Buchmenschen und ihr Medienkonsum – Zeitung oder Zeitschrift? [Teil I]

Studien und Berichte über Medienkonsum und Medienkonsum, wie man ihn tatsächlich erlebt und wahrnimmt, sind ja immer so eine Sache. Wir haben uns daher mal ein paar Buchmenschen (und -tiere) gesucht, denen wir jeweils dieselben vier Fragen gestellt haben – und deren Antworten teils erstaunlich ähnlich und teils erstaunlich verschieden waren.

Frage I: Zeitung oder Zeitschrift?

Stephan_Stephan Brünig #schlumischlumpfig #Routinegegner #Wortspieler: So ganz unvoreingenommen kann ich darauf nicht antworten, arbeite ich doch mittlerweile schon 15 Jahre in der Zeitschriftenbranche. Ich nutze neben Sachbüchern auch viele Zeitschriften, um mein Wissen zu erweitern. Überwiegend liegt hier der Schwerpunkt auf Publikumsmagazin, Special-Interest und Fachmagazin. Diese Gewohnheit hat sich ebenfalls mit dem Einstieg ins Berufsleben eingestellt. Zu Schulzeiten war ein tägliches Studium der Tageszeitung Pflicht, im Fach Arbeit und Wirtschaft, später dann in der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, ließen die Lehrer unangekündigte Tests über das Tagesgeschehen schreiben. Hin und wieder lasse ich mich heute noch zu einem Test- oder Schnupperabo einer überregionalen Tageszeitung hinreißen, um schon nach ein oder zwei Wochen frustriert festzustellen, dass ich vorbildlich jede Ausgabe gesammelt habe, um sie dann später in Ruhe zu lesen, wenn ich Zeit dazu habe. Und heutzutage ist nichts älter als die Tageszeitung von heute. Rundfunk und tägliche Newsletter per eMail haben sich stattdessen fest in meinem Alltag etabliert. Zeitschriften sind meiner Meinung nach eine ideale Ergänzung zum Sachbuch. Ich bekomme fundierte Informationen zu einem bestimmten Thema oder zu einem bestimmten Schwerpunkt, muss aber nicht ein Jahr oder länger auf ein Buch dazu warten.

 

Kristin_Kristin Schenk #Buchwissenschaft #Sherlock #Sortiment: Beides nutze ich kaum. Meistens höre ich eher klassisches Radio. Wenn doch lese ich so gut wie nie komplette Zeitungen oder Zeitschriften, sondern nur einzelne Artikel, die ich meist online entdeckt habe und die mich interessieren. Dazu nutze ich besonders oft mein Smartphone.

 

 

 

 

Maulwurf-AndreKrteček und André Pleintinger #Projektmanagement #Fachverlage #Verlagspraxis #Bergsport: Zu meinem Alltag gehört intensive Zeitungslektüre. Dabei dürfen die Süddeutsche Zeitung, die FAZ und die ZEIT nicht fehlen. Auch Newsletter und Blogposts spielen eine wichtige Rolle bei der täglichen Informationsbeschaffung. Ich habe bemerkt, dass sich mein Leseverhalten gewandelt hat, mittlerweile lese ich vor allem elektronisch, um mich zu informieren. Am Wochenende darf es allerdings gerne gedruckt sein. Dann genieße ich es, in der aktuellen ZEIT, in der Wochenendausgabe der SZ oder in der FAS zu rascheln. Als Outdoor-Begeisterter stöbere ich gern in schönen Bergsport-Magazinen.

 

 

DennisDennis Schmolk #Blogger #Genussmensch #Digitalfetischist: Zeitschriften sind tot. Dachte ich immer. Da gucke ich ab und an mal rein, wenn mir am Bahnhof langweilig ist oder ich wieder zu viel Zug fahre. Tja. Dann fiel mir auf, dass ich doch einige Zeitschriften regelmäßig lese. Und zwar:

1. Dummy Magazin.
Preis: 6.- (4 p.a.)
Auflage: 45.000
ZG: „Laut einer repräsentativen Umfrage unter 1.500 Lesern im Juli 2012 sind DUMMY-Leser eher jung und eher aus der Großstadt (Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Wien, Leipzig, Frankfurt – in dieser Reihenfolge).  20 Prozent sind zwischen 18 und 24, über die Hälfte zwischen 25 und 34. Und, Frauen haben einfach den besseren Geschmack: 54,3 Prozent sind weiblich.“
Warum: Unterhält. Ohne Ende, aber leider immer viel zu kurz.

2. t3n.
Preis: 9.80 (4 p.a.)
Auflage: 33.100
ZG: „t3n richtet sich an professionelle Anwender und Entscheider der IT- und Internet-Branche.“
Warum: Weil die Zeitschrift die Themen aufgreift, die mich interessieren, und vor allem immer gute Hinweise auf Themen enthält, die mich interessieren sollten.

3. brand eins.
Preis: 8.50 (12 p.a.)
Auflage: ca. 100.000
ZG: „31 Prozent der Leser weiblich, 60 Prozent jünger als 49 Jahre, 78 Prozent stehen im Beruf und 69 Prozent haben Abitur, 59 Prozent eine Hochschulausbildung. brand eins-Leser sind urban – mehr als ein Viertel von ihnen lebt in Millionenstädten und 45 Prozent lassen sich den mobilen Kosmopoliten zuordnen, die sich für andere Länder und Kulturen interessieren, mindestens eine Fremdsprache sprechen und die sich als weltoffen und offen für Neues bezeichnen. Rund 63 Prozent der brand eins-Leser sind Selbstständige, Freiberufler oder leitende Angestellte und 18 Prozent haben ein Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 6.000 Euro.“
Warum: Einfach etwas anders. Gute Themen, gute Haltung.

4. Effilee.
Preis: 9.80 (4 p.a.)
Auflage: 30.000
Warum: Weil es kein spannenderes Thema als Genuss gibt und weil die Effilee darüber hinaus das spannendste anthropologische Interview enthielt, das ich 2014 gelesen habe (mit Peter Kubelka).
Funfact: Auf Nachfrage in einem Kommentar auf der Impressumsseite erklären die Macher den Titel des Magazins: „Der Begriff Effi­lee stammt aus dem Fran­zö­si­schen: Als »effilé« wird Geflü­gel bezeich­net, das gerupft, aber mit Kopf, Füßen und Inne­reien in den Han­del kommt. In Frank­reich ist das noch häu­fig anzu­tref­fen. Der Vor­teil liegt zum einen in der län­ge­ren Halt­bar­keit und zum ande­ren darin, dass man Rück­schlüsse auf die Hal­tung zie­hen kann. Anders als Käfig­hüh­ner haben Tiere, die im Freien auf­ge­zo­gen wur­den, näm­lich ansehn­li­che, gesunde Füße.“

 

Hanna-Hanna Hartberger #Bloggerin #Organisationsgenie #gehtnichtgibtsnicht: Zeitschriften! brand eins und t3n! Erstere nur in print und meist auf Zugfahrten, zweitere Online und als Print-Abo. Zeitungen rangieren in meiner persönlichen Wertungsliste stark dahinter, weil ich mit Zeitschriften viel stärker meine Interessen und Leidenschaften abdecken kann. Ich lese Zeitungen in Print-Form, wenn sie sowieso rumliegen und ich sie nicht extra kaufen muss. Online konsumiere ich einzelne Artikel, die mir oft über soziale Netzwerke empfohlen werden.

 

 

Die weiteren Fragen und Antworten werden in den kommenden Wochen jeweils donnerstags veröffentlicht bzw. sind hier nachzulesen:

– Frage II: Was sind deine Lieblings-Apps?

– Frage III: Serie oder Film?

– Frage IV: Sachbuch oder Roman?

 

Fotocredit Beitragsbild (ganz oben): Dennis Skley via Flickr cc, Fotocredit Stephan Brünig:  Heise Medien GmbH & Co. KG/Lena Ewald