Lautes Lesen + Leises Lesen = Interaktives Lesen?

Interaktives Lesen ist als Entwicklung gar nicht ganz neu, sondern war bis zum Mittelalter Usus – eine interessante Herangehensweise in einem Zeit-Artikel über Social Reading.

Leises Rezipieren war bis 400 nach Christus weitgehend unbekannt. Noch Augustinus wunderte sich über einen stumm lesenden Zeitgenossen. Die großen Bibliotheken der Antike, schreibt Alberto Manguel in Eine Geschichte des Lesens, könnten durchaus geräuschvolle Orte gewesen sein, erfüllt vom Gemurmel der sich selbst vorlesenden Gelehrten.

Was leider nicht erwähnt wird, ist der Aspekt, dass sich das laute Lesen vor allem aus einem Zwang heraus ergeben hat: Frühe Texte hatten keine Wortabstände, so dass das laute Lesen essentiell war, um den Text zu verstehen. Heute ist es laut der Autorin eher das Bemühen der Produzenten, sich von der Konkurrenz abzusetzen, das für interaktive Elemente beim Lesen sorgt:

Ein E-Book, mit dem man nichts anstellen kann außer es zu lesen, ist ein langweiliges E-Book.

Vom Rest des Artikels, in dem über die Datenschutzdimensionen des „gläsernen Lesers“ spekuliert wird, bin ich nicht überzeugt. Natürlich ist der Datenschutz ein Punkt, der hier äußerst wichtig ist, aber im Moment steckt Social Reading noch in den Kinderschuhen und die weitere Entwicklung ist mehr als ungewiss. Also zu früh, um bereits jetzt die Negativpunkte zu betonen, wenn man noch gar nicht weiß, ob sie kommen werden. Interessant finde ich eher den Punkt, ob sich Social Reading auf breiter Basis ausbreiten oder ein nettes Spielzeug der netzaffinen Spezies bleiben wird.

 

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