Amazons neue Crowdsourcing-Plattform heißt "Kindle Scout"

Unter https://kindlescout.amazon.com/submit kann man die erste Ankündigung der neuen „Crowdsourcing“-Scout-Plattform besehen. Amazon baut dann aus den übermittelten Inhalten, also einem unveröffentlichten Manuskript plus eigenem Cover, eine „Kampagnenseite“, für die es ebenfalls schon ein Beispiel anzusehen gibt. Laut Ankündigungs-Mail werden in den kommenden Wochen dann Leser eingeladen, die das Werk bewerten uns darüber entscheiden, wer einen Verlagsvertrag bekommt. Die Konditionen in der Übersicht:

  • a publishing contract
  • Selected books will be published by Kindle Press and receive 5-year renewable terms
  • $1,500 advance
  • 50% eBook royalty rate
  • easy rights reversions
  • featured Amazon marketing

Mit 50% liegt Kindle Scout dann offenbar unter dem KDP-Durschschnitt.

Header der neuen Scouting-Plattform: Das Bild heißt „Hero_submit.jpg“

Hier die Mail an Autoren im Volltext:

Dear Author,

Thanks for your interest in Amazon’s new publishing program. We want you to be the first to know it’s called Kindle Scout and we’re now open for submissions in select genres!

Kindle Scout is reader-powered publishing for new, never-before-published books. It’s a place where readers help decide if a book receives a publishing contract. Selected books will be published by Kindle Press and receive 5-year renewable terms, a $1,500 advance, 50% eBook royalty rate, easy rights reversions, and featured Amazon marketing.

We will be inviting readers to join and nominate books in a couple of weeks. Submit your book today!

Amazon zeigt, wie wenig globalisiert selbst die Global Player sind

Man sollte denken, dass es egal ist, aus welchem freien Land der Erde man beim größten Online-Händler einkauft. Ist es aber nicht. Ein Kommentar von Dennis Schmolk

Eine Bestellung mit Hürden

Vor einigen Monaten bestellte ein Freund von mir Bücher bei Amazon.com. An sich ein guter Deal, denn lustigerweise sparte er trotz Einfuhrsteuern und horrenden Versandkosten fast 30% gegenüber einem Einkauf bei Amazon.de oder Amazon.co.uk. (Aus England wäre die Lieferung übrigens teurer als aus den Staaten, aber immer noch billiger als aus Deutschland gekommen.)

Als er mir das kleine Abenteuer erzählte, wie er zum Zoll pilgerte, mit den Herrschaften dort das Paket öffnete und seine Steuern beglich, fragte ich mich: Wieso bietet Amazon nicht einfach den gleichen Warenkatalog in jedem Land an, eben mit einberechneten Zusatzkosten für den Transport aus den Staaten? Es sollte sich dennoch Geld sparen lassen, wenn alle US-Bestellungen gemeinsam alle paar Tage per Schiff nach Europa verfrachtet werden. Erste Zweifel an der Globalisierung des Prototyps eines globalisierten Unternehmens kamen auf.

Warum ein Kindle weniger Auswahl bietet, als man annimmt

Diese Zweifel wurden noch verstärkt, als ich mir für mein Android die Kindle-App besorgte. Der Shop bei Amazon.de bietet zwar diverse, auch englischsprachige Literatur – teils deutlich günstiger als das günstigste Marketplace-Angebot für die Printausgabe. Aber leider muss ich darauf verzichten, in den Kindle-Shops anderer Nationen einzukaufen: Gratis-Promo-eBooks aus den USA bleiben mir verwehrt, und auch auf Neuerscheinungen muss ich warten. Falls diese denn überhaupt ihren Weg nach Deutschland finden.

Was ich denke, fasst Peter Köllner in seinem dieswöchigen Telepolis-Artikel zusammen:

Schließlich setzt sich im worst case dieses Geschäftsgebaren durch und am Ende wird es unmöglich sein, irgendwelche Bücher zu kaufen, die außerhalb der eigenen Landesgrenzen auf den Markt kommen – die Horrorvorstellung einer intellektuell parzellierten Welt, in der es womöglich ein ernstes Vergehen sein wird, Bücher zu schmuggeln.

Von Globalisierung keine Spur

Amazon ist eine wichtige Plattform – vom raschen Bücherkauf über das günstige Shoppen im Marketplace. Und der Kindle Store wird ebenfalls immer wichtiger: Für Self-Publisher, Vielleser und die Leute, die einen Kindle unter dem Weihnachtsbaum fanden.

Ich kaufe gern bei Amazon und denke (noch immer) darüber nach, mir einen Kindle anzuschaffen. Warum macht mir dieses Unternehmen die Entscheidung so schwer?

 

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