Der Schein trügt

Allein schon die Erwartungen der Abnehmer und Konsumenten, die Gier nach Spektakulärem, geboren aus einem wahnwitzigen Überangebot an Bildern […].

In einem Zeit-Artikel geht um manipulierende Pressefotografie – ein italienischer Fotograf fotografierte seine Kollegen beim Fotografieren in Krisengebieten und zeigte dabei deutlich die Manipulation vieler Fotos. Und legt dabei den Finger in die Wunde: Fotos zeigen das, was sie zeigen sollen – das kann jeder Hobby-Fotograf bestätigen. Trotzdem will jeder die Fotos, sobald sie einmal gemacht sind, sehen – auch das kann jeder Hobby-Fotograf bestätigen. Unser Wille, von allem, was es gibt, Bilder zu sehen, treibt kuriose und bisweilen gefährliche Blüten.

Überall Bilder

Spätestens seit der Verbreitung der Digitalkameras kann man nicht mehr die Augen verschließen – vor alkoholbedingten Entgleisungen von Freunden, vor zweifelhaften Körperpräsentationen oder vor Fotos, die eigentlich gar nichts zeigen. Ich bin selbst leidenschaftliche Amateur-Fotografin und fotografiere im Rahmen dieses Hobbies auch jede Menge Schrott. Aber ich lade diese Fotos nicht ins Internet und schicke jedem in meinem Bekanntenkreis den Link dazu. Jegliche Vorauswahl hat abgenommen – und ist damit das Gegenteil der oben beschriebenen, überkorrigierenden Auswahl, das aber um keinen Deut besser ist, wie man in einem Telepolis-Artikel sehen kann. Die Verbrechen, die in diesem Artikel beschrieben werden, stehen hier außer Frage. Mich interessiert das Phänomen, dass derartige Taten mit der Digicam festgehalten werden – das scheint leider ein ganz typisches Verhalten unserer Zeit widerzuspiegeln.

Ohne Bilder?

Dass es auch anders gehen kann und das nicht zwangsläufig ein Schaden ist, zeigt die Pilotstudie einiger größerer Unternehmen, von der Spiegel Online berichtet. Dort wurde einige Zeit mit anonymisierten Bewerbungen, also auch ohne Foto, gearbeitet. Schlechte Erfahrungen gab es keine. Trotzdem wollen nicht alle Unternehmen dieses Vorgehen in Zukunft umsetzen – zu groß ist wohl auch die Gewohnheit, sich von den Bewerbern per Foto ein Bild zu machen.

„Über-Bedeutung“ von Bildern

Mir scheint es, dass Bildern zu viel Bedeutung zugemessen wird. So wichtig der aufklärerische Aspekt von ihnen ist, so bedenklich sind die Auswüchse, wenn quasi jedes Bild wichtig ist und der Fotograf durch die Reaktionen enorme Bestätigung erhält. Im Gegensatz zu vielen anderen Themen wird diese Bilderflut momentan noch nicht einmal hinterfragt, dabei ist das ein Thema, das wirklich jeden von uns betrifft. Distanzierteres Verhalten der Betrachter und sensibleres ebenso wie ehrlicheres Vorgehen der Ersteller von Fotos wären ein wichtige Schritte zum Ziel, unser Verhältnis zu Bildern wieder etwas ins Gleichgewicht zu rücken.

 

Hoffnung für die Netzpolitik

Über einen Spiegel Online-Artikel bin ich an einer Rede von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hängengeblieben. Der Autor fasst u.a. zusammen, dass sich die Justizministerin für das Recht auf Anonymität im Internet ausgesprochen hat:

Pöbeleien gebe es nicht erst, seitdem es Blogs und Foren gebe. In den Straßen, auf Marktplätzen und Foren werde „ganz anonym aus der Menge heraus krakeelt und gespottet“, so die Ministerin. „Für ein Mehr an Freiheit durch das Internet“ müsse man mit „gelegentlichen anonymen Entgleisungen leben können.“

Nach weiterer Recherche bin ich dann hier auf den Originalwortlauf der Rede gestoßen – und habe eine Einschätzung von prominenter politischer Stelle vorgefunden, der ich wirklich zustimmen kann.

Recht auf Anonymität

Das Thema des anonymen Surfens habe ich vor ein paar Tagen in einem Artikel schon behandelt, weswegen ich hier nur kurz die Argumentation Leutheusser-Schnarrenbergers nachzeichnen möchte.

Wen träfe denn ein Klarnamenzwang in erster Linie? Es träfe vor allem die Minderheiten, die Ängstlichen und Schwachen. Die Menschen, die sich am dringlichsten auf Pseudonyme verlassen, sind diejenigen, die von der Gesellschaft am meisten ausgegrenzt werden. Darunter sind Missbrauchsopfer, politische Aktivisten, Kranke, Menschen mit besonderer sexueller Ausrichtung, Kinder- und Jugendliche. […]

Ein Verbot von Anonymität und Pseudonymität im Internet hieße also, gerade die Mindermeinungen verstummen zu lassen, die eine liberale, pluralistische Gesellschaft erst ausmachen – und wäre in Deutschland daher auch verfassungsrechtlich hoch problematisch.

Für den politischen Diskurs bietet die Möglichkeit der verdeckten Meinungsäußerung übrigens einen wichtigen Vorteil: Sie schafft ein sehr niedrig-schwelliges Angebot auch für solche Menschen, die bisher nicht aktiv am politischen Meinungsbildungsprozess teilgenommen haben.

Anonymität ist laut der Justizministerin also ein Mittel zu breiter Meinungsäußerung. Im Zuge dessen muss die Gesellschaft dann auch in der Lage sein, weniger erwünschte Meinungen zu tolerieren – was aber nichts Neues ist. Als Vergleich führt sie die anfangs erwähnten anonymen Zwischenrufer auf. Das Internet ist damit „nur“ ein weiterer Marktplatz zur Meinungsäußerung.

Datensparsamkeit und Datenschutz

Mit zunehmender Anonymität (bei Leutheusser-Schnarrenberg abgegrenzt zu Pseudonymität) gäbe es dann auch mehr Privatsphäre:

Wer vor diesem Hintergrund einen Zwang von Klarnamen im Internet fordert, will nicht nur einen parteiübergreifenden Konsens für mehr Datensparsamkeit und -schutz im Internet aufkündigen, sondern in das glatte Gegenteil verkehren. Bester Schutz der Privatsphäre ist nämlich die Möglichkeit der Nichtnennung des eigenen Namens.

Ein achtsamer Umgang mit den eigenen Daten setzt natürlich auch das Wissen voraus, wer die Daten speichert, wie sie verwendet und an wen sie weitergegeben werden.
Wir müssen deshalb verbesserte Rahmenbedingungen schaffen, um informierte und freie Entscheidungen über die Nutzung der eigenen Daten zu erleichtern. Ein sinnvoller Weg dazu ist die Errichtung einer Stiftung Datenschutz – hier müssen die Vorbehalte und Bedenken des Bundesinnenministeriums endlich aus dem Weg geräumt werden, damit die Stiftung – wie vom Innenministerium wiederholt angekündigt – nun wirklich ihre Arbeit aufnehmen kann.

Vorstoß in Richtung Kulturflatrate

Einen weiterer Beitrag, um mir ein wenig Glauben in die Netzpolitik zurückzugeben, kam übrigens von den Grünen. Wie Börsenblatt Online berichtet, macht sich einer der Grünen-Netzexperten, Konstantin von Notz, weiter für eine Kulturflatrate stark. Die Kulturflatrate ist momentan das Modell, das mich am meisten überzeugt, in erster Linie deshalb, weil es meinen Nutzungsgewohnheiten entgegenkommt. Einmal zahlen und dann ungestört konsumieren können, ohne sich ein weiteres Mal um Abrechnung kümmern zu müssen – das ist das, was ich unter Komfort verstehe.

Link-Funde: Gema vs. YouTube und Einnahmen-Transparenz

Auf Verlage der Zukunft gibt’s einen interessanten Artikel, der die Hintergründe des Gema-YouTube-Streits erläutert. Hoffnung auf eine baldige Veränderung der jetzigen Situation, dass viele Videos gesperrt sind, macht er nicht:

YouTube möchte nicht den deutschen Sonderweg gehen. Dadurch würden die Gewinne geschmälert und womöglich könnten Verwertungsgesellschaften anderer Länder aufbegehren. Musik ist aber keine frei verfügbare Information und es muss eine faire Vergütung an den Urheber erfolgen. Solange nicht klar ist, wie diese genau auszusehen hat, werden wir aber weiterhin Sätze lesen wie: Leider ist dieses Video in deinem Land nicht verfügbar.

Leander Wattig verweist in seinem Artikel auf die offen gelegten Buch-Einnahmen von Kathrin Passig. Das ist vor allem deswegen interessant, weil man diesen offenen Umgang von den Autoren sonst eher nicht gewohnt ist.

Freiheit durch Eigenverantwortung

Auf Zeit Online gibt’s gleich zwei Artikel zum Thema Internetfreiheit. Neben meiner persönlichen Sympathie dafür werden dort einige interessante Aspekte angesprochen. Frank Rieger, Sprecher des Chaos Computer Clubs, plädiert in einem Interview u.a. für die Eigenverantwortung der Internetnutzer:

Wenn ich gerne ein Disney-kompatibles Familien-Internet haben möchte, kann ich mir einen Filter installieren, der dafür sorgt, dass ich den Rest nicht sehen muss. So, wie ich kein RTL 2 gucken will, gehe ich halt auch nicht auf bestimmte Websites. Die Möglichkeit, für sich persönlich zu entscheiden, was man tun oder sehen möchte, wird unterschätzt.

Dieser Vorgang der persönlichen Entscheidung wird auch in einem Leserbrief angesprochen:

Ich möchte im Internet bloß die Freiheiten, die im Alltagsleben selbstverständlich sind: als ich selbst und ohne Namensschild oder Barcode auf der Stirn agieren, kommunizieren und konsumieren. Meine Identität gehört mir und wie im Alltag möchte ich sie nur dann offenlegen, wenn ich es mag oder wenn es aus einem wichtigen Grund sinnvoll ist. Aber auch dann sollte die Entscheidung bei mir liegen und mir nicht aufgezwungen werden.

Problematische Regulierung

Jula Böge geht von einer sehr persönlichen Sicht aus, während Frank Rieger das Problem auf eine höhere Ebene hebt. Er spricht an, welche unüberwindbaren Schwierigkeiten eine stärkere Regulierung des Internets mit sich bringen würde:

Wir können nicht mehr sagen, das Internet ist unzensierbar. Es ist durchaus zensierbar. Wir müssen uns bewusst entscheiden, es nicht zu tun. […] Wenn wir in der Lage sind, den gesamten Internetverkehr in unserem Land anzugucken und nach bestimmten Merkmalen auszufiltern, wem wollen wir diese Macht anvertrauen? Soll es der Staat tun? Können wir uns darauf verlassen, dass in Deutschland die Strukturen demokratisch bleiben? Sind wir in der Lage, für alle Ewigkeit vorherzusagen, dass solche Werkzeuge nicht in die falschen Hände geraten?

Aufgrund dieses Dilemmas, dass Zensur und Regulierung zwangsläufig zu einem potenziellen Missbrauch befähigen, bleibt für Frank Rieger nur die Eigenverantwortung als gangbarer Weg. Ein Punkt, den ich sehr ähnlich sehe. Abgesehen vom persönlichen Wohlbefinden beim anonymen Surfen geht es hier um eine demokratische Grundsatzentscheidung. Das Recht auf Freiheit sollte nicht vom vermeintlichen Schutz des Bürgers abgelöst werden.

Eigenverantwortung als Lösung

Voraussetzung dafür ist jedoch auch, dass sich mehr Bürger ihrer Eigenverantwortung bewusst werden und entsprechend danach handeln. Konkret beinhaltet das für mich ein Bewusstsein für Datensensibilität, also wenn es zum Beispiel um persönliche Daten geht. Außerdem mehr Interesse für Anonymisierung bzw. allgemein für technisches Know-how, um zu wissen, was man denn da im Internet macht. Ich meine nicht, dass jeder zum Nerd werden sollte, aber für viele Möglichkeiten braucht man kein technisches Verständnis, sondern lediglich gesunden Menschenverstand und ein wenig Zeit.

Vermittlung bestimmter Grundlagen

Nicht zuletzt wäre auch zu überlegen, wie man bereits in Schule und anderen Bildungsstätten Voraussetzungen für die Entwicklung einer gewissen Eigenverantwortung schaffen könnte – insbesondere vor dem Hintergrund, dass Internetnutzung meist schon im Kindesalter anfängt. Wichtiger ist aber wohl der Umgang im jeweiligen Elternhaus, da der Großteil des Internetkonsums in privatem Rahmen stattfindet. Eine kindgerechte Auswahl an Seiten oder auch die Filterung nicht kindgerechter Inhalte – ähnlich wie beim Fernsehen – ist eigentlich unerlässlich. Statt einer kompletten Vermeidung der modernen Technik ist es meines Erachtens gerade hier wichtig, dass Eltern ihren Nachwuchs betreuen und begleiten, damit dieser langsam herangeführt wird.

Ist die Frage nach dem ROI von Social Media erlaubt?

Angeregt durch einen Artikel in Living The Future habe ich mich mit dem Thema ROI (= Return on Investment) im Bereich Social Media befasst und mir gleich ein Buch von Olivier Blanchard dazu beschafft. [Inwieweit man mit Online-Themen in Büchern gut aufgehoben ist, ist auch eine Frage, aber bislang fahre ich mit diesem Verhalten noch recht gut.] Die deutliche, aber begründete Meinung des Verfassers Uwe Hauck sieht so aus:

Wir reden von SOCIAL Media, nicht von Vertrieb. Wir reden von Kommunikation, von Gesprächen auf Augenhöhe. […] Das alles kostet Geld das man nicht irgendwo in die weiteren Verkäufe direkt einrechnen kann. Aber es bedingt eine stärkere Kundenbindung, bewirkt, dass die Reputation (einer der wichtigen Werte im sozialen Netz) steigt und somit das Unternehmen und seine Produkte positiver besetzt werden.

Wenn man das Thema rein aus Verkaufssicht betrachtet, ist dem Kommentar uneingeschränkt zuzustimmen. Olivier Blanchard zieht den Bogen im Buch jedoch etwas weiter und sagt, dass die Messung von Social-Media-Aktivität immer an (vorher festgelegten) Unternehmenszielen ausgerichtet sein muss.

Messung von Reputation

Geht man hier in den Bereich Reputation Management, ist die Begeisterung Blanchards für die vielen, neuen Messinstrumente mehr als verständlich: Messungen im Bereich Reputation waren bislang eine eher langwierige und undurchsichtige Angelegenheit – mittels Social-Media-Tools können Unternehmen, auch in zeitlicher Hinsicht, den Überblick über zumindest einen Teil der Kundenmeinungen gewinnen sowie konkrete und unmittelbare Rückmeldung erhalten, auf die sie eingehen und reagieren können. Das ist ein enormer Fortschritt, den man wohl auch erst lernen muss, entsprechend zu nutzen.

ROI sinnvoll im Marketing?

Was heißt das jetzt? ROI ist meines Erachtens allgemein ein schwieriger Punkt, wenn es um Marketing geht. Da in der Regel mehr als nur eine Kampagne bzw. Kommunikationsmaßnahme parallel laufen, kann man fast nie genau aussagen, welche davon den gewünschten Erfolg (oder auch Misserfolg) bringt. Ähnlich ist es bei Marketing im Web: Man gewinnt zwar konkretere Eindrücke als zuvor, aber ob man immer direkte Rückschlüsse auf den Erfolg einer bestimmten Kommunikationsmaßnahme ziehen kann, ist fraglich. Nichtsdestotrotz gibt es immer mehr Instrumente, um diese Eindrücke fundiert zu betrachten, zu verifizieren und auszuwerten – entsprechend sollte man das Thema zwar entsprechend betriebswirtschaftlich angehen, aber nicht rein aus verkaufstechnischen Gesichtspunkten bewerten.

eBook-Leihe nur als Zusatzgeschäft?

Da sind sie mal wieder: die Zweifler. Diesmal eher unerwartet in Person von Michael Roesler-Graichen, Redakteur beim Börsenblatt, der das Modell der kommerziellen eBook-Leihe kommentiert.

Pseudo-Flatrate als Chance

Im Grunde ist es keine Flatrate, trotzdem setzt sich der Begriff durch. Anbieter wie PaperC und Skoobe bieten eBooks nicht bzw. nicht ausschließlich zum endgültigen Kauf an, sondern zur Ausleihe – die Übertragung des Büchereiprinzips auf das Internet. Und an sich ist das eine gute Idee, ein vor allem bei Viellesern bewährtes Konzept auf das Internet zu übertragen. Das könnte dem noch immer stockenden eBook-Geschäft auch den Auftrieb geben, den man in Deutschland seit einigen Jahren erwartet, der aber bisher nur langsam vorangeht.

eBook-Wert umstritten

Aber was wären wir ohne das berüchtigte „Aber“? Dieses kommt hier in Form der Befürchtung der sinkenden Wertigkeit von eBooks. Dabei muss jedoch angemerkt werden, dass eBooks bis dato sowieso nicht als allzu hochwertig angesehen werden. Sehr viele Leser beschweren sich über die in ihren Augen zu hochpreisigen eBooks. Das ist ein klares Indiz dafür, dass eBooks als weniger wertig angesehen werden als ihr Preis den Eindruck vermittelt. Und natürlich ist der Preis nur eines von vielen Kriterien für die Wertigkeit eines Produkts, aber da das Standard-eBook bar jeder enhanced-Elemente und Zusatzleistungen ist, sollte man meines Erachtens in diesem Zusammenhang vorsichtig mit diesem Argument sein. Zweifelsohne verfügen eBooks über Wertigkeit, aber über das Ausmaß derselben bestehen zurecht Zweifel.

Kein Preisverfall in Sicht

Auch den angesprochenen potenziellen Preisverfall sehe ich nicht. Ausleihe ist etwas Anderes als Kauf: Das wissen alle Leiher und Käufer, und das ist online nicht anders als offline. Wenn die Onleihe in Form von Flatrates als Service angesehen und vor allem auch genutzt wird, ist das eine Methode, den eBook-Markt voranzutreiben. Bereits jetzt bremsende Argumente einzuwerfen und Flatrates als Zusatzgeschäft beschränken zu wollen, finde ich entschieden zu früh.

Von Mäusen und Clouds

Interessanterweise ist das Thema einiger Kommentare der letzten Tage der (richtige) Umgang mit Sprache im Hinblick auf IT-Themen. Meines Erachtens ein spannendes Phänomen, weil die „richtige“ Sprache der entscheidende Faktor ist, dass Botschafen bei Lesern ankommen.

Nebulöse Begrifflichkeiten

Was mich vielmehr wundert, ist die Tatsache, dass unter dem Titel „Cloud Computing“ überhaupt etwas verkauft wird. Warum? Weil der Begriff genauso nebelig und diffus ist wie die Wolke, für die er steht. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass in jedem Beitrag über „Cloud Computing“ immer erst einmal der Begriff geklärt wird?

Damian Sicking setzt sich in einem Kommentar auf Heise Online mit dem Begriff des Cloud Computing auseinander – und trifft dabei zielsicher die wunden Punkte.

Angsterzeugende Phrasen

Der durchschnittliche Büromensch betätigt seine Maus grob geschätzt 5.000 Mal – pro Tag. Wie oft er dabei wohl denkt: „Wahnsinn, was so ein Mausklick bewirkt“?

Eine Satire auf Zeit Online über die Angstrhetorik des Mausklicks – gute Unterhaltung für zwischendurch.

Buch-Filme und ihre Erfolge

Vor ein paar Tagen schon wurde die diesjährigen BuchMarkt-AWARDs verliehen. Interessant fand ich vor allem Kategorie VII: „Spot des Jahres“.

Kinderbuch-Gold

Die Gold-Prämierung ging an den Spot zu „Sieben Minuten nach Mitternacht“ von Patrick Ness und Siobhan Dowd. Kein schlecht gemachter Trailer, auch wenn mir persönlich das Element gefehlt hat, das mich davon überzeugt, dass dieses Video zweifelsohne den ersten Platz in dieser Kategorie verdient hat.

Zwei Silber-Platzierungen

Silber bekam der Trailer von „Denk doch, was du willst“ von Thomas Havener. Und der ist wirklich überzeugend gemacht: Lustig, überraschend, überzeugend – keine große Verkünstelung, sondern eine witzige Idee gut umgesetzt. Verdiente Silber-Platzierung!

Den zweiten Silber-Kandidaten „Andere haben Probleme, ich hab‘ Familie“ von Schmitz‘ Mama habe ich nicht gefunden. Bzw. mir ist nicht klar, was ausgezeichnet wurde – der Amazon-Trailer? Falls ja, ich finde ihn zu lang – Idee ist okay, aber eine etwas straffere Umsetzung hätte ihm gut getan.

Sehr überzeugende Bronze-Auszeichnung

Bronze ging an das wunderbare Video „Die Rebellion der Maddie Freeman“ von Kate Kacvinsky. Hat zwar am Anfang etwas wenig Drive, überzeugt aber ansonsten durchweg als Film, der eine Geschichte erzählt – und lange unklar lässt, worum es überhaupt geht. Stört aber auch überhaupt nicht, da die Hintergrundmusik den Spot mühelos weiterträgt. Eigentlich ist Bronze ist hier zu wenig. Nicht nur, weil ich den Trailer persönlich ansprechend finde, sondern auch, weil er mit 8.000 Klicks deutlich mehr als die Gold- und Silber-Platzierungen mit je 2.000 Klicks bekommen hat.

 

Lautes Lesen + Leises Lesen = Interaktives Lesen?

Interaktives Lesen ist als Entwicklung gar nicht ganz neu, sondern war bis zum Mittelalter Usus – eine interessante Herangehensweise in einem Zeit-Artikel über Social Reading.

Leises Rezipieren war bis 400 nach Christus weitgehend unbekannt. Noch Augustinus wunderte sich über einen stumm lesenden Zeitgenossen. Die großen Bibliotheken der Antike, schreibt Alberto Manguel in Eine Geschichte des Lesens, könnten durchaus geräuschvolle Orte gewesen sein, erfüllt vom Gemurmel der sich selbst vorlesenden Gelehrten.

Was leider nicht erwähnt wird, ist der Aspekt, dass sich das laute Lesen vor allem aus einem Zwang heraus ergeben hat: Frühe Texte hatten keine Wortabstände, so dass das laute Lesen essentiell war, um den Text zu verstehen. Heute ist es laut der Autorin eher das Bemühen der Produzenten, sich von der Konkurrenz abzusetzen, das für interaktive Elemente beim Lesen sorgt:

Ein E-Book, mit dem man nichts anstellen kann außer es zu lesen, ist ein langweiliges E-Book.

Vom Rest des Artikels, in dem über die Datenschutzdimensionen des „gläsernen Lesers“ spekuliert wird, bin ich nicht überzeugt. Natürlich ist der Datenschutz ein Punkt, der hier äußerst wichtig ist, aber im Moment steckt Social Reading noch in den Kinderschuhen und die weitere Entwicklung ist mehr als ungewiss. Also zu früh, um bereits jetzt die Negativpunkte zu betonen, wenn man noch gar nicht weiß, ob sie kommen werden. Interessant finde ich eher den Punkt, ob sich Social Reading auf breiter Basis ausbreiten oder ein nettes Spielzeug der netzaffinen Spezies bleiben wird.

 

Dürer in Stuttgart?! Über fehlleitende Werbeslogans …

Vor ein paar Tagen ist mir eine Plakatwerbung an einer Stuttgarter Stadtbahn-Haltestelle ins Auge gestochen: „Dürer findet Stadt“. Gemeint war damit nicht Stuttgart, wie ich zuerst irritiert angenommen hatte, sondern Nürnberg. Dort läuft die Ausstellung „Der frühe Dürer“ im Germanischen Nationalmuseum.

Nürnberg-Stuttgart?!

Mal abgesehen von der Frage, warum man in Stuttgart eine Nürnberger Ausstellung großflächig bewirbt (falls hier reger Austausch oder Fremdenverkehr stattfindet, habe ich bis dato nichts davon bemerkt), bin ich nach wie vor ratlos über den Werbeslogan des Plakats. Warum hängt man einen derart stadtbezogenen Slogan in anderen Städten als Nürnberg auf? Oder verstehe ich den Slogan einfach gar nicht?

Künstliche Werbung

Was man dem Slogan lassen muss: Er hat meine Aufmerksamkeit erregt. Aber ich habe so gar kein Verständnis für unverständliche Werbung. Deswegen werde ich auch aus Protest nicht hingehen. Gerade Werbung sollte meine Erachtens schnell und unkompliziert zu verstehen sein. Auch die zweite Bedeutung (falls man „statt“ anstelle von „Stadt“ liest), ist zwar aus germanistischer Sicht eine wirklich nette Zugabe, aber kommt nicht an. Viel zu verkünstelt.

Komplette Fehl-Interpretation meinerseits?

Nach wie vor die zentrale Frage: Verstehe ich die Grundaussage nicht? Oder haben da ganz viele Leute vor lauter Bäumen keinen Wald mehr gesehen? Aufklärung erbeten!