voll eingeschlagen ist. Pressetexte und ähnliches werden (wenn wir die Genehmigung haben) bei Facebook gepostet und im Laden ausgehängt. Wir besprechen die Aktion mit den Schulen und bitten die Schüler, eine Auswertung zu schreiben und/oder einen Artikel in der Schülerzeitung zu platzieren …

alles fließt: Eine sehr allgemeine Frage: Was denken Sie, braucht der Buchhandel von morgen außer Offenheit, um junge Menschen anzusprechen? Wie sieht die „Buchhandlung 2.0“ für Sie aus?

M. Erler: Der Buchhandel braucht vor allem den Mut, eine Buchhandlung zu bleiben. Wieso soll ich in eine Buchhandlung gehen, die spezialisiert ist auf Schulranzen, mir die Unterschiede zwischen einer Wii und einer Playstation genau erläutern kann, die weiß, welche Spiele IN sind und welche OUT, und mir das Buch geben kann, was ich eh schon will? Aber wenn ich eine Beratung möchte, soll ich mit einem „Kundenterminal“, oder, um genau zu sein, mit einem Computer reden? Wofür soll ich dann eigentlich meine gemütliche Couch verlassen? Meines Erachtens muss auch in Zukunft eine Buchhandlung ein Ort sein, der zum Verweilen und zum Stöbern anregt, der dem Kunden den Platz bietet, unentschlossen zu sein, und der ihm mit Sicherheit einen kompetenten und „um die Ecke denkenden“ Fachmann an die Seite stellt. Ob der Kunde diesen nutzt oder nicht, bleibt ihm selbst überlassen.

Ich denke, wir sollten bei allen Überlegungen, was wir anders machen sollten, nicht außer acht lassen, was wir gut machen und was uns vom Discounter mit der Buchabteilung unterscheidet. Denn das sind unsere wahren Stärken, auf die wir aufbauen können.

alles fließt: Wir danken Ihnen herzlich für das Interview und Ihre Offenheit!