Wie Autoren reddit fürs Marketing nutzen

Über Tweet und Blogpost stieß ich auf eine tagesaktuelle Aktion von Charles Stross: er beantwortet Fragen auf reddit, und zwar sowohl von Lesern wie auch etwa von Autoren, die sich Tipps für das eigene Schreiben und Vermarkten erhoffen.

reddit erreicht sicherlich ein eher spezielles Publikum (wobei es auch „Boards“ für den allgemeineren Geschmack gibt), aber gerade ein SF-Autor kann auf dieser Plattform gut mit seiner Zielgruppe reden. Und diese Aktion beweist: Kommunikation kommt an (555 Kommentare nach 3 Stunden), und Kommunikation realisiert man am besten durch viele verschiedene Kanäle, um alle potenziellen Interessenten abzugrasen. Wer reddit noch nicht kennt oder nicht nutzt, sollte diese Aktion von Stross zum Anlass nehmen, sich die Plattform hinsichtlich des Marketingmehrwerts einmal anzusehen.

 

Ganz martialisch: Content marketing – What's your plan of attack? (Inforgraphik)

Marketing ist Krieg – und ganz in diesem Sinne zeigt folgende Infographik den Unterschied zwischen Massen- und gezieltem Marketing anhand von regulären Streitkräften und Special Forces:

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Findet Jonathan: Transmedia Storytelling im Selbstversuch

Schade, daß es nun anscheinend vorbei ist. Hat wirklich Spaß gemacht! Sollte sich was Neues ergeben bin ich auf jeden Fall diesmal von Anfang an dabei. („Findet Jonathan„-Spielerin)

Alles Schöne muss irgendwann zu Ende gehen … ein Trost, wenn man denn hinterher sagen kann, dass es sich gelohnt hat. Von unserem Alternate Reality Game (über das wir an früherer Stelle bereits berichteten) können wir das guten Gewissens sagen. Unser Trailer hat bislang über 700 Klicks erhalten, unser ARG auf Facebook brachte es auf eine wöchentliche Reichweite von bis zu 1.000 Usern.

Aktive Spieler

Was uns besonders gefreut hat: Die 90-9-1-Regel haben wir getoppt. Wenn man die 9%- und die 1%-Gruppe zusammenfasst, sind das normalerweise 10% – wir sind hier auf phänomenale 11,25% gekommen – also überdurchschnittlich viele aktiv-produktive User.  Auch an anderer Stelle hat sich die Aktivität der Spieler gezeigt. Im Zuge von Recherchen über die letzten Aktivitäten des verschwundenen Jonathan (rechts im Bild, gemeinsam mit Nick, einem seiner engen Freunde) wurde die von uns „gegründete“ Brauerei Wilder Tann immer wieder angeschrieben und um Informationen gebeten. Und unsere fiktive Privatdetektivin wurde abschließend sogar vor dem mysteriösen Ikarus gewarnt.

Weiter geht’s …

… auf Lovelybooks. Unabhängig vom ARG machen wir auf Lovelybooks eine Leserunde. Die Freiexemplare für die Testleser sind leider schon weg, aber die Beteiligung an der Diskussion über das Buch ist natürlich trotzdem möglich. Hier wollen wir auch nochmal über den Buchtrailer diskutieren, mit dem wir bewusst gewohnte Wege verlassen wollten. Wir sind gespannt auf die Meinungen, wie uns das gelungen ist!

Das Team

„Wir“, das sind „Die Erzähler“, bestehen aus Sabine Hafner, Dennis Schmolk und mir, Hanna Hartberger. Als Buchwissenschafts-Absolventen und Social-Media-Junkies haben wir uns gefreut, mit KOSMOS einen starken und aufgeschlossenen Partner für unser erstes ARG gefunden zu haben. Unsere Spieler hoffen auf viele weitere – und wir auch!

Gamification – ein Trend für die Buchbranche?

Die Titelgeschichte im impulse-Heft Mai 2012 dreht sich rund um Spiele. Nicht Kinderspiele, sondern die, die auch Erwachsene gerne spielen. Große Firmen wie Daimler wenden die bereits für ihre Mitarbeiter an, während kleinere Unternehmen momentan noch zögerlich sind – sowohl für den Kunden- als auch für den Mitarbeitereinsatz. Aber könnte nicht genau die Spielifzierung das Element sein, das eBooks & Co. endlich attraktiv macht?

Verborgener Spieltrieb

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr sich Menschen fürs Spielen begeistern können. Anschaulich beobachten konnte man das bei der Sudoku-Welle vor ein paar Jahren, als die Zahlenrätsel plötzlich reißenden Absatz fanden. Das Erfolgserlebnis, das beim Sudoku durch ein gelöstes Rätsel eintritt, kann aber auch anders generiert werden: Es reicht der Wettbewerb, der Vergleich mit sich selbst oder mit anderen. Man nehme dazu das Konzept verschiedener Level, in die man sich hochtrainieren kann, und schon ist eine Leistungssteigerung sichtbar, die gefeiert werden will. Konkret wäre das zum Beispiel eine Kochen-App, die gekochte Gerichte registriert und auswertet: Je aufwändiger und komplizierter die Gerichte sind, desto höher ist das Level des Koch, der zwischendrin immer wieder neue, auf seinen Level passende, Rezepte als Vorschlag präsentiert bekommt. (Ich hoffe sehr, dass es eine derartige App nicht schon gibt und ich sie nur nie gefunden habe.)

Zukunftsvisionen

Ein sicherlich wichtiger Aspekt, der im Artikel auch angesprochen wird, ist der, dass die Smartphone-Dichte hierzulande noch nicht so hoch ist wie beispielsweise im Nachbarland Dänemark. Allerdings muss man die Spielmöglichkeiten nicht ausschließlich auf Apps beschränken. Über PCs kann man ebenso Optionen ausschöpfen, was in der Buchbranche bislang eher zögerlich gemacht wird. Spontan fällt mir hier das Cat Protect-Spiel ein, das der Börsenverein (erfolglos?) launchte. Dabei wäre Gamification sicher auch ein Ansatzpunkt, um eBooks attraktiver zu machen. Pro zehn gekauften eBooks gibt’s ein kleines PC-Spiel gratis oder für jeden bestandenen Level gibt’s fünf Seiten mehr von der Leseprobe des Fantasy-Romans einzusehen. Zwar kann ich mir Spielifizierung im Buchbereich nur als eine Komponente unter vielen vorstellen, aber als solche sehr gut mit stärkerem Gewicht als heute und mehr als nur marginaler Bedeutung.

In den Kinderschuhen? Buchtrailer und Buchtrailer-Versuche

Machen sie Lust aufs Lesen? Packen sie den Leser schon vor dem Buch? Aus dem gegebenen Anlass, dass ich mit zwei guten Freunden einen Buchtrailer gemacht habe, möchte ich hier auf Buchtrailer näher eingehen und ein paar von ihnen vorstellen und bewerten.

Atmosphäre zulasten von Handlung?

Mein Hauptkritikpunkt bei Buchtrailern ist der, dass ganz viele keine Handlung haben. Man sieht Nebel oder Gewaber, unterlegt mit düsterer Musik, anschließend fliegen einzelne Worte oder Sätze ins Bild. Im besseren Fall gibt’s noch eine Off-Stimme dazu, im schlechteren Fall kommt nicht mal mehr die. Das ist vielleicht schön, wenn ich zwei Mal im Jahr einen Trailer sehe. Wenn ich diese Machart aber in fünf Trailern innerhalb kurzer Zeit sehe, ist es langweilig und ermüdend.

Das Argument für diese Nicht-Handlung ist das, dass beim Leser selbst schon ein Film läuft, wenn er das Buch liest – das Kopfkino. Dieses Kopfkino soll nicht dadurch zerstört werden, dass im Trailer Personen gezeigt werden, die sich der Leser später anders vorstellt. Diese Argumentationsweise geht aber meines Erachtens ganz stark zulasten der Qualität der Trailers als solchem.

Bekanntheitsgrad

Das kann man auch an den – oft unvorstellbar geringen – Zahlen der Views erkennen. (Ein niedriger dreistelliger Bereich ist in der deutschen Buchbranche ein Standardwert, was angesichts der Tatsache, dass man für einen Trailer bis zu mehreren Tausend Euro ausgibt, erschreckend ist.) Die niedrigen Zahlen sind ein Indiz dafür, dass viele Menschen hier ähnlich denken wie ich und von den Trailern als solche alles anders als begeistert sind.

Das ist schade – weil die meisten Internetnutzer gleichzeitig viel lesen und von den Büchern entweder nichts mitkriegen (wenn sie schlecht gemacht sind, kriegen sie kein „Like“ und somit keine soziale Weiterverbreitung) oder mitunter sogar abgeschreckt sind (obwohl das Buch unter Umständen sogar sehr gut ist). Ein guter Buchtrailer eignet sich perfekt, um ihn in Diskussionen in Sozialen Netzwerken oder speziellen Foren wie Lovelybooks einzubringen. Nur gibt es im Bereich Buchtrailer leider ganz viele verpasste Chancen.

Abweichend vom Standard

Nach der vielen Kritik möchte ich aber doch ein paar aus meiner Sicht sehr gelungene Trailer vorstellen.

T.C.Boyle: Wenn das Schlachten vorbei ist: Der Clip erinnert eher an einen Filmtrailer als an  einen Buchtrailer, was ihm zweifelsohne gut tut – Grund dafür sind real agierende Personen und Spannung erzeugende Schnitte. Die fast 4.000 Klicks sind eine klare Bestätigung, dass das viele Internetnutzer genauso sehen und der Trailer erfolgreich weiterverbreitet wurde.

Stefan Petermann: Ausschau halten nach Tigern: Nicht auf den ersten Blick einer der Favoriten, aber an sich ist das ein schön gemachter Typo-Trailer, der seinen Stil bis zum Schluss durchhält. Vielleicht etwas zu lang, aber dafür kriegt man einen klaren ersten Eindruck vom Stil, in dem die Erzählungen des Buchs verfasst sind – und damit ersetzt der Film für mich das Blättern im Buch und macht den Weg frei für eine direkte Kaufentscheidung.

Ernest Cline: Ready Player One: Für einen dritten guten Trailer brauchte ich eine etwas längere Suche, die sich aber gelohnt hat. Science-Fiction und 80-ties – das letztere Thema wird herrlich konkret dargestellt und bietet sogar für Vertreter jüngerer Generationen Wiedererkennungseffekt. Die Aufgaben des Trailers, das Buch vorzustellen und Lust darauf zu machen, werden charmant erfüllt.

Eigenproduktion

Zu guter Letzt ist hier noch der Link zu unserem anfangs erwähnten selbst produzierten Trailer, der am Ende auf die dazugehörige Facebook-Seite hinweist. Wir sind bei der Produktion davon ausgegangen, was uns als Leser persönlich ansprechen würde, und haben versucht, genau das umzusetzen. Wir freuen uns sehr über Kritik! Hier geht’s zu Findet Jonathan.

Ist die Frage nach dem ROI von Social Media erlaubt?

Angeregt durch einen Artikel in Living The Future habe ich mich mit dem Thema ROI (= Return on Investment) im Bereich Social Media befasst und mir gleich ein Buch von Olivier Blanchard dazu beschafft. [Inwieweit man mit Online-Themen in Büchern gut aufgehoben ist, ist auch eine Frage, aber bislang fahre ich mit diesem Verhalten noch recht gut.] Die deutliche, aber begründete Meinung des Verfassers Uwe Hauck sieht so aus:

Wir reden von SOCIAL Media, nicht von Vertrieb. Wir reden von Kommunikation, von Gesprächen auf Augenhöhe. […] Das alles kostet Geld das man nicht irgendwo in die weiteren Verkäufe direkt einrechnen kann. Aber es bedingt eine stärkere Kundenbindung, bewirkt, dass die Reputation (einer der wichtigen Werte im sozialen Netz) steigt und somit das Unternehmen und seine Produkte positiver besetzt werden.

Wenn man das Thema rein aus Verkaufssicht betrachtet, ist dem Kommentar uneingeschränkt zuzustimmen. Olivier Blanchard zieht den Bogen im Buch jedoch etwas weiter und sagt, dass die Messung von Social-Media-Aktivität immer an (vorher festgelegten) Unternehmenszielen ausgerichtet sein muss.

Messung von Reputation

Geht man hier in den Bereich Reputation Management, ist die Begeisterung Blanchards für die vielen, neuen Messinstrumente mehr als verständlich: Messungen im Bereich Reputation waren bislang eine eher langwierige und undurchsichtige Angelegenheit – mittels Social-Media-Tools können Unternehmen, auch in zeitlicher Hinsicht, den Überblick über zumindest einen Teil der Kundenmeinungen gewinnen sowie konkrete und unmittelbare Rückmeldung erhalten, auf die sie eingehen und reagieren können. Das ist ein enormer Fortschritt, den man wohl auch erst lernen muss, entsprechend zu nutzen.

ROI sinnvoll im Marketing?

Was heißt das jetzt? ROI ist meines Erachtens allgemein ein schwieriger Punkt, wenn es um Marketing geht. Da in der Regel mehr als nur eine Kampagne bzw. Kommunikationsmaßnahme parallel laufen, kann man fast nie genau aussagen, welche davon den gewünschten Erfolg (oder auch Misserfolg) bringt. Ähnlich ist es bei Marketing im Web: Man gewinnt zwar konkretere Eindrücke als zuvor, aber ob man immer direkte Rückschlüsse auf den Erfolg einer bestimmten Kommunikationsmaßnahme ziehen kann, ist fraglich. Nichtsdestotrotz gibt es immer mehr Instrumente, um diese Eindrücke fundiert zu betrachten, zu verifizieren und auszuwerten – entsprechend sollte man das Thema zwar entsprechend betriebswirtschaftlich angehen, aber nicht rein aus verkaufstechnischen Gesichtspunkten bewerten.

Buch-Filme und ihre Erfolge

Vor ein paar Tagen schon wurde die diesjährigen BuchMarkt-AWARDs verliehen. Interessant fand ich vor allem Kategorie VII: „Spot des Jahres“.

Kinderbuch-Gold

Die Gold-Prämierung ging an den Spot zu „Sieben Minuten nach Mitternacht“ von Patrick Ness und Siobhan Dowd. Kein schlecht gemachter Trailer, auch wenn mir persönlich das Element gefehlt hat, das mich davon überzeugt, dass dieses Video zweifelsohne den ersten Platz in dieser Kategorie verdient hat.

Zwei Silber-Platzierungen

Silber bekam der Trailer von „Denk doch, was du willst“ von Thomas Havener. Und der ist wirklich überzeugend gemacht: Lustig, überraschend, überzeugend – keine große Verkünstelung, sondern eine witzige Idee gut umgesetzt. Verdiente Silber-Platzierung!

Den zweiten Silber-Kandidaten „Andere haben Probleme, ich hab‘ Familie“ von Schmitz‘ Mama habe ich nicht gefunden. Bzw. mir ist nicht klar, was ausgezeichnet wurde – der Amazon-Trailer? Falls ja, ich finde ihn zu lang – Idee ist okay, aber eine etwas straffere Umsetzung hätte ihm gut getan.

Sehr überzeugende Bronze-Auszeichnung

Bronze ging an das wunderbare Video „Die Rebellion der Maddie Freeman“ von Kate Kacvinsky. Hat zwar am Anfang etwas wenig Drive, überzeugt aber ansonsten durchweg als Film, der eine Geschichte erzählt – und lange unklar lässt, worum es überhaupt geht. Stört aber auch überhaupt nicht, da die Hintergrundmusik den Spot mühelos weiterträgt. Eigentlich ist Bronze ist hier zu wenig. Nicht nur, weil ich den Trailer persönlich ansprechend finde, sondern auch, weil er mit 8.000 Klicks deutlich mehr als die Gold- und Silber-Platzierungen mit je 2.000 Klicks bekommen hat.

 

Buchwerbung per Bierdeckel

Nette Idee von Ullstein: Der Titel „Die Bier-Diät“ wird in Kneipen durch Bierdeckel mit QR-Code, Links und Coverbild beworben. Die Website dazu wirkt allerdings etwas lieblos und viel Material gibt es auch nicht. Dabei hätte man mit Joe Konraths Aktion der „30 Day Beer Diet“ ein gutes Vorbild gehabt.

Die Coverage dieser Diät ließ zum Schluss zwar etwas zu wünschen übrig, weil der mittlerweile nur noch self-publishende Autor wohl irgend ein Projekt hatte, trotzdem generierte das einiges an Aufmerksamkeit (und guten Content). Wäre das keine passende Kampagnenidee für „Die Bier-Diät“ gewesen – egal, ob von Ullstein oder vom Autor durchgeführt?

Dürer in Stuttgart?! Über fehlleitende Werbeslogans …

Vor ein paar Tagen ist mir eine Plakatwerbung an einer Stuttgarter Stadtbahn-Haltestelle ins Auge gestochen: „Dürer findet Stadt“. Gemeint war damit nicht Stuttgart, wie ich zuerst irritiert angenommen hatte, sondern Nürnberg. Dort läuft die Ausstellung „Der frühe Dürer“ im Germanischen Nationalmuseum.

Nürnberg-Stuttgart?!

Mal abgesehen von der Frage, warum man in Stuttgart eine Nürnberger Ausstellung großflächig bewirbt (falls hier reger Austausch oder Fremdenverkehr stattfindet, habe ich bis dato nichts davon bemerkt), bin ich nach wie vor ratlos über den Werbeslogan des Plakats. Warum hängt man einen derart stadtbezogenen Slogan in anderen Städten als Nürnberg auf? Oder verstehe ich den Slogan einfach gar nicht?

Künstliche Werbung

Was man dem Slogan lassen muss: Er hat meine Aufmerksamkeit erregt. Aber ich habe so gar kein Verständnis für unverständliche Werbung. Deswegen werde ich auch aus Protest nicht hingehen. Gerade Werbung sollte meine Erachtens schnell und unkompliziert zu verstehen sein. Auch die zweite Bedeutung (falls man „statt“ anstelle von „Stadt“ liest), ist zwar aus germanistischer Sicht eine wirklich nette Zugabe, aber kommt nicht an. Viel zu verkünstelt.

Komplette Fehl-Interpretation meinerseits?

Nach wie vor die zentrale Frage: Verstehe ich die Grundaussage nicht? Oder haben da ganz viele Leute vor lauter Bäumen keinen Wald mehr gesehen? Aufklärung erbeten!