Vielen Dank an Frauke Ehlers, die den Auftakt für unseren Adventskalender 2014 macht. Die Frage: “Online-Konkurrenz, Digitalisierung, Nachwuchs-Sorgen: Um welches der vielen Probleme sollte sich die Buchbranche bald kümmern, bevor es zu spät ist?”
Als Hanna Hartberger mich um einen Beitrag für den Adventskalender für ihr Blog „Alles Fliesst“ bat, waren gerade eine Vielzahl von Ereignissen vermeldet worden, die mich mit Ratschlägen vorsichtig werden lassen.
Ein Blick zurück macht deutlich, wie schnell sich Gewissheiten auflösen können: Vor 7 Jahren habe ich innerhalb des MBA Studiums an der Steinbeis Hochschule für die Schiller Buchhandlung, deren Gesellschafterin ich seit 1995 bin, eine Standortbestimmung gemacht und Überlegungen angestellt, wie der Aufbau eines Firmenkundengeschäfts die Buchhandlung stärken könnte. Gesetzt war damals, dass die Filialisierung weiter voranschreitet: Hugendubel/Weltbild hatten damals gerade mittlere Buchhandelsketten wie Weiland, Habel und Wohltat’sche in ihren Verbund aufgenommen, Thalia schien im Bereich Online die Themen, die durch die Digitalisierung auf die Agenda kamen, einigermaßen zu besetzen.
Und heute? Ist Weltbild am Ende. Hugendubel in Stuttgart, wo seit 2008 die zweitgrößte Fläche betrieben wurde, zieht sich im Frühjahr aus der Innenstadt zurück. Thalia putzt sich für einen weiteren Investor heraus, unter dem Dach von Advent soll die Buchhandelssparte verkauft werden.
Da fällt es schwer, Petra Hartliebs Statement in ihrem Buch, „Meine wunderbare Buchhandlung“ in dem es auf S. 149 heißt: „…..die Inhaber der kleinen Buchläden hätten ihnen allesamt von Anfang an vorrechnen können, dass man mit Büchern nicht reich werden kann“- nicht zu unterschreiben. Natürlich kann man über Petra Hartliebs vielerorts zitiertes Guerilla Marketing, was die Direktansprache von potentiellen Kunden, die bei Amazon bestellen angeht, streiten. Aber den teilweise fragwürdigen Geschäftspraktiken des allumfassenden Onlinehändlers bringt sie meiner Meinung nach in ihrem Quartier das entgegen, was in ihrem Wirkungskreis möglich ist.
Sich mit dem großen „A“ auf technologischem Gebiet zu messen, kann auch nicht die richtige Lösung für den kleinen Buchhandel sein. Die Insolvenz von ocelot, not just another bookstore zeigt, dass die ersten zwei Jahre einer Gründung zu überstehen, schon Herausforderung genug ist. Das Konzept mit großen Partnern anzugehen, nach denen Fritjof Klepp jetzt auf der Suche ist, hätte vielleicht vor Start schon umgesetzt werden sollen. Aber im Nachhinein ist man immer klüger. (vgl. auch „Berliner Buchhandlung Ocelot ist insolvent„.)
Als Susanne Martin, die im 20. Jahr ihrer Selbstständigkeit steht, die Lesung von Petra Hartlieb einführt, erzählt sie dass das Kreditinstitut, wo sie 20 Jahre zuvor einen Kredit beantragte mittlerweile nicht mehr existiert.
All diese Beobachtungen lassen sich nicht auf einen Nenner bringen. Ich wünsche mir natürlich, daß mit der Wahrnehmung der gesellschaftspolitischen Herausforderungen, vor die uns die amerikanischen Internet Unternehmen stellen, eine Renaissance der kleinen Buchhandlung um die Ecke möglich ist. Und die ist in meiner Wahrnehmung dann modern, wenn sie ein kultureller Kommunikationsort ist, aber auch digital unterwegs. Sie ist nur denkbar mit sehr viel leidenschaftlichen Einsatz – auch wenn der allein nicht reicht.
Und so glaube ich, dass sich das Sortiment mit allen drei Themen Digitalisierung, Online Konkurrenz und dem Nachwuchs beschäftigen muss.
Frauke Ehlers ist seit rund 20 Jahren bei den BücherFrauen aktiv und seit 1995 Gesellschafterin der Schiller Buchhandlung. Sie ist Teamleiterin Controlling bei BB Promotion, einem der Marktführer des gehobenen Live-Entertainments in Europa. Großgeworden ist Frauke Ehlers mit und in der Buchbranche. Nach der kaufmännischen Ausbildung zur Buchhändlerin hat sie englische und amerikanische Literaturwissenschaften in Tübingen studiert.
2 Gedanken zu „[Adventskalender] Eine Zukunft für den Buchhandel!“