Wer sich nicht an der Scheibenwelt von Terry Pratchett sattlesen kann oder diese Fantasy-Welt in anderer medialer Form erleben will, dürfte zur Zielgruppe der neuen DiscWorld-App „Discworld®: The Ankh-Morpork Map For iPad“ gehören. Leider gibt es die nicht für Android, aber das kann ja vielleicht noch kommen. Dann kaufe ich sie mir sicher auch. Sogar für 13 €. Der Trailer verspricht ja schon viel:
Viel lieber wäre es mir aber, ich könnte endlich Zamonien (oder zumindest Atlantis) transmedial erfahren. Darüber habe ich ja schon einmal gemeckert. Höre mich an, Knaus!
Ich bin großer Liebhaber des Kontinents Zamonien von Walter Moers. Ich verbringe dort gerne einmal einen kleinen Urlaub oder gucke nur kurz nach den neuesten Entwicklungen. Ich liebe es, mich in Zamonien aufzuhalten, und ich habe auch selbst schon User Generated Content zu diesem Erzählkosmos beigetragen.
Die Frage, die ich mir immer wieder stelle: Warum wird es mir nicht erlaubt, mehr Zeit in Zamonien zu verbringen? Zamonien wird nicht transmedial erzählt, aber um einen Erzählkosmos mit richtigem Kanon handelt es sich dennoch, wie spätestens das nun erschienene Out-of-Cosmos-Lexikon „Zamonien“ beweist.
Zur Transmedialität fehlen Interaktion und weitere Kanäle, etwa Videos (abgesehen von alten „Käpt’n Blaubär“-Episoden). Aber Zamonien ist ein Erzählkosmos, verstreut über diverse Bücher, ein Musical, von Nutzern generierte Websites, eine Zeitung. Warum erwähne ich nur nutzergenerierte Seiten? Weil alle offiziellen Seiten (und vor allem Communitys) mittlerweile eingestampft oder in die Hände der Fans übergegangen sind:
Die Zamonien-Seite
Im Jahr 2000 gründete der Eichborn-Verlag zu Marketingzwecken die Seite „zamonien.de“ (Informationen über den „Kontinent“, ein Forum, ein Gästezimmer), die bis zum 10. Dezember 2007 existierte und vom Eichborn Verlag unterhalten wurde (anders als die Nachtschule). Da der Piper Verlag auch an solchem Marketing kein Interesse hat, wurden auf der Seite bis heute nur die zwei beim Eichborn-Verlag erschienenen Zamonien-Bücher beworben und seit dem Verlagswechsel ist abgesehen von den Gastbeiträgen in Forum und Gästebuch kein aktueller Beitrag mehr geleistet worden. Mittlerweile wurde die Seite in eine Weiterleitung auf den allgemeinen Verlagsblog umgewandelt (wie viele andere unaktuelle Bewerbungsseiten des Eichbornverlags auch).
Die Nachtschule
Nach dem Erfolg von Walter Moers‘ Roman „Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär“ wurde im Jahr 2000 die auch im Roman vorkommende Nachtschule als Ergänzung zur Zamonien-Seite vom Eichborn-Verlag im Internet gegründet. […] Als Nachtschüler kann man Hausaufgaben bewältigen, chatten (in der „Raucherecke“) oder in einem Forum (der „Dunkelkammer“) diskutieren. […] Als Walter Moers im Jahr 2003 den Verlag wechselte, verlor Eichborn das Interesse an der Nachtschule. Um das Angebot weiterhin zu erhalten, gründeten die Nachtschüler den Nachtschulverein und unterhalten die Nachtschule seitdem selbst.
Außerdem gibt es noch ein Zamonien-Wiki – natürlich wiederum ohne verlegerische Unterstützung, als reines Fan-Projekt.
Ich verstehe wie gesagt nicht, warum mir die Möglichkeit nicht gegeben wird, mehr Zeit mit Zamonien (und damit Verlagsprodukten) zu verbringen. Ich bin gerne bereit, dafür zu bezahlen – ich habe bislang alle Romane erworben, außer dem Labyrinth der Träumenden Bücher, das ich bei einem Freund las und zu enttäuscht war, um es meiner Sammlung hinzuzufügen.
Was ich mir erwarten würde: Mehr Publikationen rund um die Welt. Das oben erwähnte Lexikon ist ein guter Anfang, ich hoffe, davon kommt mehr. Schöne, runde Artikel, die Autorin Anja Dollinger ganz im Stil Walter Moers‘ hält und die Erzählwelt zusammenfasst und bereichert. Walter Moers oder der Knaus Verlag dürften mich aber auch gerne mit einem Rollenspielsystem, einem Computerspiel (von mir aus einem Browsergame), einem ARG, einem Brett- oder Kartenspiel, oder etwas ganz anderem unterhalten. Es wird Zeit, Leute! Knüpft an die Aktivitäten von Eichborn an.