Die diversen eBook-Menschen. Ein Bericht vom #eBookCamp München #ebcmuc

Sabine Hafner, Marketingassistenz bei hey! publishing, war auf dem eBookCamp in München und schildert in diesem Gastbeitrag ihre Erfahrungen.

Peter Schmidt-Meil (@derlektor) erklärt das #ebcmuc
Peter Schmid-Meil (AKEP) erklärt das #ebcmuc. Quelle: agyo.de

Vergangenen Samstag fand im Impact Hub München das erste süddeutsche eBookCamp, veranstaltet vom AKEP und vom Börsenverein Bayern, statt. Das Format stammt aus Hamburg: Dort feierte die Veranstaltung 2011 Premiere. Gestern fragte mich dann ein guter Freund, ob er etwas verpasst habe.

Ja, hat er. Und zwar:

  1. Einen wahnsinnig sonnigen Nachmittag, der die Teilnehmer in jeder freien Minute nach draußen zog, wo sie sich erzählten, dass sie sich zu warm angezogen hatten und jetzt nicht so recht wüssten, wohin mit ihren Schals und Mützen und Strickpullis.
  2. Eine unkomplizierte, wenn auch etwas kühle Location im Baustellenlook (die Schals und Mützen und Strickpullis wieder zur ihrer Berechtigung verhalf) mit drei Sessionräumen: „Halle“, „Stüberl“ und „Herberge“ (am wärmsten!), „weil es unkreativ gewesen wäre, sie einfach nur Raum 1, 2 und 3 zu nennen“, so Peter Schmid-Meil.
  3. Ein vielfältiges Publikum trotz der Spezialisierung aufs eBook: vom Epub-Versteher bis hin zum eBook-Belächler (angesichts von App- und Weblösungen), vom überzeugten Selfpublisher bis zum reinen eBook-Verleger, vom klassischen Buchhändler mit eReadern im Sortiment bis zum eBook-Onlinehändler. Alles in allem: Ein Publikum mit „erstaunlich wenig Hemmungen vor Spitzklammern“, wie eine Sessionleiterin begeistert feststellte.
  4. Das Verbindende: das Wissen darum, dass gerade etwas entsteht und wir mitten drin sind. Steffen Meier meint, dass der Baustellencharakter des Veranstaltungsortes ganz „gut zur Situation des eBooks in der Branche passte“. In der Tat. eBooks sind zwar endgültig in unserer Arbeitsrealität angekommen, fordern dort aber neue Strukturen und Rahmenbedingungen. Die befinden sich momentan alle noch im Aufbau. Das heißt, es gibt viel Spielraum für alle Beteiligten, gleichzeitig aber auch viele Umwege, Workarounds und Übergangslösungen: Die Heizung läuft nur hin und wieder. Der Teppichboden ist noch nicht verlegt – aber er liegt da schon in der Ecke, man kann sich vorstellen, wie das mal aussieht und wie …. naja, ein bisschen Fantasie braucht‘s eben. Die Gespräche waren entsprechend teils visionär, wenn es darum ging, was bald Realität sein könnte oder sollte, teils ganz konkret, wenn bestehende Alltagsfragen wie z.B. eBook-Marketing oder -pricing, die Präsentation im Buchhandel, die beruflichen Situation diskutiert wurden.
  5. Und wohl das Wichtigste, den regen Austausch, das Netzwerken untereinander (erwähnt sei hier eine der eBookCamp Regeln: konsequentes Duzen). Mit Sicherheit ist die ein oder andere Projektidee, der ein oder andere Kooperationsgedanke entstanden.

Fazit: Die ganz unterschiedlichen Erfahrungen, Ansätze und Meinungen der Teilnehmer zeigen vor allem eines: Wir sollten dringend im Gespräch bleiben. Dafür bietet das eBookCamp mit seinem speziellen Fokus neben anderen Veranstaltungen einen wichtigen Rahmen. Vielleicht ist bei einer Wiederholung im nächsten Jahr die Zeit da, in das ein oder andere Thema noch intensiver einzusteigen, evtl. kleinere Diskussionsgruppen zu bilden. Die Fragestellungen sind zu spannend, als dass wir sie bei diesem Fachpublikum nur an der Oberfläche berühren sollten.

Wem das Thema eBooks unter den Nägeln brennt, hat so gesehen also etwas verpasst. Die schnell vergebenen Karten zeigen, wie viel Interesse da ist – ein weiterer guter Grund dafür, künftig zwei Camps pro Jahr durchzuführen.

Lasst die eBooks ankommen! [Adventskalender]

Theoretisch sind eBooks inzwischen in der Branche angekommen. Jetzt gilt es, dieser Publikationsform auch in der Praxis den Platz einzuräumen, den sie braucht.

Maximilian Schönherr @ Wikimedia Commons

eBooks sind in den letzten Jahren sukzessive Teil der Branchendiskussion geworden, inzwischen kann man das Thema als „angekommen“ bezeichnen. Wo man sich etliche Jahre auf den Messen noch eher partiell und vor allem visionär mit dem digitalen Lesestoff und den dazugehörigen Lesegeräten beschäftigt hat (obwohl mit ersten eBooks schon lange vorher experimentiert wurde, ich sage nur Perry Rhodan und „Rocket-eBooks“) – ist die Auseinandersetzung inzwischen alltäglich geworden. Zumindest in der Theorie. Bei den kleinen Details des Alltags sieht das aber oft noch anders aus. Dort rutschen eBooks noch täglich „unten durch“. Z.B. beim Anmeldeprozedere für Ausstellungen und Preisverleihungen. Im Anmeldeformular für die Münchner Bücherschau gibt es zwar die Teilgruppe 8, mit der auch eBooks abgedeckt werden, unter 2.2 der Ausstellungsbedingungen heißt es aber gleichzeitig, dass „bei Anmeldung eigener Standeinheiten […] mind. 10 unterschiedliche Titel auszustellen“ sind. Als potentieller Aussteller digitaler Bücher kommt man hier ins Grübeln. Muss man mindestens 10 eBooks auf einem Reader mit dabei haben? Oder muss man mindestens 10 Reader am Stand anbringen, vielleicht mit jeweils nur einem aufgespielten eBook?

Ähnlich sieht es bei den Teilnahmebedingungen vieler Preise aus, der Fokus liegt auf dem „gedruckten“ Wort, wo es doch eigentlich um den Inhalt geht:

„Verlage können sich mit bis zu zwei deutschsprachigen Romanen aus dem jeweils aktuellen oder geplanten Programm um die Auszeichnung bewerben. Es können auch Titel gemeldet werden, die zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht vorliegen. In diesem Fall wird zunächst das Manuskript eingereicht. Die Bücher müssen nachgereicht werden, sobald sie in gedruckter Form vorliegen.“

heißt es z.B. beim Deutschen Buchpreis. Von digitalen Originalausgaben keine Spur. Muss man eine solche, zumindest um sie einreichen zu können, pro Forma einmal drucken lassen?

Ich will aus solchen Teilnahmebedingungen keinen Boykottversuch von eBooks herauslesen, bewahre. Aber in den schlichten Details liegt offen, dass eBooks im Moment noch häufig lediglich als Zweit- oder Drittverwertung wahrgenommen werden. Nicht anders bei der Wikipedia. Unter den Literaturangaben ist es nicht erwünscht, eBooks anzuführen. Sie seien nicht zitierfähig. Dann doch bitte das gedruckte Buch. (Einmal ganz davon abgesehen, dass es inzwischen gerade im wissenschaftlichen Bereich genügend digitale Publikationen gibt, die technisch zitierfähig sind …).

Fakt ist, dass ein eBook natürlich eine Form der Zweitverwertung sein, aber genauso einen Text als Originalausgabe transportieren kann. Ich wünsche mir, dass eBooks im nächsten Schritt als genau das anerkannt werden: als eigenständige Publikationsform für Originalausgaben. Und wenn sich dieses Verständnis heimlich, still und leise im Kleingedruckten eingenistet hat, dann ist es angekommen, das eBook.

Sabine Hafner ist Geschichtenliebhaberin und arbeitet bei hey! publishing täglich an der Etablierung digitaler Bücher. Facebook, Xing

Social Media und "Findet Jonathan!" im Börsenblatt

Sabine Hafner hat im Börsenblatt Online die aktuelle Sonntagsfrage „Social-Media-Marketing für Verlage, worauf kommt es an?“ beantwortet. Dabei erzählt sie unter anderem von unserem Projekt für den KOSMOS-Verlag.

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