Das vergangene Buch-Jahr war für mich viel ermutigender, als ich das vor zwölf Monaten gedacht hätte. Spätestens seit der Buchmesse habe ich das Gefühl, dass die Branche angekommen ist in Digitalien. Es hat sich herumgesprochen, dass E-Books nicht der Untergang des Abendlands sind, und die meisten Verlage sind bereit und mutig genug, neue Wege zu gehen. Das heißt aber auch, dass die Zeit des Aufbruchs, der Visionen, des eifrigen Bekehrens vorbei ist. Jetzt kommt die eigentliche Arbeit und damit wohl auch die Ernüchterung.
Ich war in diesem Jahr auf einigen spannenden Konferenzen und Veranstaltungen, bei denen es in irgendeiner Form um die Zukunft des Publizierens und der Buchbranche ging. Es war schön zu erleben, dass die grundsätzlichen Fragen vorerst geklärt zu sein scheinen, neue Projekte umgesetzt werden und weiterhin gute Ideen entstehen. Alle Veranstaltungen waren eigentlich ermutigend – und doch fehlte mir Dynamik und Inspiration. Von ein paar Key Notes abgesehen, bleiben wir viel zu oft ohne wirklichen Input von außerhalb unserer Wohlfühlgruppe, lassen dadurch Potenzial ungenutzt und drehen uns im Kreis. Wir kochen zu sehr im eigenen Saft und bremsen uns dadurch aus.
Für das neue Jahr wünsche ich mir deshalb für die Branche vom Christkind Offenheit und Neugier aufeinander. Oder weihnachtlicher ausgedrückt: offene Ohren und Herzen. Ich wünsche mir, dass wir über unsere eigenen Branchen- und Denk-Grenzen hinweg miteinander ins Gespräch kommen und dass dabei flammender Amazon-Hass nicht der einzige gemeinsame Nenner bleibt, sondern wir einander zuhören und bereit sind, die Meinung des anderen anzuerkennen und im Idealfall zu berücksichtigen. Ich wünsche mir, dass sich Digitalos und Buchtraditionalisten auf Augenhöhe begegnen, dass Wissenschaftsprofis von Belletristen lernen, Buchhändler von Start Ups inspiriert werden, Verlagis auf Autoren hören, Geschäftsführer mit Praktikanten diskutieren, wir alle über den Tellerrand der Branche hinaus sehen und irgendjemand mal endlich diesen Leser kennen lernt. Auch wenn das alles unbequem und anstrengend werden könnte. Deshalb wünsche ich mir vorsichtshalber auch noch Durchhaltevermögen, Enthusiasmus und ein dickes Fell für jeden von uns. Das werden wir dann wieder gut brauchen können in 2014.
Silke Hartmann arbeitet als Lektorin beim Wissenschaftsverlag Vandenhoeck & Ruprecht. Unerschrocken im Umgang mit Mensch und Technik interessiert sie sich für (fast) alles Digitale und findet es äußerst spannend, mitten in einer Branche im Wandel zu stecken. Twitter, Blog, Facebook, Xing.
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