Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, dann haben sich die meisten Wünsche an den Weihnachtsmann auch erfüllt. Was also soll ich mir für 2014 vom Mann mit dem weißen Rauschebart und dem langen roten Mantel wünschen, damit es sich für die Buchbranche auch verwirklichen lässt und nicht ein unerfüllter Wunsch bleibt, der Gutes meint, aber nichts zustande bringt? Ich denke dabei an mein eigenes Leseverhalten und wie ich ständig zwischen E-Book-Lust und dem Verlangen nach bedrucktem Papier hin- und herhüpfe. Die E-Book-Branche hat sich in den letzten Jahren gute 10 % (so ungefähr) auf dem Buchmarkt gesichert und auch aus mir, einer Verfechterin des „echten Buches“, eine E-Reader-Liebhaberin werden lassen. Aus welchem Grund? Ganz pragmatisch der geringe Platzverbrauch und die Vorteile beim Reisen und jedem neuen Umzug (der Hass aller Umzugshelfer durch etliche Bücherkartons eingeschlossen).
Aber können der geringe Platz, das wenige Gewicht und die Handlichkeit die einzigen Vorteile von E-Books und ihren Readern sein? Ein definitives Nein hierfür und doch bin ich als Büchersammlerin dem Hamstersyndrom verfallen und so horte ich unzählige E-Books, die ich bei Gratis-Aktionen erworben, oder im Anflug von „Ich brauche neuen Lesestoff“ gekauft habe, auf E-Reader, Tablet oder Smartphone. Eine Fülle an Lesematerial, das ich kaum noch überblicken kann.
Genau hier möchte ich einhaken, denn E-Books bieten mehr als lediglich eine digitale Welt aus belletristischer Unterhaltungsliteratur. In der Kombination von App, Social Reading und interessanten (Fach-)Themen können auch E-Books zur wahren Goldgrube für Kreativität und Ideenreichtum werden – sofern die Möglichkeiten zur digitalen Anbindung an andere Medien (wie etwa Communities oder insbesondere Apps mit interaktiven Techniken) bestehen. Wie wäre es also ein E-Book zu kaufen, und gleichzeitig damit in ein kleines digitales Universum einzutauchen, um weitere thematische Informationen zu erhalten, nicht nur zur Diskussion offen, sondern zu Filmen, Interviews, aktiver Teilnahme. Ein Beispiel: Nehmen wir ein Zeichenbuch, das Techniken vermittelt, aber gleichzeitig mit einem Klick, einem Link, einer einzigen Fingerbewegung anschauliche Zeichenvideos bereithält, vielleicht sogar Malvorlagen und andere Buchempfehlungen sowie eine Vernetzung zu Gleichgesinnten aufbaut. Ich weiß, dass wir diese Art von Vernetzung schon in den ersten Zügen über Communities, Schreibwerkstätten oder E-Book-Apps erleben dürfen. Aber noch ist das volle Potenzial nicht ausgenutzt.
So wünsche ich der E-Book-Branche, dass sie ihre Individualität findet, die Einmaligkeit, die sie ausmacht und die Möglichkeiten ausschöpft, welche die Digitalisierung von literarischen Werken bietet: gemeinsames Entdecken, Diskutieren und darüber hinaus eine Erweiterung und vielleicht auch Erleichterung für das alltägliche und praktische Leben von neugierigen Lesern und kreativen Köpfen.
Ramona Böhm bloggt im Netz als Kari auf El Tragalibros – der Bücherwurm über Literatur und ihre Buchleidenschaft. Nebenbei macht sie derzeit LovelyBooks als Praktikantin unsicher und ist auf der Suche nach neuen Abenteuern in der Verlagsbranche. Sie liebt gutes Essen, Spieleabende und zwischen all dem Trubel ihre kostbare Lesezeit. [Twitter] [Facebook]