Immerhin zwei Veranstaltungen habe ich nun an den beiden nicht protoTYPE verpflichteten Messetagen gesehen, an denen Piraten partizipierten: Gestern sprach Wätzold Plaum über sein Buch „Die Wiki-Revolution“ (Rotbuch). Vor Veranstaltungsbeginn klärte eine blonde Dame neben mir ihren Begleiter auf, dass die FDP nun im Ab-, die Piraten im Aufstieg und ihr recht sympathisch wären. Und dann berichtete sie noch von ihrem Dienst als Wahlhelfer, wo sie meinte, die Zahlen gingen schon auf, wenn man den einen oder anderen Zettel verschwinden ließe. Das klang erschreckend ernstgemeint. Vielleicht endete die Leipziger Wahlfälschung doch nicht 1989 …
Wätzold Plaum erläuterte dann zunächst, dass dieses Buchprojekt deutlich vor dem Erfolg der Piraten in Bundesumfragen und in Berlin geplant wurde. Das war „damals“ anscheinend gar nicht so leicht, das Thema Piraten wurde von Verlagen eher distanziert betrachtet. Das erklärt auch den heutigen Mangel an Literatur zu dieser Partei.
In „Die Wiki-Revolution“ geht es kurz gesagt um die Probleme unserer Gesellschaft, einen alternativen Zielentwurf und die Frage, welche (technischen, strukturellen) Instrumente helfen können, diese zu verwirklichen. Ein relevanter Faktor vieler größerer gesellschaftlicher Krisen sind laut Plaum Schuldenkrisen – wie unsere aktuelle oder die vor der Französischen Revolution. Und: Diese Krisen können zu (positiven wie negativen) sozialen Entwicklungen führen. Ich werde mir das Buch bei Zeit und Gelegenheit mal zu Gemüte führen, es klingt nach einer anregenden Lektüre.
Heute diskutierte dann Enno Lenze über ACTA:
Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hatte eingeladen und Dr. Torsten Casimir, der Chefredakteur des Börsenblattes, moderierte die Runde. Neben mir, als Vertreter der Piratenpartei, saßen Heike Rost (freie Journalistin und Fotografin) sowie Dietrich zu Klampen (Verleger) auf der – zugegebenermaßen recht niedrigen – Bühne. (ELs Blog)
Die Diskussion drehte sich leider nur am Anfang um ACTA und sagte auch nicht viel zur Panik, dafür wurden diverse der klassischen Reibungspunkte zwischen Piraten und Verwertern abgearbeitet – vor allem natürlich die Gestaltung des Urheberrechts. Lenze taugt als Vermittler hier ganz gut, denn er ist sowohl Pirat als auch Verleger und als solcher zudem Mitglied im Börsenverein. Die Diskussion wurde dann auch keineswegs hitzig, schlechte Diskussionskultur, Trolle und Shitstorms wurden aber thematisiert:
Zwischendurch gab es noch einen kleinen Exkurs zum Umgang mit Shitstorms, und direkt im Anschluss an die Podiumsdiskussion wurde ich von zwei Unternehmen gefragt, ob ich bei ihnen nicht mal etwas über den Umgang mit neuen Medien erzählen könne. Mache ich gerne, wir sind nunmal die #1 im Umgang mit Trollen und Internet 🙂