Findet Jonathan: Transmedia Storytelling im Selbstversuch

Schade, daß es nun anscheinend vorbei ist. Hat wirklich Spaß gemacht! Sollte sich was Neues ergeben bin ich auf jeden Fall diesmal von Anfang an dabei. („Findet Jonathan„-Spielerin)

Alles Schöne muss irgendwann zu Ende gehen … ein Trost, wenn man denn hinterher sagen kann, dass es sich gelohnt hat. Von unserem Alternate Reality Game (über das wir an früherer Stelle bereits berichteten) können wir das guten Gewissens sagen. Unser Trailer hat bislang über 700 Klicks erhalten, unser ARG auf Facebook brachte es auf eine wöchentliche Reichweite von bis zu 1.000 Usern.

Aktive Spieler

Was uns besonders gefreut hat: Die 90-9-1-Regel haben wir getoppt. Wenn man die 9%- und die 1%-Gruppe zusammenfasst, sind das normalerweise 10% – wir sind hier auf phänomenale 11,25% gekommen – also überdurchschnittlich viele aktiv-produktive User.  Auch an anderer Stelle hat sich die Aktivität der Spieler gezeigt. Im Zuge von Recherchen über die letzten Aktivitäten des verschwundenen Jonathan (rechts im Bild, gemeinsam mit Nick, einem seiner engen Freunde) wurde die von uns „gegründete“ Brauerei Wilder Tann immer wieder angeschrieben und um Informationen gebeten. Und unsere fiktive Privatdetektivin wurde abschließend sogar vor dem mysteriösen Ikarus gewarnt.

Weiter geht’s …

… auf Lovelybooks. Unabhängig vom ARG machen wir auf Lovelybooks eine Leserunde. Die Freiexemplare für die Testleser sind leider schon weg, aber die Beteiligung an der Diskussion über das Buch ist natürlich trotzdem möglich. Hier wollen wir auch nochmal über den Buchtrailer diskutieren, mit dem wir bewusst gewohnte Wege verlassen wollten. Wir sind gespannt auf die Meinungen, wie uns das gelungen ist!

Das Team

„Wir“, das sind „Die Erzähler“, bestehen aus Sabine Hafner, Dennis Schmolk und mir, Hanna Hartberger. Als Buchwissenschafts-Absolventen und Social-Media-Junkies haben wir uns gefreut, mit KOSMOS einen starken und aufgeschlossenen Partner für unser erstes ARG gefunden zu haben. Unsere Spieler hoffen auf viele weitere – und wir auch!

In den Kinderschuhen? Buchtrailer und Buchtrailer-Versuche

Machen sie Lust aufs Lesen? Packen sie den Leser schon vor dem Buch? Aus dem gegebenen Anlass, dass ich mit zwei guten Freunden einen Buchtrailer gemacht habe, möchte ich hier auf Buchtrailer näher eingehen und ein paar von ihnen vorstellen und bewerten.

Atmosphäre zulasten von Handlung?

Mein Hauptkritikpunkt bei Buchtrailern ist der, dass ganz viele keine Handlung haben. Man sieht Nebel oder Gewaber, unterlegt mit düsterer Musik, anschließend fliegen einzelne Worte oder Sätze ins Bild. Im besseren Fall gibt’s noch eine Off-Stimme dazu, im schlechteren Fall kommt nicht mal mehr die. Das ist vielleicht schön, wenn ich zwei Mal im Jahr einen Trailer sehe. Wenn ich diese Machart aber in fünf Trailern innerhalb kurzer Zeit sehe, ist es langweilig und ermüdend.

Das Argument für diese Nicht-Handlung ist das, dass beim Leser selbst schon ein Film läuft, wenn er das Buch liest – das Kopfkino. Dieses Kopfkino soll nicht dadurch zerstört werden, dass im Trailer Personen gezeigt werden, die sich der Leser später anders vorstellt. Diese Argumentationsweise geht aber meines Erachtens ganz stark zulasten der Qualität der Trailers als solchem.

Bekanntheitsgrad

Das kann man auch an den – oft unvorstellbar geringen – Zahlen der Views erkennen. (Ein niedriger dreistelliger Bereich ist in der deutschen Buchbranche ein Standardwert, was angesichts der Tatsache, dass man für einen Trailer bis zu mehreren Tausend Euro ausgibt, erschreckend ist.) Die niedrigen Zahlen sind ein Indiz dafür, dass viele Menschen hier ähnlich denken wie ich und von den Trailern als solche alles anders als begeistert sind.

Das ist schade – weil die meisten Internetnutzer gleichzeitig viel lesen und von den Büchern entweder nichts mitkriegen (wenn sie schlecht gemacht sind, kriegen sie kein „Like“ und somit keine soziale Weiterverbreitung) oder mitunter sogar abgeschreckt sind (obwohl das Buch unter Umständen sogar sehr gut ist). Ein guter Buchtrailer eignet sich perfekt, um ihn in Diskussionen in Sozialen Netzwerken oder speziellen Foren wie Lovelybooks einzubringen. Nur gibt es im Bereich Buchtrailer leider ganz viele verpasste Chancen.

Abweichend vom Standard

Nach der vielen Kritik möchte ich aber doch ein paar aus meiner Sicht sehr gelungene Trailer vorstellen.

T.C.Boyle: Wenn das Schlachten vorbei ist: Der Clip erinnert eher an einen Filmtrailer als an  einen Buchtrailer, was ihm zweifelsohne gut tut – Grund dafür sind real agierende Personen und Spannung erzeugende Schnitte. Die fast 4.000 Klicks sind eine klare Bestätigung, dass das viele Internetnutzer genauso sehen und der Trailer erfolgreich weiterverbreitet wurde.

Stefan Petermann: Ausschau halten nach Tigern: Nicht auf den ersten Blick einer der Favoriten, aber an sich ist das ein schön gemachter Typo-Trailer, der seinen Stil bis zum Schluss durchhält. Vielleicht etwas zu lang, aber dafür kriegt man einen klaren ersten Eindruck vom Stil, in dem die Erzählungen des Buchs verfasst sind – und damit ersetzt der Film für mich das Blättern im Buch und macht den Weg frei für eine direkte Kaufentscheidung.

Ernest Cline: Ready Player One: Für einen dritten guten Trailer brauchte ich eine etwas längere Suche, die sich aber gelohnt hat. Science-Fiction und 80-ties – das letztere Thema wird herrlich konkret dargestellt und bietet sogar für Vertreter jüngerer Generationen Wiedererkennungseffekt. Die Aufgaben des Trailers, das Buch vorzustellen und Lust darauf zu machen, werden charmant erfüllt.

Eigenproduktion

Zu guter Letzt ist hier noch der Link zu unserem anfangs erwähnten selbst produzierten Trailer, der am Ende auf die dazugehörige Facebook-Seite hinweist. Wir sind bei der Produktion davon ausgegangen, was uns als Leser persönlich ansprechen würde, und haben versucht, genau das umzusetzen. Wir freuen uns sehr über Kritik! Hier geht’s zu Findet Jonathan.

Buch-Filme und ihre Erfolge

Vor ein paar Tagen schon wurde die diesjährigen BuchMarkt-AWARDs verliehen. Interessant fand ich vor allem Kategorie VII: „Spot des Jahres“.

Kinderbuch-Gold

Die Gold-Prämierung ging an den Spot zu „Sieben Minuten nach Mitternacht“ von Patrick Ness und Siobhan Dowd. Kein schlecht gemachter Trailer, auch wenn mir persönlich das Element gefehlt hat, das mich davon überzeugt, dass dieses Video zweifelsohne den ersten Platz in dieser Kategorie verdient hat.

Zwei Silber-Platzierungen

Silber bekam der Trailer von „Denk doch, was du willst“ von Thomas Havener. Und der ist wirklich überzeugend gemacht: Lustig, überraschend, überzeugend – keine große Verkünstelung, sondern eine witzige Idee gut umgesetzt. Verdiente Silber-Platzierung!

Den zweiten Silber-Kandidaten „Andere haben Probleme, ich hab‘ Familie“ von Schmitz‘ Mama habe ich nicht gefunden. Bzw. mir ist nicht klar, was ausgezeichnet wurde – der Amazon-Trailer? Falls ja, ich finde ihn zu lang – Idee ist okay, aber eine etwas straffere Umsetzung hätte ihm gut getan.

Sehr überzeugende Bronze-Auszeichnung

Bronze ging an das wunderbare Video „Die Rebellion der Maddie Freeman“ von Kate Kacvinsky. Hat zwar am Anfang etwas wenig Drive, überzeugt aber ansonsten durchweg als Film, der eine Geschichte erzählt – und lange unklar lässt, worum es überhaupt geht. Stört aber auch überhaupt nicht, da die Hintergrundmusik den Spot mühelos weiterträgt. Eigentlich ist Bronze ist hier zu wenig. Nicht nur, weil ich den Trailer persönlich ansprechend finde, sondern auch, weil er mit 8.000 Klicks deutlich mehr als die Gold- und Silber-Platzierungen mit je 2.000 Klicks bekommen hat.