Vom Halben zum Ganzen gekommen und nicht auf den Hund [Adventskalender]

Foto von Su SteigerIch gebe zu, ich habe erst einmal in den Blogbeiträgen gestöbert, will ja nicht gleiches erzählen und langweilen. Das Datum aus dem Halbadventskalender [Wir hatten danach gefragt, wie Weihnachten 2022 gefeiert wird. Anm. d. Red.] hat mich gepackt, darum muss ich ein bisschen ausholen. Also: Am ersten Weihnachtsfeiertag zwanzigzweiundzwanzig würde mein derzeit treuester Begleiter, der eigentlich eine Begleiterin ist, ihren zweiundzwanzigsten Geburtstag feiern. Auch wenn Salukis, als eine der ältesten Hunderassen, älter als so mache andere große Hunde werden, kann ich mir das nicht vorstellen. Es wir also auf jeden Fall ein eher hundeloses Fest sein. Ein Buch kann diese Gesellschaft nicht ersetzen – das wäre ein Wunsch, den die Buchbranche mir zumindest heute und in absehbarer Zeit nicht erfüllen werden kann. Überhaupt, Wünsche erfüllen.

Je älter ich werde, umso bedeutsamere Inhalte finden sich in meinen Wünschen. Zumindest empfinde ich es so. Da war gerade diese Frage, wofür ich bereit wäre, mein Leben zu geben, in einer Umfrage von Dradio Kultur. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht, was es denn wert ist, dafür zu sterben. Und gleichzeitig nachdenklich darüber, was ich mir denn (von und in meinem Leben) wünsche. Da ich es gerade aufschreibe, entdecke ich, dass dieser Wunsch und die Überlegungen sehr gut zu Weihnachten – egal welches Jahr wir schreiben – passt. Im Grunde dreht sich alles um Frieden und Freiheit. Freiheit, so zu leben, wie ich es will – und Freiheit für andere, selbstbestimmt agieren zu können. Glücklich sein und zufrieden, mit dem was ich habe und was ich erreiche – mit anderen gemeinsam – und am liebsten auch mit ihnen zusammen sein und dieses Glück gespiegelt zu sehen.

Dazu gehört auch, sich von manchem befreien zu können – das stelle ich mir vor, passiert. Weg gehen und loslassen von starren Mustern, von Zwängen und vom Gegeneinander ankämpfen. Und das wünsche ich mir auch von denen, die mit Worten handeln. Seien es gedruckte, gepixelte oder handgeschriebene oder erzählte. Wichtig ist doch, die Kultur, die Geschichte, unsere Geschichte zu erzählen und unsere Phantasie (Verzeihung, dieses Wort muss! so geschrieben werden) anzuregen. Ob das auf Papier, in Bilder, in Lauten oder auf uns bisher vielleicht noch undenkbare andere Übertragungswege in unsere Köpfe gelangt, soll dann egal sein. Was mir nicht egal ist, sich darüber mit anderen austauschen zu können. Und genau das sollte auch die Buchbranche. Sich austauschen und über den Tellerrand schauen – Austausch mit denen, die lesen, mit denen die Geschichten erzählen und denen, die die diese auf unterschiedlichste Weise zum Leben erwecken und am Leben halten.

Ich glaube, wir müssen wieder mehr mit statt gegen oder über -einander reden. Und noch viel wichtiger finde ich, wir sollten lernen, wieder richtig zuhören zu können. Am besten geht das, wenn wir zusammen sind. Und genau so stelle ich mir auch Weihnachten vor. Nur, dass das eigentlich das ganze Jahr so sein könnte. Die Bereitschaft, miteinander Altes und Neues zu entdecken, die wünsche ich mir. An Weihnachten besonders. Vielleicht gibt es ja ein Buch, das uns alle zusammenbringt und einen Diskurs führen lässt – über das Leben, das Glück und die Zukunft. Wer kennt sie schon, die Welt von 2022? Und so würde das Buch* doch noch etwas zu meiner Gesellschaft beitragen, auch wenn mein vierpfötiger Begleiter nicht mehr (dabei) ist.

*wahlweise einen Begriff einsetzen, der ebenfalls etwas erzählt/zeigt/bewegt

Lesen (unter der Bettdecke schon immer) und Schreiben (kennt ihr das noch, Brieffreundschaften?) zieht sich wie ein roter Faden durch die Vita von Su Steiger, die professionelle Kommunikation zum Beruf gemacht hat und im Herzen eine Bücherfrau ist – bis sie irgendwann endlich das eigene Buch geschrieben und die verlegerische Form gefunden hat, die ihrem Ideal entspricht.