Link- und Medienliste: Schöne neue Arbeitswelt

Arbeitswelt ist oft auch Bürowelt - Käfighaltung?

Letztes Update: 14.10.2017

Mit der Arbeitswelt in unserer Gesellschaft steht’s nicht zum Besten. Das merkt auch die Buchbranche – Stichwörter: Gender Gap, Nachwuchs-Ausbeutung, befristete Verträge, Mikro-Honorare, einseitige Flexibilisierung (nämlich nur auf dem Überstundenkonto), Zeitarbeit, Automatisierung und „Rationalisierung“.

Viele kluge Menschen schreiben das Internet voll mit klugen Sachen über Arbeit. Damit die nicht einfach so verloren gehen, gibt es hier eine (zukünftig wohl sehr lange!) Liste mit Links zu diesen Dokumenten oder auch zu Quellen, die regelmäßig über „Arbeiten im 21. Jahrhundert“ schreiben. Wenn Klassiker fehlen oder ich etwas Neues nicht mitbekomme: Immer her damit 🙂

Anleitung: In ruhigen Minuten oder bei großer Frustration über den aktuellen Job einfach mal ein bisschen schmökern. (Bevorzugt während der Arbeitszeit.)

Thema: Nachwuchs und Karrierewege

  • Unsere Reihe „Metamorphosen“ – Hier berichten regelmäßig Quer-Ein/Aus/Umsteiger über ihre Lebensabschnittswege
  • Warum die Generation Y so unglücklich ist“ – Die Welt 31.10.14. „Ein GYPSY will viel mehr von seinem Beruf, als bloß Sicherheit und Wohlstand. Während die Baby Boomer bestenfalls den amerikanischen Standardtraum leben wollten, möchten GYPSYs ihren eigenen, großartigen, ganz persönlichen Traum leben.“
  • Why There’s No Such Thing As A Skills Gap“ („Warum es keinen Fachkräftemangel gibt“) – GE Reports 30.10.16 von Marina Gorbis. „Evidence for the existence of the skills gap is questionable at best. […] Indeed, if you believe in a well-functioning market economy, skill gaps should result in significant wage increases and longer work hours for workers, neither of which is the case today. […] In addition to potentially wasting a lot of money on an idea that is based on very little rigorous evidence, the other problem with the myth of the skills gap is that it [focusses on the wrong skills].
  • Unter Druck“ – taz, 07.02.2015. „Habe ich schon erwähnt, dass ich seit drei Jahren, seit dem Ende des Stipendiums, kein festes Gehalt beziehe, teilweise mit zwei Euro in der Woche haushalte und mir drei Mal überlege, ob ich heute warm esse oder doch lieber erst am Sonntag? Ich würde mit 1.100 Euro netto SEHR, SEHR glücklich werden!
  • Das meiste, was ich versuche, misslingt“ – Süddeutsche, 19.06.2016. „So beginnt ein Assistant Professor in Princeton die Auflistung seiner Misserfolge. Mit seinem „Lebenslauf des Scheiterns“ hat Johannes Haushofer internationale Berühmtheit erlangt.
  • Generation Y: Sie erfüllen die Erwartungen einfach nicht“ – Die Zeit, 16.8.16. „Lange konnte sich die US-Wirtschaft auf den Nachwuchs verlassen. Die Millennials aber machen den Konzernen das Leben schwer: Warum nur wollen sie kein Haus und kein Auto?“
  • Children today could work until they are 100, predicts futurologist“ – The Guardian, 7.10.2015.
  • Millennials need to ditch their parents’ outdated career ladders and embrace job-hopping“ – Quartz, 5.10.2016. „So why are so many parents, colleges, and corporate HR programs still preparing millennials for a future they don’t want?

Thema: Organisation & Theater

  • Die meisten Mitarbeiter spielen nur Arbeit“ – Süddeutsche, 08.04.2016. Interview mit Lars Vollmer. „Schaut euch nicht an, was erfolgreiche Unternehmen tun. Schaut euch an, was sie nicht tun, welches Theater sie weglassen.“
  • Ich war anwesend, aber nicht wirklich da – Faulenzen im Job“ – Spiegel Online 27.11.2014.  „Stress und Burnout regieren die Berufswelt – das ist die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte: Zwei, drei Stunden täglich verbringen Angestellte mit Privatkram. Ein Soziologe hat untersucht, warum das so ist. Und wieso es keiner merkt.“
  • Wir sind eine Familie? Bullshit!“ – Zeit Online 10.10.2017. „Die Französin Mathilde Ramadier hat in zwölf Berliner Start-ups gearbeitet. Mitbestimmung, Sinn und Verantwortung sind nichts als faule Versprechen, sagt sie.
  • Karriere mit Knick – Verdammt zum Nichtstun“ – Spiegel Online 26.07.2011. „Manchmal liegt morgens ein Päckchen vor der Tür. Dann hat Hermann Schmidt was zu tun. Doch meist liegt da nichts. Dann lautet sein Arbeitsauftrag: nichts als nichts. Stille. Kein Gespräch, kein Lachen. Und niemals Erfolg, Anerkennung, Vertrauen. Inzwischen dauert der Dienst nach Vorschrift länger als die Ewigkeit.“
  • „On the Phenomenon of Bullshit Jobs“ (Strike Mag (down), Mirror) – David Graeber in Strike! 17.08.2013. „It’s as if someone were out there making up pointless jobs just for the sake of keeping us all working. And here, precisely, lies the mystery. In capitalism, this is exactly what is not supposed to happen.“
  • Ein guter Teil des klassischen Managements ist obsolet“ – Telepolis, 15.03.2015.  „Heute ist es wichtig, die Mitarbeiter intensiver zu coachen, sie gut auszubilden, ihnen zu helfen, sodass sie genau wissen, wie gut sie etwas zu tun haben.“

Thema: Arbeitnehmer(um)welt

  • Wehe, du bist nicht auf Arbeit“ – Süddeutsche, 12.11.2014. „Corporate Identity, nimmt man es genau, bedeutet Leibeigenschaft.“
  • „How to legally own another person – The domestication of employees“ (Evonomics (down), Medium)– Artikel Nassim Nicholas Taleb, Autor von „Der Schwarze Schwan“ u.a. „Complete freedom is the last thing you would want if you have an organized religion to run. Total freedom is also a very, very bad thing for you if you have a firm to run, so this chapter is about the question of employees and the nature of the firm and other institutions.“
  • Angestellte werden pausenlos vermessen und optimiert“ – Der Bund, 13.02.2016.  „Viele Unternehmen sind dermassen zugepackt mit Erniedrigungsbürokratie, dass die einzelnen Mitarbeiter kaum mehr atmen, geschweige denn etwas Eigenständiges schaffen können.“
  • 15 Prozent haben innerlich gekündigt“ – Süddeutsche, 10.03.2015. „85 Prozent der Beschäftigten in Deutschland leisten im Job maximal Dienst nach Vorschrift, ein Teil davon hat sogar bereits innerlich gekündigt.“
  • Wir sollten alle halbtags arbeiten!“ – t3n 25.05.2016. „[I]ch behaupte, dass man kreativen Output auch in der Hälfte der bisherigen Zeit hinbekommt – also in sieben statt zwölf Stunden. Vielleicht sogar auch in vier. Eine zeitliche Limitation führt meiner Meinung nach dazu, dass man effizienter arbeitet – und weniger Lebenszeit im Büro vertrödelt.“
  • Eine Arbeitswelt inszenieren, in der sich Sklaverei wie Freiheit anfühlt“ – Telepolis,  09.03.2014. „Im Kern sind die meisten in der Kreativindustrie tätigen Menschen ja „Arbeiter“, wenn man diesen altmodischen Begriff wieder einführen möchte, nämlich „Kulturarbeiter“, ein Begriff, den zu verwenden ich bevorzuge[.]“
  • Wir werden ärmer werden“ Tagesanzeiger, 7.5.2016. „ln 30 Jahren wird die Hälfte der Menschen keinen Job mehr haben. Die Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen in der Schweiz ist eine intelligente Antwort darauf. Bereits heute hat die Wirtschaft für viele keinen Bedarf mehr. Das ist «menschlicher Überschuss».“ (Historiker Philipp Blom)
  • Stop touting the crazy hours you work. It helps no one“ – The Washington Post, 1.9.2016. „Studies have shown that after about 50 hours a week, productivity actually decreases, and it plummets after 55 hours, leaving no detectable difference between those who work 56 hours and those who work 70 — or 130, as Mayer suggested may be needed for successful startups.
  • „Wir alle arbeiten nur drei Stunden ernsthaft“ – Gründer Stephan Aarstol im t3n-Interview, 13.09.2016. „Richtig organisierte Menschen bekommen auch einen Drei-Stunden-Tag hin. Wenn man mal ehrlich ist, arbeiten wir alle nur zwei bis drei Stunden am Tag ernsthaft. Ich auch. Wenn Leute sagen, dass die Fünf-Stunden-Regel für mich als Chef ja wahrscheinlich nicht funktioniere, dann sage ich immer: Doch, es funktioniert, ich arbeite sogar noch weniger.“
  • Micro-Tasks: Jetzt sollen alle für Google arbeiten“ – Süddeutsche, 12.09.2016. Siehe auch piqd-Kommentar „Ehrenamt für Konzerne?“ von Cornelia Daheim.
  • Arbeitet man am besten im eigenen Büro oder gleich Zuhause?“ – Florian Rötzer bei Telepolis, 27.09.2016. „Unbeabsichtigte Begegnungen führen zu neuen Ideen, heißt es, der Rückzug in die Zelle, gar in einem Raum mit nur einem Arbeitsplatz ist des Teufels und nur den obersten Chefs vorbehalten, die sich dann doch gerne der Offenheit und Getümmel nicht nur für Besprechungen entziehen.

Thema: Struktur- und Gesellschaftswandel

  • How to work tomorrow?„. Interview mit Peter Sorgenfrei von Somewhere.  „[T]he way companies organize work seem to fit less and less with the way people live.“
  • Wir müssen den Wert ‚Arbeit‘ vom Thron stürzen„. dieStandard.at. „Die Menschen versuchen ganz verzweifelt, alles zur Arbeit zu machen: Beziehungsarbeit, Eigenarbeit, Aufwertung der Reproduktionsarbeit – all jene Bereiche, die nicht im bezahlten Arbeitsbereich vorkommen. Es ist nun verpönt zu sagen, ich tue gerne nichts, wirklich nichts, Müßiggang, nachdenken über sich und die Welt. Das ist unmöglich geworden.“
  • „Roboter müssen unsere Rente mitbezahlen“. t3n. Kurze Kolumne über Robotersteuern und Umverteilung.
  • Sollen Roboter Steuern zahlen?“ – Krautreporter, 04.10.2016. „Vor vielen Jahren hatte ich das Wort schon mal gehört: Maschinensteuer. Mein Vater hatte mir von hitzigen Debatten darüber in seiner Studentenzeit erzählt. Automatisierung und Digitalisierung führen nun zum Revival einer alten Idee.
  • Why are UK workers so unproductive?„. The Guadrian, 16.8.16. Spoiler: Es liegt an low wages, inflexible work practices and job insecurity.
  • Unsere neuen Diener – Essay über Ausbeutung„. Süddeutsche, 26. August 2016. „Soziale Spaltung wird abstrakt beklagt, aber praktisch hingenommen, ja für unvermeidlich erklärt, wenn die Dielen gewischt, die Mutter gepflegt, das Mineralwasser mit dem Ökosiegel vier Treppen hochgetragen werden muss.
  • Selbstständigkeit: Freie Knechte„. Zeit, 17. Juni 2016. Über das Problem deregulierter Märkte, deren Akteure sich im freien Wettbewerb in den Ruin arbeiten – und keine Lobby haben: „Festanstellungen waren gestern. Heute wächst die Zahl der Freelancer rasant. Sie unterbieten sich mit Billigangeboten. Und die Lobby schreit nach noch mehr Deregulierung.“
  • We’re heading into a jobless future, no matter what the government does“ – Washington Post, 21.07.2014. „The only solution that I see is a shrinking work week. We may perhaps be working for 10 to 20 hours a week instead of the 40 for which we do today. [We] may not need the entire population to be working. There is surely a possibility for social unrest because of this; but we could also create the utopian future we have long dreamed of, with a large part of humanity focused on creativity and enlightenment. Regardless, at best we have another 10 to 15 years in which there is a role for humans.

Thema: Sozialer Abstieg und Mythos Vollbeschäftigung

  • Von der Boheme zur Unterschicht„. ZEIT, 27. April 2006. „Virulent wurde der Prekarisierungsdiskurs erst, als Anne und Marine Rambach in ihrer 2001 erschienenen Streitschrift Les intellos précaires (»Die prekären Intellektuellen«) das Bild einer Intelligenz entwarfen, die mit dem Widerspruch leben muss, bei relativ hohem Sozialstatus immer schlechteren Arbeitsbedingungen ausgesetzt zu sein – und damit in Frankreich einen Bestseller landeten. Neu an der Debatte sind also nicht ihre Sachverhalte, neu ist die Tatsache, dass diese die urbanen Mittelschichten ergriffen haben.
  • Die Illusion der Vollbeschäftigung„. Telepolis 13.02.2014. „Deutschland geht es nicht gut, sondern die Menschen in Deutschland stehen mitten in dem schleichenden strukturellen Zerfallsprozess der abhängigen Vollbeschäftigung, der zunehmend erst unten und dann immer weiter oben bemerkbar wird. Es wird Zeit, dass dieser Sachverhalt auf die politische Agenda kommt.“
  • Die soziale Leiter weist nach unten„. Telepolis 14.11.2014. „In Großbritannien fallen auch die graduierten Kinder zunehmend hinter ihren Aufsteigereltern zurück.“
  • Unnecessariat„. More Crowes than Eagles 10.05.2016. Über den Zusammenhang von Drogenabhägigkeit, Mortalität, Einkommen und Perspektive. Grundaussage: Weite Teile der US-Bevölkerung haben keine Perspektive – sie sind abgehängt, vergessen, kommen medial nicht vor und haben keine Chance, jemals wieder von jemandem gebraucht zu werden.
  • Fast eine Million Rentner haben Minijobs„. Süddeutsche, 30. August 2016. „Immer mehr Rentnerinnen und Rentner müssen sich die Rente aufbessern. Denn das Rentenniveau sinke. […] Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) argumentierte dagegen, viele Menschen hätten auch Spaß an ihrer Tätigkeit[.]
  • Medien-Honorare: David gegen Goliath“ – Carta, 10.10.2016. „In kaum einer anderen Branche sind die Stundenlöhne so schlecht wie in den Medien . Und kaum irgendwo sonst wehren sich die Betroffenen so selten dagegen.

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