Schützt die Artenvielfalt! [Adventskalender]

Vom Christkind wünsche ich mir für die Buchbranche, dass es ihr auch in Zukunft gelingt, ihre einzigartige Vielfältigkeit zu bewahren. Denn so sehr die Kinderaugen beim Anblick des neuen Fahrrads unterm Weihnachtsbaum leuchten, spätestens ab dem fünften Rad, das aus dem Geschenkpapier gepellt wird, ist die Freude nicht mehr ganz so groß. Gleiches trifft auf Bücher zu: die immer gleichen Autoren, die immer gleichen Schreibstile, die immer gleichen Themen – kurz, der hundertste Vampirroman – wären öde. Eine solche Langeweile zu verhindern, ist nur möglich, wenn es neben etablierten und Konzernverlagen auch Independents gibt, welche nicht die großen Namen verlegen, sondern Nachwuchsschriftstellern eine Chance bieten. Oder wenn Verlage nicht nur Titel zu aktuellen und leicht verkäuflichen Themen verlegen, sondern sich stattdessen oder zusätzlich Nischenthemen widmen – von der Vogelfederbestimmung bis zur Lyrik des Spätmittelalters. Diese Vielfalt lässt sich aber nur gewährleisten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört ein kompetenter und engagierter Buchhandel ebenso wie ein gerechtes und zukunftsfähiges Urheberrecht, der Fortbestand des verminderten Mehrwertsteuersatzes und der Buchpreisbindung.

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Dominique Conrad wünscht sich viel – vor allem Vielfalt

Aber der Wunsch nach einer vielfältigen Buchbranche erschöpft sich nicht in der Anzahl oder Unterschiedlichkeit der Inhalte. Viel mehr bedingt die Vielfältigkeit der Inhalte ebenfalls eine Vielzahl von Formaten, in denen sie dargestellt werden. Schließlich bekommt Opa zu Weihnachten andere Geschenke als seine 14-jährige Enkelin, weil er andere Interessen und Bedürfnisse hat. So werden diejenigen, die das Buch als Objekt schätzen, eher zu einer illustrierten Lederausgabe mit Goldschnitt greifen, während Studenten ihre Fachliteratur lieber auf einem E-Book-Reader lesen. Ganz klar ist auch, dass die Verpackung für das Fahrrad anders beschaffen sein muss als die für Opas Cognacflasche. Einen Kunstband auf dem Smartphone anzusehen, ist kein Vergnügen. Umso praktischer ist jedoch der Reiseführer als E-Book oder App. Für jedes Buch gibt es das passende Format und für manche Bücher sogar mehrere.

Also fort mit den entweder-oder-Argumenten. Vielfältig ist eine Bereicherung, unterm Weihnachtsbaum ebenso wie für die Buchbranche.

Dominique Conrad ist Redaktions- und Lektoratsmitarbeiterin, findet Social Media und die Digitalisierung spannend, liest aber gedruckte Bücher.
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In eigener Sache: Transmediales Erzählen im Blog der Jungen Verlagsmenschen

© Dominique Conrad

Nur ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Unser Projekt „Findet Jonathan“ hat Eingang gefunden in einen sehr lesenswerten Artikel von Dominique Conrad, mit der ich mich auf der FBM12 zwei Stunden lang angeregt über gegenwärtiges und zukünftiges Erzählen unterhalten habe. Außerdem zu Wort kommen Thomas Zorbach (mit der Kampagne zu Untot) und Doro Martin (Das Wilde Dutzend).

Und nebenbei: Unser YouTube-Trailer, der die Aktion begleitete, hat mittlerweile knappe 1000 Klicks. Nicht viel für YouTube – wohl aber für einen Buchtrailer.