Der hübsch ausgestattete Band – bei diesem Preis kein Wunder, s.u. – enthält eine ganze Reihe von Artikeln und Beiträgen, einige davon rein akademischer Natur (und damit irgendwie immer veraltet), andere mit mehr praktischem Schwerpunkt. Denn der Band „richtet sich [auch] an Personen, die beruflich mit Literatur zu tun haben (z.B. Lehrer, Bibliothekare, Buchhändler)“. Leider vermisse ich den Praxisbezug zu oft. Einige Beiträge in „Literatur und Digitalisierung“ passen nicht ganz ins Thema – etwa der Hörbuch-Beitrag meiner ehemaligen Unidozentin Sandra Rühr.
Digitalität trifft Tradition
In der Praxis orientierten sich die Hersteller in Konzeption und Design der Geräte am Buch und inszenierten eine elektronische Simulation des Buchlesens, die vor allem an folgenden Merkmalen zu erkennen ist: – Das Format der elektronischen Lesegeräte ist einem durchschnittlichen Buch angeglichen. – Der Text ist in Seiten aufgeteilt und paginiert. – Fußnoten oder Anmerkungen werden meistens tatsächlich am Fuße des Texte oder der Seite angezeigt und sind nicht mit der Stelle verlinkt, auf die sie sich beziehen.
Das stimmt so nicht, der Kindle etwa unterteilt in Lesepositionen, was von klassischer Seitengestaltung unabhängig funktioniert – schließlich sind in einem EPUB (oder dem daraus konvertierten MOBI) die Sinneinheiten auch eher Kapitel als Seiten: Meistens sind Abschnitte in separaten XHTML-Dokumenten untergebracht. Verlinkte Fußnoten funktionieren auch sehr gut – abgesehen vom Tolino natürlich, auf dem ich hier wieder herumhacken muss, weil er keine Links kann. Gute Referenzen und zitierwürdig sind die Beiträge zum geänderten Leseverhalten und zur Marktentwicklung. Ich hätte mir zu rechtlichen Rahmenbedingungen aber mehr gewünscht als „es ist schwierig“ – z.B. eine genaue Analyse, was Archive und Bibliotheken bräuchten, um endlich wieder genauso zu funktionieren wie zu analogen Zeiten, oder wie sie sinnvoll durch kommerzielle Dienste ersetzt werden können.
Ist das ein eBook?
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