Dieses Marketing der Woche konnte ich gleich live bei einer abendlichen Runde im Freundeskreis testen: Die Karte löste grinsende Zustimmung bis Begeisterung aus. Die Claims der folgenden Karten wurden eher als nett bis okay empfunden („Ohne dich wäre die Welt wie eine Wiese ohne Blumen“, „Korb eingefangen? Dann lade doch zum Picknick ein“).
Humor als überzeugender Faktor
Woran es liegt, dass der erste Spruch viel überzeugender ist als die anderen? Mut zum Humor! Zum bösen Humor muss man der Vollständigkeit halber dazusagen, weil die Aussage durchaus verletzend wahrgenommen werden kann. Glücklicherweise fällt sie aber nicht in das Extrem des gezielten Tiefschlags. Sie verhält sich nicht ganz stromlinienförmig, aber ist immer noch mainstreamig genug, um ein breites – junges – Zielpublikum anzusprechen. Die Lacher waren bei uns zumindest da.
Das neue Marketing-der-Woche hab ich quasi gekauft. Als ich mein Abendessen ausgepackt habe, habe ich bemerkt, dass die Bäckertüte anders ist als sonst und sogar einen QR-Code hat. Ich bin dann mal auf die Internetseite und irgendwann zu der Meinung gekommen, dass die Schnitzeljagd „3-Löwen-Jagd“ trotz Sponsoring durch Deutsche Bahn, Europapark und 3-Löwen-Takt eine gute Sache ist [für Nicht-BaWü-ler: Das Wappen Baden-Württembergs enthält drei Löwen]. Für Schüler, die während der Ferien sowieso viel Zeit haben, ist das eine gute Gelegenheit, ihre Umgebung zu entdecken.
Zielgruppe erreicht
Dadurch, dass die Bäckertüten damit bedruckt sind, kommt die Werbung vor allem auch an. Bei ganz viel Werbung, zum Beispiel an Plakatwänden, ist das ja oft fraglich, aber da man eine Bäckertüte sogar in der Hand hält, ist die Hemmschwelle meines Erachtens ziemlich niedrig. Auch Facebook-Gruppe etc gibt es, was gut und notwendig ist, weil man dadurch die Bekanntheit nochmal steigern kann. Außerdem stellt man sicher, dass sich die junge Zielgruppe dort austoben kann, wo sie sich sowieso aufhält.
[Sorry für die sträfliche Vernachlässigung dieser wirklich netten Kategorie, aber zu manchen Zeiten lässt einem das Leben leider nicht die Zeit zum Bloggen.]
Reclam macht Imagewerbung – mit Humor. Die ganze Universalbibliothek wurde in ein Bücherregal gestellt:
Das war aber erst der Anfang: Reclam hat sich ein paar echt nette Sprüche dazu ausgedacht, z.B. „Diskussionsthemen ausgegangen? Die ganze Universal-Bibliothek: 2790 Bände für große Gespräche“.
Und damit bekommt das Bild das gewisse Etwas. Ohne Sprüche wäre es auch interessant gewesen, aber richtig gut wird es eben erst durch den Mehrwert – und ist damit ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel von Text und Bild.
Die Bilder gibt es als Postkarten. Hier sind alle drei Motive:
Crowdinvestment nimmt ebenfalls an Bedeutung zu, gerade für Startups, die somit neben Business Angels und Venture-Kapitalgebern eine neue, breiter streuende Finanzierungsform haben. Darin versucht nun auch PaperC sein Glück und hat – ganz nach der Devise, dass man nichts crowdfunded, ohne Bewegtbild zu bieten – ein kleines Video produziert:
Wer investieren möchte, findet alle relevanten Infos bei Innovestment.
Auch wenn ich nicht der allergrößte Expedia-Fan bin, weist W&V zurecht auf den guten Strand-Werbespot von Expedia hin:
Nicht unbedingt höhere Kunst, aber der Spot kommt leicht rüber – witzig und mit Augenzwinkern. Nicht besonders ausgefallen oder anspruchsvoll, aber seinen Zweck, eine breite Masse vom Strandurlaub mit Expedia zu überzeugen, erfüllt er. Und sorgt idealerweise auch für ein Lächeln, wenn man ihn sieht.
Um unseren geschätzten Lesern jede Woche etwas anzubieten, worauf sie sich schon Tage vorher freuen können, gibt es ab sofort eine neue Kategorie: Marketing der Woche. Hier sollen Marketingkampagnen vorgestellt werden, die wir gut oder schlecht oder aus anderen Gründen vorstellenswert finden. Wenn ihr Ideen für Kampagnen habt, die besprochen werden sollten, freuen wir uns über eine Mail, einen Kommentar oder eine Nachricht über die bekannten Kanäle.
Nike-Kampagne in New York
Auf Indiskretion Ehrensache sind wir auf die Nike-Kampagne in New York gestoßen. Das Spannende daran ist, dass sie auf ihren Plakaten mit # und @ arbeitet, also Zeichen, die in dieser Form nur im Internet, vor allem in Twitter, verwendet werden. Diese Zeichen in die Nicht-Internet-Welt zu verlagern, ist ein Wagnis. Auch wenn die technologische Durchdringung in den USA noch höher ist als hierzulande, wird es trotzdem einen gewissen Prozentsatz an Leuten geben, die die Werbung nicht verstehen – und damit nicht von ihr angesprochen werden. Wobei man hier fragen kann, ob das überhaupt die Zielgruppe ist. Wenn die Zielgruppe jung und technikaffin ist, hat diese Werbung emotional wahrscheinlich mehr Effekt als die gewohnte Art der Ansprache.
Nike-Kampagne in Deutschland?
Würde das auch in Deutschland gehen? Wohl eher nicht. Die Leute, die man mit der Kampagne erreichen kann, wären zwar umso begeisterter – aber ob deren Zahl ausreichen würde, um die Kampagne zu rechtfertigen, erscheint fraglich. Damit sich eine derartige Kampagne lohnt, muss die Partizipation an der digitalen Welt noch deutlich steigen. Nichtsdestotrotz ein (auch sprachwissenschaftlich) sehr interessanter Ansatz!