Vorab: Teile dieses Blogeintrags haben Züge eines Rants. Ich bitte das freundlich zu beachten.
Illegale Portale haben die besseren Angebote.
Ob Serien, Filme, Musik: Nicht von den Verwertern bereitgestellte Angebote erfreuen sich gewaltiger Beliebtheit. Warum sollte das bei Büchern anders sein? Bislang war die Antwort einfach: Weil sie nicht umfassend als komfortable Digitalprodukte verfügbar waren. Wer will schon mit PDF-Scans arbeiten müssen?
Das ändert sich – zum Glück für alle Beteiligten. eBooks werden ansehnlicher, zumindest teilweise funktionaler und sie decken immer weitere Teile des Programms vieler Verlage ab. Aber leider sind die Angebote, die uns besagte Verlage machen, noch immer unattraktiver als die Alternativen:
Download-Foren weitaus attraktiver als Amazon & Co
[N]ur ein einziger Thread in einem populären Forum (boerse.bz ist unter den Top 100 der meistbesuchten Websites in Deutschland) kann in kurzer Zeit rein rechnerisch mehr E-Books unter das Volk bringen als alle legalen Buchhandels-Portale zusammen (gesamter Absatz in 2011: knapp 5 Mio. E-Books).
Und warum? Da fallen mir vor allem drei Gründe ein:
- Weil der Content auf Piraterie-Seiten nicht durch DRM eingeschränkt wird. DRM bestraft den ehrlichen Kunden. Merkt euch das endlich, Verlage!
- Weil die „illegalen“ Portale komfortabel sind. Das größte Problem ist beim Filesharing und Streaming, dass mal ein Server oder Torrent tot ist. Dann weicht man aus – dezentralen Strukturen sei Dank. Die legalen Portale verlangen langwierige Anmeldeprozesse. (Ein Argument pro Amazon, denn dort hat man sowieso ein Konto.) Sie verlangen DRM-Software (s.o.).
- Weil der Content dort umsonst ist. eBooks sind im Durchschnitt zu teuer. Punkt.
Man lässt die Leute nicht bezahlen
Gucken wir mal über den Tellerrand des Buch-Contents, um Nutzerwünsche zu analysieren: Ich bin bekennender Serienfan. Und ich will keine 9 Monate nach Erstausstrahlung warten, bis meine Lieblingsserie (wenn überhaupt) in schlechter deutscher Synchronisation im Nachtprogramm eines schlechten deutschen Senders läuft, 9 Monate, während derer ich online wie offline Gespräche über eine Episode mitbekomme und an deren Ende ich sowieso schon alle guten Szenen durch Youtube und alle Entwicklungen via Twitter kenne. Ich will die Episode sehen, kurz nachdem sie der US- oder UK-Zuschauer gesehen hat. Alles andere ist lächerlich.
Dafür wäre ich ja auch bereit, zu bezahlen – wenn man mich ließe. Es gibt aber schlicht kein umfassendes oder bezahlbares Angebot der Rechteverwerter, die lieber an halbgaren Lösungen stricken. Im eBook-Segment sieht das ähnlich aus. Die Leute wedeln mit ihrem Geld – und werden es nicht los:
Plattformen wie online-library.ws bieten gegen eine monatliche Grundgebühr (in diesem Fall 39 Dollar) unbegrenzte, werbefreie Downloads hunderttausender DRM-freier E-Books und Hörbücher, freilich ohne Autorisierung der Rechteinhaber. Die Nutzer sind also durchaus bereit, etwas zu zahlen – doch bei legalen Angeboten werden sie durch hohe Preise und lästigen Kopierschutz abgeschreckt. (eBooks News)
Ändert bitte etwas an diesem Zustand.
Warum keine Innovation? Darum!
Oder sucht euch, liebe Autoren, Verleger, Verwerter, Rechteinhaber, andere kreative Ansätze, um euren Content bezahlt an den Mann zu bringen. Wie das HumbleBundle, über das ich auch schon einmal bloggte und über das nun auch der Buchreport schreibt. Bei diesem Ansatz, der bereits erfolgreich für Games und Musik ausprobiert wurde, bestimmt der Kunde, was er für ein Content-Paket bezahlt. Und sogar, wie sein Geld unter Autor, HumbleBundle und karitativen Zwecken aufgeteilt wird.
Tolle Idee – und eine, die beweist, dass Kunden durchaus bereit sind, Geld für Inhalte zu bezahlen. Es funktioniert – über die Masse, wie eine Flatrate-Lösung. Das sollte man auch in Deutschland einmal ausprobieren, oder? Achso – hat schon jemand? Und wurde vom Börsenverein und dem Preisbindungstreuhänder (was für ein Unwort) abgewatscht? So sieht Innovation aus …
„Dass man das Produkt ,Buch‘ weiterdenken muss, ist keine Frage und ein Blick über den Tellerrand der Buchbranche zeigt einem, dass Flatrate-Modelle für Kulturgüter irgendwann die Lösung sein werden“.
Eine Flatrate ist natürlich keine eierlegende Wollmilchsau. Sie hat diverse Probleme, zuvorderst, wie das Verteilungsmodell aussehen soll. Oder dass sie immer an dysfunktionale bürokratische Riesenmaschinen wie die Gema erinnert. Vielleicht sind Abo-Modelle eine bessere Lösung, aber bitte nicht so halbherzig wie Skoobe. FAkt ist: Es muss sich was ändern. Und jeder Tag, der bis dahin verstreicht, treibt mehr Menschen weg von den legalen Vertriebswegen und jeder Tag kostet Geld.