Wo bleibt Facebook Reloaded?

Wir warten … zumindest fühlt es sich so an. Immer öfter beschleicht mich das Gefühl, dass es jetzt mal wieder Zeit für etwas Neues wäre. Facebook hat seinen Zenit überschritten, aber welches Netzwerk auch immer die Nachfolge antreten wird, es hat sich noch nicht in den Vordergrund gedrängt. Gemeinsam mit Dennis analysiere ich mal kurz die bestehenden:

  • Facebook: Der Algorithmus wird immer schlechter und dadurch Facebook für den Nutzer immer langweiliger. Als Unternehmen kann man diese Änderungen als Herausforderung sehen, die sich aber lohnt – denn: Facebook kennt mittlerweile jeder. (Hanna) Die Timeline wird immer schlechter und viele eigene Inhalte gehen unter. FB selbst nutze ich nur noch sporadisch; allerdings ist der Messenger, den FB als App ja auch konsequent ausgelagert hat, meine Go-To-Chatlösung. Außerdem nutze ich FB beruflich viel, weil die ganze Zielgruppe von LYX Storyboard dort am besten erreichbar ist. (Dennis)
  • Twitter: Twitter nutze ich selten, wenn, dann um direkt mit Leuten dort zu interagieren. Meine Timeline ist mir viel zu überfrachtet; Listen sind mir viel zu frickelig. Ab und an nett, um mit Leuten zu quatschen, aber mehr auch nicht. (Dennis)
  • Pinterest: Pinterest nutze ich eigentlich nur für einen Zweck: Um cthuloide Bilder zu sammeln. (Dennis)
  • Instagram: Mag ich. Es sehr nett und heimelig dort und als Hobbyfotografin kann ich mit den vielen Bildern dort viel anfangen. Allerdings gibt es keine Möglichkeit zur direkten Interaktion und ich sehe auch zu wenig Dynamik, als dass das Netzwerk noch die Kurve kriegt und Facebook ablöst. (Hanna)
    Ich habe die App, ich gucke ab und zu rein (und freue mich über Katzen oder Essen), aber insgesamt passiert mir da zu wenig. Klar, dann müsste ich mehr Leuten folgen, aber der Zweck ist mir noch nicht ganz klar … (Dennis)
  • Ello: Ich glaube, ich mag einfach keine Bildnetzwerke, und dazu mutiert Ello gerade. Ello hatte mal Werbefreiheit und Datensicherheit für sich stehen, aber wie weit es damit her ist, kann ich auch nicht sagen. Bislang gibt es aber ohnehin noch keine App, über eine eventuelle tiefere Nutzung denke ich nach, sobald ich Ello auch mobil sinnvoll einsetzen kann. (Dennis)
  • Google +: Seit gefühlt zwei Jahren wieder tot. War zeitweise ganz spannend und ist für Fachdiskussionen auch immer noch ein guter Ort, allerdings fehlt jeglicher Klatsch- und Tratsch-Charakter, der für mich zu einem sozialen Netzwerk dazu gehört. (Hanna) Stimmt, das gab’s ja auch mal … (Dennis)

Und wohin geht man nun?

Was wirklich fehlt, ist ein Netzwerk, das richtig Spaß macht. Und zumindest nicht 50% irrelevante Inhalte zeigt. Vielleicht macht langfristig eine Alternative mit gutem Datenschutz das Rennen, weil damit auch das Hauptargument der jetzigen Facebook-Verweigerer entkräftet wäre.

Und ihr so? Wo seid ihr, warum – und sollten wir da auch hin?

photo credit: Steve Koukoulas via Flickr cc

Noch 10 Tage teilnehmen! JVM-Umfrage zum Nachwuchs

Wer es vor lauter Weihnachtsstress übersehen oder noch nicht geschafft hat, hat noch bis zum 31. Januar die Gelegenheit, an der Umfrage der Jungen Verlagsmenschen zu den Arbeitsbedingungen der Brancheneinsteiger teilzunehmen.

bit.ly/jvm7agn

Wenn ihr in der Buchbranche arbeitet oder gearbeitet habt, nehmt bitte teil und verbreitet die Umfrage weiter! Es ist wichtig, dass wir bei den ganzen Diskussionen um Bedingungen, Mindestlohn etc. endlich mal mit belastbaren Zahlen argumentieren können.

Sobald Ergebnisse vorliegen, berichten wir natürlich auch hier darüber.

 

photo credit: Threat to Democracy via photopin cc

Nachdenklich, frustriert und voller Träume – ein Adventskalender wie das richtige Leben

Wir freuen uns sehr, dass wir auch in diesem Jahr wieder einige kluge Menschen für einen Gastartikel im Rahmen unseres Adventskalenders gewinnen konnten. Das Thema lautete: „Online-Konkurrenz, Digitalisierung, Nachwuchs-Sorgen: Um welches der vielen Probleme sollte sich die Buchbranche bald kümmern, bevor es zu spät ist?”

Dies waren die Beiträge im Einzelnen:

Ein herzliches Dankeschön an alle, die mitgemacht haben und uns an ihren spannenden Gedanken teilhaben ließen!

Außerdem wünschen wir all unseren-Lesern ein fröhliches Weihnachtsfest, ruhige Tage, um auch selbst die Zeit zu finden, über unser Adventskalenderthema nochmal nachzudenken und alle Probleme der Branche zu lösen, und natürlich einen guten Start ins Jahr 2015!

Die Weihnachtsgeschichte der Buchbranche [Adventskalender]

Kein Weihnachten ohne Weihnachtsgeschichte! Daher danken wir Norsin Tancik herzlich, dass sie uns für unseren Adventskalender eine waschechte Weihnachtsgeschichte geliefert hat.

Norsin Tancik
Norsin Tancik

Es gibt eine Zeit im Jahr, auf die ich mich ganz besonders freue. Dieses Mal fing sie am Wochenende vor der Frankfurter Buchmesse an, als ich das erste Blech Vanillekipferl backte – nach einem Rezept, das ich in den letzten Jahren verfeinert habe. Ende Oktober beschwerte sich mein Lebensgefährte zum ersten Mal über meine weihnachtliche Playlist, die laut durch die Wohnung schalte, um Helene Fischer vom Nachbarn zu übertönen, während ich das inzwischen dritte Blech Vanillekipferl aus dem Ofen holte.

Es ist aber nicht nur die Zeit der stillen Freuden, des ersten Schnees und der Nächstenliebe, sondern auch der Mails, die mich über verschiedene Wege erreichen – adressiert an BuchKarriere, der Karriereplattform, die ich seit über drei Jahren gemeinsam mit Rebekka Kirsch betreibe. Es sind Geschichten, die mich wütend machen, verunsicherte Anfragen, die ich einfach nicht glauben möchte – doch sie sind da, und sie sind schrecklich real.

Deshalb nutze ich die Möglichkeit, selbst eine Geschichte zu erzählen. Es ist die Geschichte der Buchbranche. Sie war zu einem hartherzigen, alten Geizkragen geworden, schmückte sich aber gerne in glanzvollen Großstädten mit großen, ehrwürdigen Namen. Ihre Mitarbeiter waren unterbezahlte Angestellte mit befristeten Verträgen.

In der Weihnachtsnacht erhielt die Buchbranche unerwarteten Besuch: Es war der Geist der vergangenen Zeit, der um ein Uhr morgens in ihren Träumen auftauchte. Er führte sie in ihre eigene Vergangenheit zurück – hin zu wichtigen Entwicklungen und Strömungen, glanzvollen Verlegerpersönlichkeiten und großen Autoren. Die Vor- und Frühformen des Buches auf Papyrusrollen und Pergamentkodex zur Wissensspeicherung, der Handschriftenhandel in den Klöstern und Bibliotheken, Johannes Gutenberg, der den Buchdruck mit beweglichen Lettern erfand, den Auf- und Niedergang der buchhändlerischen Handelszentren im 17. Jahrhundert, die Einflüsse der Aufklärung und der Entwicklung des Übersetzermarktes, die Zäsuren durch die Weltkriege, Peter Suhrkamp, der seinen Verlag gegen die Nationalsozialisten und für seine Autoren verteidigte und dies mit seiner Gesundheit bezahlte, die Bücherverbrennungen, Gottfried Bermann Fischer, der aus dem Exil heraus noch seine Autoren publizierte, der Rowohlt-Verlag, der nach dem Krieg bei Papierknappheit mit Hilfe des Rotationsverfahrens Taschenbücher für den Massenmarkt öffnete, das erste Buch auf CD-ROM, die Entstehung des Online-Handels, das erste E-Book. Der Geist der Vergangenheit zeigt der Buchbranche alles, jede Entwicklung, mag sie noch so schön oder schmerzlich gewesen sein.

Die Buchbranche ist gerührt und verwirrt und fällt in einen unruhigen Schlaf. Eine Stunde später erhält sie wieder Besuch: Der Geist der gegenwärtigen Zeit spukt in ihren Träumen umher. Er führt ihr den eigenen Hochmut, ihre Arroganz und das Anspruchsdenken vor. Sie sieht die Menschen, die für sie arbeiten, oft nur für den Namen – und mit einer Aufstockung des Gehalts vom Amt. Im Elendsviertel lernt sie die ärmsten Volontäre kennen, denen es sogar am Nötigsten fehlt (außer an Büchern). Als sie den Geist verwundert fragt, ob es für Berufseinsteiger heute keine andere Lösung gebe, hört sie nur ihre eigenen Worte: „Dann wechsle halt die Branche. Falls nicht: Wir bieten dir gerne ein Folge-Volontariat an.“

Der Geist der Gegenwart verschwand, und in der Dunkelheit tauchte der Geist der zukünftigen Zeit auf. Die düstere Erscheinung führte sie über ein leeres Buchmesse-Gelände, auf denen Google, Apple und Amazon Ball spielten, und hin zu einem Grab. Sie blinzelte – und muss erkennen, dass sie die einsame, ungeliebte Tote war.

Wie endet diese Geschichte? Bei Charles Dickens Weihnachtsgeschichte wird Ebenezer Scrooge zum Gönner, verdoppelt das Gehalt seines Dieners, wird nett zu allen Menschen, spendet sein Geld für wohltätige Zwecke und versöhnt sich mit Familien und Freunden. Und in der Buchbranche? Das wird die Zukunft zeigen – und vor allem das nächste Jahr mit der Einführung des Mindestlohns und damit der erzwungenen Auseinandersetzung mit den Berufseinsteigern der Buchbranche. Es wird die nächste Herausforderung sein, die die Buchbranche anpacken und bezwingen soll. Denn nur attraktive Arbeitgeber ziehen talentierte Nachwuchskräfte an, die die Hürden der Digitalisierung und der Online-Konkurrenz mit frischen Ideen meistern.

Norsin Tancik (28) hat ihren Magister in Buchwissenschaft und Komparatistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gemacht. Während ihres Studiums arbeitete sie als freiberufliche Journalistin, absolvierte Praktika in der Buchbranche und gründete die Karriereplattform „BuchKarriere – Dein Platz in der Buchbranche“. Heute arbeitet sie als Sales & Marketing Managerin bei der Agentur Bilandia in München.

[Adventskalender] Survival of the fittest?

Zum dritten Advent reflektiert Jennie Jäger, Autorin, Bloggerin und Digitalgeborene, über Möglichkeiten, Hindernisse und Hemmschuhe bei der Anpassung ans digitale Leben. Vielen Dank!

(c) Katharina Mette
Jennie Jäger (c) privat

„Online-Konkurrenz, Digitalisierung, Nachwuchs-Sorgen: Um welches der vielen
Problem sollte sich die Buchbranche bald kümmern, bevor es zu spät ist?“ – Diese Fragte stellte mir Dennis Schmolk und bat mich einen Beitrag zu verfassen, was mich vor eine schwierige Aufgabe stellte. Welches Thema sollte ich auswählen? Digitalisierung, Amazon, das „Aussterben“ des stationären Buchhandels und Selfpublishing füllen seit Monaten ganze Seiten von (Online-)Zeitungen und Feuilletons. Der Untergang der Literatur wird gepredigt und die Angst, dass die Verlagswelt von der Bildfläche verschwindet, greift um sich.

Letztendlich entschied ich mich für ein Thema, welches mir als „Digital Native“ besonders am Herzen liegt und das glücklicherweise sogar langsam seinen Weg in die Verlagswelt findet: Anpassung.

Damit meine ich nicht nur die Anpassung an die Herausforderungen, die das digitale Zeitalter stellt, sondern vor allem an die Wünsche, die der Leser noch nicht einmal selbst kennt.

Innovation und Fortschritt zeigen sich in jeder Branche – von der Textil- über die Lebensmittel bis hin zur Spieleindustrie. Die Technik schreitet in einer Geschwindigkeit voran, die es vielen Unternehmen schwer macht, Schritt zu halten. Aber die Verlagsbranche scheint nicht nur hinterherzuhinken, sondern noch nicht einmal losgelaufen zu sein. Hin und wieder blitzen innovative Ideen an einer Ecke auf, die sich dann aber relativ schnell wieder im Sand verlaufen, weil Investoren fehlen. Die Argumentationslinie ist so kurz wie niederschmetternd: das will der Kunde nicht. Nirgends sonst pocht man darauf wie in dieser Branche, dass das eigene Produkt (aka gedrucktes Buch) niemals ausstirbt, ewig leben wird und man spricht es heilig. Als ein solches Artefakt wird es freigesprochen von jeglicher Weiterentwicklung, geradezu mit Samthandschuhen angefasst, nicht dass es durch den Einfluss der digitalen Welt kaputt geht.

Doch dabei wird übersehen, dass es nicht einmal aussterben muss, um neue Ideen ans Tageslicht zu befördern – obwohl es schon ein prägnantes Beispiel für ein Medium gibt, das wunderbar neben den Printausgaben in den Regalen der Buchhandlungen auftaucht: das Hörbuch.

Das Hörbuch erschloss eine komplett neue Welt für das geschrieben Wort, ohne das klassische Buch zu verdrängen. Neue Kunden kamen hinzu, denen es zu mühselig war die Seiten zu lesen oder die das Hörbuch „nebenbei“ konsumierten. Während des Autofahrens, vor dem Einschlafen, bei der Hausarbeit; als Zuhörer von spannenden Geschäften, gefesselt von der Stimme eines charismatischen Vorlesers, der einen in fremde Welten entführte.

Weshalb sollte es mit eBooks nicht ebenso sein? Wieso sollten sie nicht eine Berechtigung haben und sogar neue Kundensegmente erschließen können wie das Hörbuch es geschafft hat?

Allerdings entwickelt die Verlagswelt kaum eigene Produkte, die neuere Technik einschließen, sondern bleibt bei Papier und Tinte. Dabei bietet der Vorgang des Geschichtenerzählens kombiniert mit technischen Neuerungen so viele Möglichkeiten und Chancen, die sowohl von Autoren als auch von Verlagen genutzt werden können, um vom üblichen Kurs abzuweichen.

Doch dafür fehlt der Buchbranche oftmals der Mut: eigene Produkte zu entwickelt und massentauglich zu machen aus der Angst heraus, sich so selbst zu überholen. Der Leser ist Kunde und dieser hat Forderungen. Forderungen, die ihm verwehrt bleiben und die es zu erfüllen gilt. Das Handwerkszeug hat die Branche, nur leider übersehen die Verlage dabei, dass sich alles auf der Erde schon immer im Wandel befunden hat und Stillstand selbst laut Darwin unweigerlich zum Aussterben führt.

Jennifer Jäger (Jahrgang 1992) studiert, lebt und bloggt in München. Neben ihrem Germanistik-Studium schreibt sie Jugend-Fantasy-Romane und betreibt eine Plattform für nachtaktive Autoren unter schreibnacht.de.

Weihnachts-Blues [Adventskalender]

Der Weihnachtsmann hat uns diesen kleinen Weihnachts-Blues-Rant mit hoffnungsvollen Unter- und desillusionierten Obertönen zugespielt. Er brummelte etwas von „ihr mögt doch Kontroversen … polarisieren … was ihr wollt!“ in den Rauschebart und verschwand wieder im Winterhalbdunkel der großen Stadt.

Endlich Weihnachten!

Die Verlagsbranche folgt ihren eigen Gesetzen. Nach der Buchmesse muss dringend noch in diesem Jahr die Welt gerettet werden und jedes Projekt, jeder Schnellschuss abgeschlossen sein – als gäbe es kein Morgen …

Was für ein Jahr. Zeit, durch die Straßen zu ziehen und das Jahr Revue passieren zu lassen, Wünsche zu formulieren und … ja … Weihnachten ist ja auch die Zeit der Wunder. Es beginnt zu schneien. Der liebe Gott verdeckt den ganzen Dreck. Der Weihnachtsmarkt ist geschlossen, die Strassen leer und weihnachtlich beleuchtet, irgendwo höre ich die Strophen von meinem Lieblingsweihnachtslied Fairytale of New York

It was Christmas Eve, Babe
In the drunk tank
An old man said to me, „Won’t see another one“
And then he sang a song
‚The Rare Old Mountain Dew‘
I turned my face away
And dreamed about you

Es geht in dem Lied um Niederlagen, um Erfolg – und um viel Aufregung. Jo, das passt auch fürs durchlebte, lebendige, digitale Jahr 2014. Es fühlt sich so an, als sei mancher vom digitalen Erfolg überrollt worden, man steht plötzlich mehr als sehr gut da, aber jetzt will man im grossen Stil dabei sein. Das gewaschene Fell vom Bär will jeder.

Aber mit der Umsetzung, dem Tempo, dem Vorlauf für die Digitale Transformation der Bereitstellung der benötigten Resourcen, Schulung, Arbeitsmittel, dem Invest in das Vertrauen, ich korrigiere, das bezahlte Vertrauen – das ist ausbaufähig. Die Generation Praktikum wird’s schon bringen, Floskeln wie „tolle Herausforderung“, „spannend“, vollste Unterstützung“ fallen oft. Selbstverständlich soll alles irgendwie so bleiben, wie es ist, aber man möchte auch digital dabei sein. Und irgendwie fallen hinten E-Books raus. Ist das so schwer zu verstehen? E-Books sind eigene Produkte und keine Kopie vom Buch. Sie haben so also auch eine ganz eigene Genese, voll mit technischer DNA, aus dem Verlags-Know-How befüllt, verhalten sich gänzlich anders bei der Auslieferung, der „Verkaufsfläche“, den Experten, die von Apple und Amazon geforderten Ansprechpartern für Trouble-Shooting. Notfallbesetzung im Verlag auch über die Weihnachtszeit …? Wo doch der Verlag über die Tage geschlossen ist. Wie geht man damit um … „das ist doch spannend“, schauen Sie mal, wie machen das denn die anderen, melden Sie sich dann, wir sehen dann weiter!“ …

merry christmas

<meta-daten> rieseln nicht leise per Knopfdruck aus Onix-Exporten oder füllen wie ein durch einen Weihnachtszauber bis Ende des Jahres die Informationssysteme in den Häusern …

Das ist dann schon was Feines. Während die Geschäfte und die Mitarbeiter nun endlich durchatmen können, wir mit der Familie, Freunden schlemmend Weihnachten feiern, kann man im Live Ticker der Monitoring-Systeme verfolgen, wann wo gerade ein e-Reader, Tablet, Smartphone ausgepackt wird und die Downloadzahlen für eBooks in den Himmel steigen zum Morgenstern.

Man informiert sich über Buchreport, Börsenblatt und beobachtet sich in der Branche, man schimpft, blickt ängstlich auf das Tun von Amazon, blickt herablassend auf Selfpublisher. Festgefahrene Pfade in Verlagsstrukturen und Abläufen werden nur zaghaft verlassen. Man will rufen: „Es kann euch nichts passieren! Traut euch, lasst los, macht eure Erfahrungen!“ Hinfallen, aufstehen, Krone richten – hab ich meinem Sohn immer gesagt. So einfach kann es sein.

Mein Sohn studiert in einer andren Stadt, wir werden uns nicht sehen. Der Scheefall wird stärker und ich gehe gedeankenversunken weiter durch die menschenleere Stadt und summe vor mich hin.

Got on a lucky one
Came eighteen to one
I’ve got a feeling
This year’s for me and you
So happy christmas
I love you baby
I cann see a better time
When all our dreams come true

Über den Autor: Anonym. Stellvertretend für die, die Digital denken, leben, über den Tellerrand schauen, die ausgebremst werden, mit blutiger Nase wieder aufstehen und weiter machen, die wissen, dass sie am Erfolg nicht nur teilnehmen, sondern diesen mitgestalten, dafür bloggen, sich vernetzten. Die, die ungeschätztes Kapital der Branche darstellen und selbstbewusst weiter ihren Weg gehen.

„How to work tomorrow?“ – Kurzinterview mit Peter Sorgenfrei, CEO Somewhere


Somewhere
ist ein Social Network, das sich wie LinkedIn oder Xing auf die Vermittlung von Arbeit konzentriert – das dabei aber einen anderen Ansatz verfolgt. Ich habe Peter Sorgenfrei, CEO von Somewhere, interviewt. Viel Vergnügen mit seinen Einsichten!

Q: Let’s start with a simple question you can answer best: What is Somewhere? 

A: Somewhere is a platform for individuals to share their work. A place to talk about the what, how and why of the thing we do that is called work. People do that by answering questions (we call them Provocations) about work or by just sharing freely when inspiration hits. Companies use Somewhere to illustrate their culture through their people and thereby attracting new talent and new business. 

Q: When did you start, what did you accomplish since – and where’s still work to do? 

A: We have been going since the beginning of 2014 and like many startups have gone through a number of iterations of the service. We have managed to find a way to engage thousands of people daily and we are getting pretty good at understanding our community and what they need from us. There is still a lot of work to do. A lot! We want to be better on mobile, we want video and audio integrated, we want more companies to use our tools and we want to grow the community to be more diverse. 

Q: What’s going to come next – will you feature preview pics for shared content or something similar? 

A: We are constantly building new features, we recently launched visual emails with Sparks in them and soon we will have better weekly updates ready. Then – there is a lot of stuff behind the scenes we are not yet ready to talk about. 

Q: In all honesty: What is the success rate for bringing seekers of work and seekers of workers? And do you have some stories to illustrate? 

A: We’ve found all our team on Somewhere as an example. We are just starting to allow companies to seek employees – it seems to be working, numbers wise it is too early to tell. 

Q: What is wrong in the way we work today? Can Somewhere improve the situation?

A: I’m not sure something is wrong per se – but the way companies organize work seem to fit less and less with the way people live. 

Most companies want you to work in one location, at certain hours, with one team and with one boss. 

Most people these days can (and want to) work from different locations, at hours that might not be standard, with multiple people and teams and reporting to themselves and to different people pending the situation. I’ve long believed that work is a series of projects. It used to be that you would work for one company for 10-15 years and then maybe another one for that long too. Now we work on a project e.g. you work in marketing for Siemens for two years and then you leave and you work for Henkel for a few years and then you end up with say VW for a few years and so on. And within those jobs you probably have sub projects. 

Somewhere makes it easier to find people that work like that, companies that work like that and thus enables and accommodates this new style of working. 

Q: For our readers, it might be interesting how you plan to expand to other markets like Germany. You’ve already got quite a lot international users – but do you plan a Berlin office for example? 

A: We actually started in Berlin and just recently decided to close that office and move the business to London. Germany is still in our top 5 markets actually. I think our first international office will be in the US. Where we go after that, I do not know at this point. 

Q: Where can new users best get started on Somewhere? 

A: As part of the onboarding process when you sign up we ask you to answer three Provocations. The best way to get started is there, then keep exploring the Provocations and perhaps search for people and companies that share your interest. We have found that when users engage each other they are much more likely to find new Opportunities. Not really that surprising since that is what happens in the offline world as well. 

A: either email hello@somewhere.com or contact any of us on Somewhere

Thanks again for your time!

[Adventskalender] Eine Zukunft für den Buchhandel!

Foto: Eva Hehemann
Foto: Eva Hehemann

Vielen Dank an Frauke Ehlers, die den Auftakt für unseren Adventskalender 2014 macht. Die Frage:  “Online-Konkurrenz, Digitalisierung, Nachwuchs-Sorgen: Um welches der vielen Probleme sollte sich die Buchbranche bald kümmern, bevor es zu spät ist?” 

Als Hanna Hartberger mich um einen Beitrag für den Adventskalender für ihr Blog „Alles Fliesst“ bat, waren gerade eine Vielzahl von Ereignissen vermeldet worden, die mich mit Ratschlägen vorsichtig werden lassen.

Ein Blick zurück macht deutlich, wie schnell sich Gewissheiten auflösen können: Vor 7 Jahren habe ich innerhalb des MBA Studiums an der Steinbeis Hochschule für die Schiller Buchhandlung, deren Gesellschafterin ich seit 1995 bin, eine Standortbestimmung gemacht und Überlegungen angestellt, wie der Aufbau eines Firmenkundengeschäfts die Buchhandlung stärken könnte. Gesetzt war damals, dass die Filialisierung weiter voranschreitet: Hugendubel/Weltbild hatten damals gerade mittlere Buchhandelsketten wie Weiland, Habel und Wohltat’sche in ihren Verbund aufgenommen, Thalia schien im Bereich Online die Themen, die durch die Digitalisierung auf die Agenda kamen, einigermaßen zu besetzen.

Und heute? Ist Weltbild am Ende. Hugendubel in Stuttgart, wo seit 2008 die zweitgrößte Fläche betrieben wurde, zieht sich im Frühjahr aus der Innenstadt zurück. Thalia putzt sich für einen weiteren Investor heraus, unter dem Dach von Advent soll die Buchhandelssparte verkauft werden.

Susanne Martin (www.schiller-buch.de) und Petra Hartlieb (www.harliebs.at) Foto: Frauke Ehlers
Susanne Martin und Petra Hartlieb
Foto: Frauke Ehlers

Da fällt es schwer, Petra Hartliebs Statement in ihrem Buch, „Meine wunderbare Buchhandlung“ in dem es auf S. 149 heißt:  „…..die Inhaber der kleinen Buchläden hätten ihnen allesamt von Anfang an vorrechnen können, dass man mit Büchern nicht reich werden kann“- nicht zu unterschreiben. Natürlich kann man über Petra Hartliebs vielerorts zitiertes Guerilla Marketing, was die Direktansprache von potentiellen Kunden, die bei Amazon bestellen angeht, streiten. Aber den teilweise fragwürdigen Geschäftspraktiken des allumfassenden Onlinehändlers bringt sie meiner Meinung nach in ihrem Quartier das entgegen, was in ihrem Wirkungskreis möglich ist.

Sich mit dem großen „A“ auf technologischem Gebiet zu messen, kann auch nicht die richtige Lösung für den kleinen Buchhandel sein. Die Insolvenz von ocelot, not just another bookstore zeigt, dass die ersten zwei Jahre einer Gründung zu überstehen, schon Herausforderung genug ist. Das Konzept mit großen Partnern anzugehen, nach denen Fritjof Klepp jetzt auf der Suche ist, hätte vielleicht vor Start schon umgesetzt werden sollen. Aber im Nachhinein ist man immer klüger. (vgl. auch „Berliner Buchhandlung Ocelot ist insolvent„.)

Als Susanne Martin, die im 20. Jahr ihrer Selbstständigkeit steht, die Lesung von Petra Hartlieb einführt, erzählt sie dass das Kreditinstitut, wo sie 20 Jahre zuvor einen Kredit beantragte mittlerweile nicht mehr existiert.

All diese Beobachtungen lassen sich nicht auf einen Nenner bringen. Ich wünsche mir natürlich, daß mit der Wahrnehmung der gesellschaftspolitischen Herausforderungen, vor die uns die amerikanischen Internet Unternehmen stellen, eine Renaissance der kleinen Buchhandlung um die Ecke möglich ist. Und die ist in meiner Wahrnehmung dann modern, wenn sie ein kultureller Kommunikationsort ist, aber auch digital unterwegs. Sie ist nur denkbar mit sehr viel leidenschaftlichen Einsatz – auch wenn der allein nicht reicht.

Und so glaube ich, dass sich das Sortiment mit allen drei Themen Digitalisierung, Online Konkurrenz und dem Nachwuchs beschäftigen muss.

Frauke Ehlers ist seit rund 20 Jahren bei den BücherFrauen aktiv und seit 1995 Gesellschafterin der Schiller Buchhandlung. Sie ist Teamleiterin Controlling bei BB Promotion, einem der Marktführer des gehobenen Live-Entertainments in Europa. Großgeworden ist Frauke Ehlers mit und in der Buchbranche. Nach der kaufmännischen Ausbildung zur Buchhändlerin hat sie englische und amerikanische Literaturwissenschaften in Tübingen studiert.

Zur Situation des Branchennachwuchses: Survey der JVM

Wir hatten das Thema „Faire Behandlung des Nachwuchses“ hier ja schon öfter. Generation Praktikum, Digital-Native-Werkstudenten, unterbezahlte Volontariate. Alles nichts Neues.

Bei den Jungen Verlagsmenschen haben wir vor einiger Zeit eine kleine AG zum Thema Fairness, Brancheneinstieg und Co. gegründet. Damit wir wissen, ob wir die einzigen sind, die sich aufregen, oder ob es im Buchbranchennachwuchs allgemeinen Unmut gibt (wovon wir ausgehen), haben wir eine Umfrage gebastelt:

bit.ly/jvm7agn

Ziel der Umfrage ist, zu klären, unter welchen Bedingungen Brancheneinsteiger arbeiten. Unser Schwerpunkt liegt dabei – auch aufgrund der aktuellen Mindestlohndiskussion – auf der Situation gegenwärtiger oder ehemaliger Volontäre. Aber auch alle anderen Nachwuchskräfte sind herzlich eingeladen, ihre Erfahrungen zu schildern!

Wir freuen uns über zahlreiche Teilnahmen und Verbreitung in euren Netzwerken!

Zeit der Besinnlichkeit: Start des Adventskalenders 2014

In schöner Tradition wollen wir auch dieses Jahr bei alles-fliesst.com wieder einen Adventskalender zu einem Branchenthema machen. Wegen der knappen Zeit haben wir uns dazu entschieden, dieses Jahr nur vier Beiträge zu den Adventstagen zu machen – dafür können diese gerne länger sein!
Unser Thema 2014: „Online-Konkurrenz, Digitalisierung, Nachwuchs-Sorgen: Um welches der vielen Probleme sollte sich die Buchbranche bald kümmern, bevor es zu spät ist?“
Am Montag geht es los – die Beiträge zum Adventskalender erscheinen dann jeweils am Montag nach jedem Adventssonntag. Viel Spaß bei der Lektüre!