Vor ein paar Tagen bekam ich das zweite Jubiläumsmagazin der Deutschen Nationalbibliothek – das man übrigens auch online lesen kann – mit der Post geschickt. Und bin nach wie vor begeistert, weil es ähnlich gut gemacht ist wie das erste. Den Machern ist es gelungen, eher trockene Aufgaben wie Archivierung lebendig darzustellen und dabei immer wieder aktuelle Themen zu Digitalisierung und Internet einzubringen. Dadurch wirkt die DNB sehr modern und aufgeschlossen (was sie wohl auch ist, aber eben dem landläufigen Bild einer Bibliothek widerspricht).
Interessante Ansätze
So findet sich in beiden Ausgaben die Vorstellung von sechs DNB-Besuchern, die gefragt werden, was sie eigentlich in der DNB machen: Heraus kommen dabei interessante bis skurrile Forschungsthemen, zum Beispiel 300 Selbstporträts eines einzigen Malers, oder auch die Erklärung, man sei einfach nur Fan. In der „Sprachraum“-Ausgabe (die zweite hat das Motto „Klangraum“) wird auch gezeigt, wie unterschiedlich Ereignisse dargestellt werden. An den Beispielen der Mondlandung, dem Schlachten eines Schweins und dem Küssen werden verschiedene Perspektiven gezeigt, die zusammen für viel Komik beim Leser sorgen. Unbedingt erwähnenswert ist auch die Aufforderung von Schriftstellern zu einer Kurzgeschichte unter dem Motto „Bibliothek 3000“, die in der „Klangraum“-Ausgabe unter dem Titel „Nicht zugänglich“ eine starke und wichtige Story hervorbringt.
Buchbranche = Musikbranche?
In der „Klangraum“-Ausgabe wird Musikproduzent Tim Renner übrigens dazu befragt, ob die Buch- und Zeitungsindustrie aus den Fehlern der Musikbranche gelernt haben. Seine Antwort:
Die Buch- und Presseindustrie begeht derzeit die gleichen Fehler wie die Musikindustrie im Netz: Sie erkennen nicht, dass sie ihr Geschäftsmodell radikal verändern müssen. Sie nutzen das Netz nicht konsequent, sind zaghaft statt offensiv. Und vor allem denken sie auch viel zu sehr in Urheberrechtskategorien anstatt an die Wünsche und Bedürfnisse der Konsumenten.