Ist die Frage nach dem ROI von Social Media erlaubt?

Angeregt durch einen Artikel in Living The Future habe ich mich mit dem Thema ROI (= Return on Investment) im Bereich Social Media befasst und mir gleich ein Buch von Olivier Blanchard dazu beschafft. [Inwieweit man mit Online-Themen in Büchern gut aufgehoben ist, ist auch eine Frage, aber bislang fahre ich mit diesem Verhalten noch recht gut.] Die deutliche, aber begründete Meinung des Verfassers Uwe Hauck sieht so aus:

Wir reden von SOCIAL Media, nicht von Vertrieb. Wir reden von Kommunikation, von Gesprächen auf Augenhöhe. […] Das alles kostet Geld das man nicht irgendwo in die weiteren Verkäufe direkt einrechnen kann. Aber es bedingt eine stärkere Kundenbindung, bewirkt, dass die Reputation (einer der wichtigen Werte im sozialen Netz) steigt und somit das Unternehmen und seine Produkte positiver besetzt werden.

Wenn man das Thema rein aus Verkaufssicht betrachtet, ist dem Kommentar uneingeschränkt zuzustimmen. Olivier Blanchard zieht den Bogen im Buch jedoch etwas weiter und sagt, dass die Messung von Social-Media-Aktivität immer an (vorher festgelegten) Unternehmenszielen ausgerichtet sein muss.

Messung von Reputation

Geht man hier in den Bereich Reputation Management, ist die Begeisterung Blanchards für die vielen, neuen Messinstrumente mehr als verständlich: Messungen im Bereich Reputation waren bislang eine eher langwierige und undurchsichtige Angelegenheit – mittels Social-Media-Tools können Unternehmen, auch in zeitlicher Hinsicht, den Überblick über zumindest einen Teil der Kundenmeinungen gewinnen sowie konkrete und unmittelbare Rückmeldung erhalten, auf die sie eingehen und reagieren können. Das ist ein enormer Fortschritt, den man wohl auch erst lernen muss, entsprechend zu nutzen.

ROI sinnvoll im Marketing?

Was heißt das jetzt? ROI ist meines Erachtens allgemein ein schwieriger Punkt, wenn es um Marketing geht. Da in der Regel mehr als nur eine Kampagne bzw. Kommunikationsmaßnahme parallel laufen, kann man fast nie genau aussagen, welche davon den gewünschten Erfolg (oder auch Misserfolg) bringt. Ähnlich ist es bei Marketing im Web: Man gewinnt zwar konkretere Eindrücke als zuvor, aber ob man immer direkte Rückschlüsse auf den Erfolg einer bestimmten Kommunikationsmaßnahme ziehen kann, ist fraglich. Nichtsdestotrotz gibt es immer mehr Instrumente, um diese Eindrücke fundiert zu betrachten, zu verifizieren und auszuwerten – entsprechend sollte man das Thema zwar entsprechend betriebswirtschaftlich angehen, aber nicht rein aus verkaufstechnischen Gesichtspunkten bewerten.

Dürer in Stuttgart?! Über fehlleitende Werbeslogans …

Vor ein paar Tagen ist mir eine Plakatwerbung an einer Stuttgarter Stadtbahn-Haltestelle ins Auge gestochen: „Dürer findet Stadt“. Gemeint war damit nicht Stuttgart, wie ich zuerst irritiert angenommen hatte, sondern Nürnberg. Dort läuft die Ausstellung „Der frühe Dürer“ im Germanischen Nationalmuseum.

Nürnberg-Stuttgart?!

Mal abgesehen von der Frage, warum man in Stuttgart eine Nürnberger Ausstellung großflächig bewirbt (falls hier reger Austausch oder Fremdenverkehr stattfindet, habe ich bis dato nichts davon bemerkt), bin ich nach wie vor ratlos über den Werbeslogan des Plakats. Warum hängt man einen derart stadtbezogenen Slogan in anderen Städten als Nürnberg auf? Oder verstehe ich den Slogan einfach gar nicht?

Künstliche Werbung

Was man dem Slogan lassen muss: Er hat meine Aufmerksamkeit erregt. Aber ich habe so gar kein Verständnis für unverständliche Werbung. Deswegen werde ich auch aus Protest nicht hingehen. Gerade Werbung sollte meine Erachtens schnell und unkompliziert zu verstehen sein. Auch die zweite Bedeutung (falls man „statt“ anstelle von „Stadt“ liest), ist zwar aus germanistischer Sicht eine wirklich nette Zugabe, aber kommt nicht an. Viel zu verkünstelt.

Komplette Fehl-Interpretation meinerseits?

Nach wie vor die zentrale Frage: Verstehe ich die Grundaussage nicht? Oder haben da ganz viele Leute vor lauter Bäumen keinen Wald mehr gesehen? Aufklärung erbeten!

Träge Institutionen, Zukunft für Nischenverlage?

Bei Leander Wattig findet sich ein interessantes Video des Buchreport:

Darin spricht Karl-Ludwig von Wendt über die Chancen des sich wandelnden Buch- und Medienmarkts. Von Wendt hat gerade das Beratungsunternehmen Briends mitgegründet – klingt nach einem spannenden Unternehmen.

Einige Erkenntnisse aus dem Interview:

  • Institutionen sind träge, und zwar umso träger, je größer sie sind. Amazon kann nur große Projekte verfolgen, und kleine, „wendige“ Unternehmen könnten hier mit Geschwindigkeit punkten.
  • Um eine starke „Contentmarke“ aufzubauen, müsste sich ein Verlag stärker spezialisieren – denn die heutigen Programme umfassen zu viel, als dass sich der Endkunde etwas unter dem Verlagsprogramm vorstellen kann.

Sofern diese Einschätzung richtig ist: Deutet das darauf hin, dass kleine, spezialisierte Content-Anbieter (kleine Verlage, aber z.B. auch kleinere Games-Schmieden, gecrowdfundete Filmprojekte etc.pp.) künftig besser auf Userbedürfnisse reagieren? Handelt es sich um eine Gegenbewegung zur Zentralisierung?

Literaturhotels, Bücherorte: Viele, viele Möglichkeiten ….

Im Börsenblatt ist ein Artikel über Literaturhotels in Österreich und der Schweiz erschienen, einen Vorgänger-Artikel mit den deutschen Pendants gab es bereits. Ein an sich interessantes Konzept, das mich sofort an das der Bücherorte erinnert hat, über die ich mit Freunden seinerzeit in der Marginalglosse einen Artikel verfasst habe. So spannend allein das Konzept war, habe ich mich bezüglich der Umsetzung gefragt, inwieweit etwas Derartiges wirtschaftlich rentabel ist – auch der Spiegel stolpert in einem Artikel zu Literaturhotels über diese Frage.

Und doch sind das alles keine Argumente gegen die Konzepte – eher für bessere Vermarktung. Ähnlich wie bei den Bücherorten stößt man oft nur über entsprechende Artikel in der Branchenpresse oder Fachliteratur darauf (den Spiegel-Artikel behandle ich als Ausnahme). Gerade durch die steigende Verbreitung von Internet und digitalem Lesen wird das reale Buch-Event nicht nur für die Bibliophilen unter uns immer wichtiger. Literaturhotels können einzigartige Erlebnisse schaffen, ohne dabei aufdringlich oder marktschreierisch agieren zu müssen – aber wenigstens gehört sollten sie werden.

Bücher gegen Spenden: Kartell stoppt Innovation (Berlin Story)

Es ist schon lächerlich, welche Blüten das Abmahnwesen in Deutschland treibt. Berlin Story wurde nun durch eine Abmahnung wegen angeblichen Verstoßes gegen das Buchpreisbindungsgesetz von einem coolen Projekt abgehalten: fair pay eBook. Die Idee: Der Nutzer lädt sich das eBook herunter und bezahlt dann, was es ihm wert ist – durchaus auch als Sachspende. Und das ist laut Buchpreisbindungsgesetz wohl illegal. Vielleicht sollte dieses in Gesetzesform gegossene, angeblich kulturprotektionistisch gemeinte Kartell endlich abgeschafft werden?

Soeben wurde ich in der Gießener Fußgängerzone übrigens von einem Mönch einer Krishna-Sekte aus Leipzig angesprochen, der mir Bücher gegen eine Spende überlassen wollte. (Nein, er hatte kein Glück bei mir, hat aber meiner Sanskrit-Aussprache weitergeholfen.) Ist das auch illegal, abgesehen davon, dass es vermutlich eine Art Hausierens darstellt?

(Dennis Schmolk)

Update: Abmahnung ist vermutlich der falsche Begriff, da keine Kostennote im Schreiben beilag. So jedenfalls der Stand der Diskussion in den Kommentaren zu oben verlinktem Artikel.

Das Ich im Netz

Bei jeder zumindest halbwegs professionellen Social-Media-Präsenz tritt irgendwann die Frage nach dem roten Faden auf – dem, was einen zur Marke macht. Ist man Experte für Hundezüchtung oder doch eher Partyguru? Wofür wird man von Freunden, „Freunden“ und Followern wertgeschätzt? Eine Reflexion von Hanna Hartberger

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Ein Interview mit Thomas Zorbach von vm-people – Teil 1

Im Rahmen meiner Bachelorarbeit entstand u.a. ein Interview mit Thomas Zorbach von vm-people. Wir unterhielten uns über Transmedia Storytelling, wirkungsvolle Verlagswerbung und die akademische Forschung.

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