Die #dico16-Macher im Interview

Direttissima – The Conference ist eine eintägige Konferenz, die am 22.4. von 10–18 Uhr in der Alten Kongreßhalle, München, zum ersten Mal stattfindet: die #dico16. Wir haben die Macher hinter der Konferenz interviewt: Robert Goldschmidt und Felix Wegener von diretissima.

Sagt uns doch bitte eingangs in jeweils einem Satz, wer ihr seid, was ihr macht und worum es bei der #dico16 geht!

Wir sind die Inhaber der neuen Marketing- und Web-Agentur DIRETTISSIMA im Münchner Westend. Als eines unserer ersten Projekte veranstalten wir am 22.04.2016 die gleichnamige Konferenz für die Verlags- und Medienbranche.

Konferenzen gibt es viele, und jedes Mal, wenn man eine Ankündigung liest oder eine Einladung erhält, fragt man sich: Wofür braucht es jetzt ganz konkret diese Konferenz auch noch? Daher die Frage: Was erwartet die Besucher auf der direttissima, was sie nirgendwo anders bekommen? Was ist der wichtigste Mehrwert?

www.raimund-verspohl-portraits.com
www.raimund-verspohl-portraits.com

Wir haben gesehen, dass die meisten Veranstaltungsformate sehr auf die eigene Branche oder auf ein dezidiertes Thema konzentriert sind. Dabei werden andere Arbeits- und Lebenswelten angeschnitten oder über Keynotes aufgegriffen.
Wir wollen hierbei einen Schritt weitergehen und die Vielfältigkeit aller Branchen vorstellen. Es gibt unzählige Innovationsen- und Lösungsansätze für Probleme der Gegenwart. Diese entwickeln sich aber je nach Branche in unterschiedlichen Zeiten, Ausprägungen und Problemfeldern. Dass man voneinander lernen kann ist unbestritten. Wir möchten mit der DIRETTISSIMA eine Konferenz für die Verlags- und Medienbranche etablieren, die auf Branchendurchlässigkeit setzt und die Themen von Außen einholt.

Ihr wollt ganz gezielt die Buchbranche in der Themen- und Referentenwahl verlassen. Trotzdem sind mit Wibke Ladwig, Leander Wattig, Dirk von Gehlen und anderen die „alten Hasen“ unter den Buch- und Presse-Digitalos vertreten. Was ist euer Plan für den Brückenschlag über die Branchen hinweg?

Das auch Branchen-bekannte Referenten mit an Bord sind stützt nur unsere Idee und Denkweise. Denn die Perspektive muss auch für die vielen Teilnehmer aus anderen Branchen möglich sein. Die Auswahl der Speaker und somit die perfekte Mischung ist für eine – erstmalig durchgeführte – Konferenz auch immer ein spannender Prozess. Durch die Vielfältigkeit – auch bei bereits bekannten Referenten – der neuen Themen unterscheidet sich die DICO und versucht mit viel Austausch und Nähe den erwähnten Brückenschlag.

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Medienwandel: Das Telefon nervt!

Telefonieren nervt mich. Nicht immer – es gibt Sachen, die lassen sich in 5 Minuten am Telefon klären, würden aber stundenlangen Mailkrieg bedeuten. Es gibt Sachen, die bergen bei schriftlicher Kommunikation großes Konfliktpotenzial, während die Umstände ein persönliches Treffen nicht zulassen. In einer „Telefonkonferenz“ (oder einem Hangout) lässt sich auch oft besser brainstormen als via Mail, Chat, Messenger.

Aber meistens nervt das Telefon, besonders, wenn ein spontaner Anruf den Workflow zerschießt oder man sich mehrfach verpasst und aneinander vorbei telefoniert. Eine Mail kann ich in beiden Fällen genau dann beantworten, wenn ich Zeit und Muße dafür habe. Das sehe zum Glück nicht nur ich so, sondern auch z.B. Frank Krings (Pressemann der Frankfurter Buchmesse):

Selbst auf dem Telefon bildet sich eine Staubschicht. Denn Telefonieren ist für mich einer der unhöflichsten Kommunikationskanäle. Man bimmelt andere Menschen aus ihrem Workflow heraus um JETZT – genau JETZT – eine Information zu bekommen.

Oder der ZEIT-Autor Stefan Schmitt, der uns einen schönen Anti-Telefon-Rant zu Weihnachten schenkte:

Dies wird keine Kritik der ständigen Erreichbarkeit, kein Always-online-Lamento. Im Gegenteil, ich mag den Fortschritt und hätte gern mehr davon. Telefonieren aber ist rückständig, eine Kulturtechnik des letzten Jahrhunderts.

Eine der schönsten Argumentationssammlungen zum Thema bietet aber mein Lieblingsprovider Uberspace (auf deren Server auch Alles fließt läuft):

Wenn du Fragen hast, wende dich per Mail an uns. Mails können wir demjenigen im Team zuweisen, der am meisten Ahnung vom angefragten Thema hat; wir können Vorgänge von einem Kollegen zum anderen übergeben, ohne dass der alles nochmal fragen muss; wir können dir auch Jahre später eine früher mal gegebene Antwort erneut raussuchen. Manchmal müssen wir schlicht auch einfach erst etwas prüfen oder nachschlagen, bevor wir dir eine fundierte Antwort geben können – die kommt in den allermeisten Fällen in unter 24 Stunden.

Aber es gibt noch mehr Gründe, warum wir auf Telefonsupport verzichten: URLs lassen sich nur wahnsinnig schlecht am Telefon diktieren, und Screenshots verschicken sich per Mail auch viel besser, als dass sie sich mündlich erklären lassen. Zu guter Letzt ist Telefonsupport bei der Größe unseres Teams schlicht und einfach schwer zu bewältigen und ein Callcenter oder ähnliches kommt uns aus den oben genannten Gründen nicht in die Tüte.

Seien wir doch mal ehrlich: Wer telefoniert heutzutage noch, wenn es auch anders ginge?

  • Verliebte
  • Beste Freundinnen (wobei mir diese Welt als Mann recht verschlossen bleibt)
  • Drückerkolonnen in Telefonzentren
  • Tech-Support-Mitarbeiter, aber nur, wenn die Kunden keinen besseren Weg geboten bekommen oder zu alt sind
  • Hotel-Rezeptionen, die das als „Service“ missverstehen (und einen zwingen, Mailadressen falsch zu buchstabieren)
  • Meine Oma

Selbst meinen Eltern habe ich Mail als Standard-Kanal antrainiert.

Also: Mut zur Mail!

Update 16.06.2016:
Das Thema „Telefonschwäche“ ist gar nicht so selten, wie man diesem Blogpost, dem Reblog bei Edition f und auch älteren Artikeln bei z.B. SPON entnehmen kann.

Support, Beratung, Conversion und Kundenbindung: Live-Chat-Systeme

Für unser Projekt digital.danach bin ich kürzlich über ein spannendes Tool gestolpert: Live-Chat-Systeme. Ihr kennt das vielleicht: Ihr surft auf eine Website und plötzlich öffnet sich ein Chat-Popup, in dem ihr gefragt werdet, ob man euch helfen kann. Falls ihr das noch nicht kennt, surft auf Snapengage und haltet euch dort eine Zeit lang auf. Vielleicht bietet euch auch euer Hosting- oder Mobilfunkprovider Support mittels eines Chats an.

Was bringt das nun? Angeblich jede Menge Verbesserung bei Conversions, bessere Kundenbindung und aktive Ansprache. Ich kann mir für die Zukunft zwei Szenarien vorstellen: Erstens, dass das das neue große Ding in der direkten Kundenansprache wird. Dann darf bald jeder Website-Beauftragte kleiner und mittlerer Unternehmen die Seitenbesucher anschreiben.

Ist das gruselig?

Zweitens ist vorstellbar, dass User diese Art der Ansprache als Gängelung empfinden und es sehr schnell wieder eingestampft bzw. auf wirklich supportintensive Seiten oder hochaktive Zielgruppen beschränkt wird. Ich sehe spontan einige Argumente für das zweite Szenario: Der erste Eindruck war gruselig, von einem Menschen durch die Seite verfolgt zu werden. Ich weiß, dass Tracking-Algorithmen dasselbe tun, aber es fühlt sich anders an, wenn ich darauf durch einen Menschen aktiv hingewiesen werde.  Und dass mich ein Mitarbeiter aus Berlin kontaktiert, weil ich eine deutsche IP habe, aber einer aus NYC, wenn ich eine amerikanische nutze.

Wie lässt sich das nutzen?

Man sieht, was jemand tippt - auch ohne Absenden.
Man sieht, was jemand tippt – auch ohne Absenden.

Aber zur spannenden Frage der Umsetzung: Aus Gründen der Einfachheit (und der Kosten) habe ich mich dazu entschieden, das Tool von tawk.to in digital-danach einzubinden. Das geht schnell: Registrieren, Seite anlegen, Plugin für WordPress installieren, aktivieren und einrichten. Das kostet etwa 5 Minuten und keinen Cent. Ich kann bestimmen, was das Popup sagt, wenn ich offline bin (etwa mein Gesprächszeiten) und sehe auf einem komfortablen Dashboard alle Besucher, eingehenden Chatanfragen und Aktivitäten. Gruselig wird es aber auch hier: Ich sehe, was Chatpartner tippen – nicht nur, was sie absenden. Mein schlechtes Gewissen wird auch durch die Mobile-App (Android, auch iOS). nicht beruhigt und führt dazu, dass ich rasch die Datenschutzbestimmungen aktualisiere.

Datenschutz & Alternativen

Der Besucher wird anhand der IP identifiziert und lokalisiert. ZenDesk oder Router-Neustart helfen ...
Der Besucher wird anhand der IP identifiziert und lokalisiert. ZenDesk oder Router-Neustart helfen …

Immerhin trackt das Tool nur die IP – es werden bis dato offenbar keine Cookies verwendet, um wiederkehrende Besucher mit neuer IP zu identifizieren. Das beruhigt zumindest im Ansatz. Allerdings werden die Nutzerbewegungen und personenbezogene Daten (IP, Provider) auf einem litauischen Server gespeichert. Eine ebenfalls kostenlose, selbstgehostete Alternative ist LiveZilla (das auch für kostenpflichtige Chats genutzt werden kann). Nachteil: Hier kann ich nur einen CallcenterChat-Agenten anlegen, mehrere Agenten bedingen die kostenpflichtige Lösung (ab 70 Euro).

Was mich interessiert: Habt ihr Erfahrungen mit Live-Chats und könnt mehr zu rechtlichen und praktischen Fragen sagen?

Lohnt sich das mit den Büchern überhaupt? Event in Düsseldorf

Am 5.9. habe ich die Ehre, im Rahmen einer Veranstaltung der Jungen Verlagsmenschen zu moderieren. Mein etwas provokanter Titelvorschlag „Lohnt sich das mit den Büchern überhaupt?“ wurde leider abgelehnt, sodass die JVM nun unter dem etwas optimistischeren Motto „Weiterkommen mit Büchern? Bewerbung und Einstieg in der Buchbranche“ laden.  Hier die Infos zum Event und die offizielle Einladung:

Am 05. September 2015 bieten wir in Kooperation mit KUBUS (Programm zur Berufsorientierung und Praxisqualifizierung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) eine Veranstaltung an der Universität Düsseldorf zu Bewerbungen und Karriereperspektiven in der Buchbranche an. Studierende, Jobneulinge und Interessierte sind herzlich eingeladen, sich über Einstiegsmöglichkeiten, Bewerbungsstrategien und Berufswege zu informieren.
Weitere Informationen und Anmeldung: https://tinyurl.com/Einstieg-in-die-Buchbranche.Für Mitglieder der Jungen Verlagsmenschen e. V. ist die Teilnahme kostenlos, für alle anderen kostet die Teilnahme 10 € (inklusive Mittagssnack, zzgl. 1,35 € Anmeldegebühr).

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WordPress aktualisiert: 4.3 bringt Favicon, simples Markdown und deaktivierte Kommentare

ich unterhalte parallel einige WordPress-Instanzen. Beim morgendlichen Login begrüßten mich heute alle Installationen mit dem Hinweis, ich solle Version 4.3 „Billie“ installieren.


Die neuen Features, die das Leben erleichtern sollen

  • Der visuelle Editor kann jetzt simples Markdown. Listen lassen sich mit einfachen Minus-Zeichen anlegen. Vielleicht aktiviere ich ihn jetzt wieder – bislang habe ich fast alles im Text-Editor gemacht …
  • Ein doppeltes Rautenzeichen (##) am Anfang einer Zeile sorgt für eine Formatierung als H2, drei Rauten für eine H3 usw.
  • Favicons lassen sich über den Customizer anlegen. Die Anforderungen: Quadratisch und mindestens 512*512 Pixel, damit das auch als App-Icon funktioniert

Kommentare auf Seiten per default aus

WordPress-Blogger mit vielen statischen Seiten aufgepasst: Kommentare sind auf Pages ab sofort standardmäßig deaktiviert. Das heißt, sie müssen manuell in den Seiteneinstellungen aktiviert werden. Beiträge sind natürlich nicht betroffen. (Das wäre ja auch etwas merkwürdig bei einem Kommunikationssystem Blog.)

Fazit: Noch etwas komfortabler

Über mangelnden Komfort kann man bei WP ja ohnehin nicht meckern. Favicons ohne Serverzugriff und Plugins sowie Markdown, das auch dressierte Affen anwenden können sollten, erhöhen den Komfort jetzt noch ein kleines bisschen.

Immerhin sind das freundlichere Nachrichten als die ansonsten übliche Neuigkeit, dass „22 Sicherheitslücken geschlossen“ wurden.

Beitragsbild: Screenshot: WordPress

Kundenorientierung aus der Hölle: Staples und GLS

tl;dr: Ich lasse ab jetzt die Finger von Staples.de und allgemein von Services, die nur per GLS versenden. Amazon+DHL funktioniert einfach.

Disclaimer: Ich bin gerade Wutbürger, daher ist das hier ein Rant. Entsprechend subjektiv und verallgemeinerungsresistent sollte das hier gelesen werden. Wenn man denn nicht (vernünftigerweise) allgemein die Augen von Rants fernhält. (Rants sind ja meistens nur für den Verfasser relevant und emotional bedeutsam.) Festhalten möchte ich, dass ich mit den meisten Webshops schlechte Erfahrungen gemacht habe, wenn sie nicht Amazon hießen und mit DHL verschickten. Staples/GLS ist nur ein Beispiel.

Neulich musste ich eine knappe Stunde Weg zurücklegen, um ein Paket abzuholen, das GLS bei einer Wäscherei abgeliefert hatte. Das ist an sich schon nicht schön, aber, und jetzt wird es philosophisch: Da steckte ein verkorkstes System dahinter.

Bestellt hatte ich am Sonntag, im Vertrauen auf den Website-Hinweis: „Bei einer Bestellung vor 16:00 Uhr erfolgt die Lieferung regelmäßig innerhalb von 24 Stunden.“ Leider war dem nicht so, am Montag erhielt ich nur die Versandbestätigung und Lieferankündigung. Leider war der Dienstag schon verplant, und eine „Umbestell“-Möglichkeit fand ich nicht. Erste Mail an Staples mit Rückfrage, warum sich der Versand verzögert: Bis heute keine Antwort.

Am Dienstag kam ich irgendwann heim, konnte ein anderes Paket (DHL) bei einem Nachbarn abholen, und fand die bestellte Ware von Staples vor der Tür, in einem riesigen Karton. Im Briefkasten der Hinweis, dass die Ware bei einem Nachbarn abgegeben wurde. Seltsam. Paket ausgepackt und siehe da: Ein Teil der Lieferung fehlt. Da ist nur ein Flipchart, nicht die Blöcke. Also beim Nachbarn, der auf der Benachrichtigung stand, nachgefragt. Da steht nichts mehr. Zweite Mail an Staples: Bis heute keine Antwort.

Am nächsten Tag, also Mittwoch, fand ich dann einen weiteren Benachrichtigungszettel im Briefkasten, dass ich ein Paket bei einer Wäscherei abholen solle. Kurz meine Kombinationsgabe getestet: Das müssen die Blöcke sein. Keine Mail an Staples, die antworten ja eh nicht.

Am Freitag habe ich dann das Paket in der Wäscherei abgeholt – siehe, es sind die Blöcke.

Ich fasse zusammen: Ich bestelle bei Staples in der Annahme, die Ware würde am nächsten Werktag (=Montag) geliefert. Dem ist nicht so: Montag kommt nur die Paketankündigung. Dienstag bin ich nicht da, als die Lieferung in zwei Paketen kommt (ich hatte es ja auch für Montag erwartet). Der faule GLS-Bote (Achtung! Stereotyp!) lässt das größere der Pakete da, nimmt das kleinere wieder mit und stellt es eine halbe Autostunde und eine volle ÖPNV-Stunde entfernt ab. Hätte ich nicht eine Woche Urlaub gehabt, wäre meine Ware vermutlich nie zu mir gelangt.

Und was lernen wir daraus? Wir bestellen ab jetzt alles und jedes mit Amazon Prime. Da kann man DHL an Packstationen oder auf Wunschtermine verschieben lassen, kann auch einfach mit etwas Köpfchen so bestellen, dass die Ware wie gewünscht ankommt, und die Postboten von DHL machen auch keine so merkwürdigen Scherze wie die halbe Lieferung abzustellen und die andere Hälfte wieder mitzunehmen (um den Kunden zu ärgern?).

Ich bin kein reiner Verfechter von Amazon, viele Punkte sehe ich kritisch; aber eines hat man da kapiert: Man sollte dem Kunden ein angenehmes Erlebnis verschaffen. Und das kriegen die komischerweise immer hin. Liebe GLS und Staples dieser Welt: Ihr steht unter massivem Konkurrenzdruck. Nehmt euch das mal zu Herzen und tut zumindest, was ihr könnt: Informiert den Kunden (DHL schickt mir immer Mails mit dem Status meiner Lieferung). Antwortet auf Mails. Macht keine merkwürdigen Dinge. Arbeitet kundenorientiert. Aber das sind so Sachen, die man den Buchbranchenakteuren auch jahrelang zurufen konnte, ohne jeden Erfolg. Ich vermute also nicht, dass es bei euch fruchtet.

An wem liegt das Problem nun? Staples? GLS? Mir ist das offen gestanden völlig egal. Ich habe immer die Wahl, Amazon zu nehmen, also tue ich das ab jetzt auch.

PS: Auf der GLS-FB-Seite gibt man sich (bei den Kundenfragen, nicht bei den Inhalten) Mühe. Aber dadurch wird ein schlechtes Produkt halt leider nicht besser.

Kickstarter aus Deutschland: Eine völlig zusammenhanglose Rundschau

Kickstarter kommt nach Deutschland – das stand ja seit Monaten fest. Den Launch habe ich dann aber nur am Rande mitbekommen, weil ich anderweitig beschäftigt war. Heute fand ich Zeit, mir mal all die „German based projects“ anzusehen. Eine zusammenhanglose Rundschau abseits der bekanntesten Projekte

Gin oder kein Gin? Und andere spirituelle Fragen

KS_Gin
Moonshine, anyone?

Beim Namen des Dr Charles Levine GIN KIT-Projekts dachte ich zunächst an eine kleine Alltagsdestille für jedermann. Dann kamen mir aber meine Grundkenntnisse in Genussmittelbesteuerung in den Sinn und ich fragte mich, ob Privatpersonen inzwischen ohne gewaltigen Anmeldeaufwand brennen dürfen.

Dürfen sie natürlich nicht, und dieses Gin-Paket ist ungefähr das, was es in diversen Variationen seit Jahren als „Mach dir deinen eigenen Absinth“-Paketen gibt: Kräuter, die man mit möglichst neutralem Alkohol ansetzt. Die Projektmacher aus Berlin empfehlen Vodka – wobei der ja durchaus eigenen Geschmack mitbringt … Leider sind die Kosten eher hoch: Die Early Birds sind schon weg, daher muss man nun 39 Euro für ein Gin Kit zahlen. Refill-Packungen mit Kräutern sind für 10 Euro zu haben, das Bundle spart kein Geld. Versandkosten: 5 Euro nach Deutschland.

Wir bleiben bei hochgeistigen Dingen: Vodrock hat entweder Kickstarter falsch verstanden oder das System gehackt, denn die Supporter sollen dort in die Infrastruktur des Unternehmens investieren und bekommen dafür Dankeschöns wie Oldtimer-Überlandfahrten und Shot-Gläser. Es existiert keine auf Kickstarter eher normale Produktzentrierung (Vodka gibt es gar nicht als Belohnung), man bekommt eher den Eindruck, als wäre das Projekt auf einer Crowdinvest-Plattform besser aufgehoben.

Essen drucken!

KS_Foodprinter
Backen war gestern.

Darauf musste man ja nach dem Erfolg einiger 3D-Printer auf Kickstarter nur warten; hier ist der Bocusini, der erste „Plug&Play“-Speise-Drucker! Die Kosten sind überschaubar, das „Junior food printing system“ gibt es ab 549 Euro. Die Pro-Version kostet 999 Euro im Early Bird und verlässt garantiert bis zum 6.12. das Lager. Wer freut sich schon auf selbstgedruckte Plätzchen?

Bücher, Karten, Spiele

Spiele, Musik und Apps findet man deutlich mehr, aber es finden sich auch ein paar klassische Verlagsprodukte. Fundstücke: Ein „Hundewelpen aus Spanien“-Fotobuch, ein „Menschen in Deutschland“-Fotobuch und ein Deutsch-Wörterbuch für Künstler. Außerdem ein Manga-Malbuch aus meiner Heimatstadt Nürnberg.

Einen Titel wie er im Selfpublishing-Vorurteilsbuch steht gibt es auch, „Alastor“ ist ein SciFi-Roman mit episch schlechtem Coverentwurf. (Sorry.) Das Buch ist nicht fertig und soll als Printausgabe 20 Euro kosten.

Ebenfalls nicht sonderlich erfolgsversprechend sieht „Tinder Stories and dialogues“ aus, der Versuch einer Hamburgerin, eigene und fremde Erlebnisse mit Tinder in einem Buch festzuhalten. Und die Sin Stories lassen wir einfach mal (fast) unerwähnt.

KS_Disscard
Für Kollegen und gute Freunde …

Neben klassischen Buchprojekten gibt es auch noch andere Drucksachen. Z.B. die witzigen, aber bis dato unterfinanzierten Diss-Cards aus Berlin. Ein paar Spieleprojekte finden sich auch: „Game Factory“ ist irgendwie Meta: Das Brettspiel lässt die Spieler eigene Games-Studios führen, hat aber leider 9 Tage vor Ablauf nur ein Viertel der angepeilten 20.000 Euro Kapital errungen.

Im Gaming-Bereich haben wir auch noch Sleeves, ein individualisierter Armschoner, der bei Counterstrike & co. helfen soll. Leider gibt es nur ein Video, keine Bilder des Produkts.

Technik und Services

KS_App
Ein Seminar zur Frage, wie man Apps macht.

Wie man eine App macht, kann man im einem einmonatigen Seminar lernen, das aufgezeichnet und danach zur Verfügung gestellt wird. (Leider hat das Projekt keinen zitierfähigen Namen. ) Wer sein Glück lieber an der Börse versuchen möchte, kann in tägliche spannende Börsennachrichten aus China und Hongkong investieren und dafür sogar einen Werbeplatz in Vor- oder Abspann der Clips bekommen.

Eines der ganz wenigen Projekte, das mir das Gefühl eines richtigen „professionellen“ Projekts gibt, ist BuddyGuard, ein Gerät für Smart-Home-Security. Buddy Guard hat vom Video bis zu Stretch Goals alles.

Lediglich 150 Euro strebt ein Heidelberger Entwickler für die Entwicklung eines WordPress-Plugins für Popups an. Bei derartig geringen Beträgen frage ich mich, ob er das Geld nicht schneller durch eine Aushilfstätigkeit in der lokalen Kneipe erwirtschaftet hätte … Aber es geht offenbar auch darum, Kickstarter als ersten Verkaufskanal des Plugins zu nutzen.

KS_Storytelling
Stories digital erzählen – mal anders.

Spannend und gleichzeitig ein wenig befremdend ist StoryHome, eine Art umgedrehtes Babyphone, das via Cloud-Speicher vorgelesene oder erzählte Geschichten ins Kinderzimmer bringt. (Das ist der offensichtliche Use Case – tausend mehr sind vorstellbar.) Mindestens 130 Euro muss man investieren, um den Kindern Stories aus der Retorte oder von entfernten Verwandten ins Zimmer zu liefern. Da fragt sich natürlich, ob ein so spezialisiertes Gerät die Investition lohnt und man nicht lieber auf eine eigene Lösung (Smartphones und Dropbox) ausweicht, aber ablenkungsfreie Single-Purpose-Lösungen im Kinderzimmer sind ja nicht die schlechteste Idee.

Sonstige Fundstücke

Strahlungssichere Unterwäsche. Das ist weniger lustig, sobald man begreift, dass es um Schutz vor Handystrahlen geht, aber es bleibt kurios. Wer sich seine Zahnbüsten für Oktober vorbestellen möchte, findet die Tio https://www.kickstarter.com/projects/tio/tio-save-the-world-twice-a-day?ref=city

KS_GreenYou
GreenYou wird im NDR vorgestellt.

Erstaunlich und auch schade ist, dass das Projekt GreenYou, das Gewächshaus fürs Wohnzimmer, nur 76 Euro (von den eher ambitionierten 200.000 Euro Projektziel) eingesammelt hat. Dabei hatte das Projekt sogar einen NDR-Fernsehauftritt und schreibt nach der Homegrow-Szene. Vielleicht liegt es daran, dass das Finanzierungsziel zu hoch gegriffen ist; ich würde sogar bei großer Verbreitung und Akzeptanz nicht auf einen Erfolg spekulieren und mir die Unterstützung gleich sparen. Oder es liegt daran, dass die Gewächshäuser laut Videobeitrag 299.- kosten, das entsprechende Pledge-Level aber 300 kostet. Andererseits bleiben GreenYou aber ja noch fast sechs Wochen, um zumindest zu zeigen, wie viel Potenzial die Idee hat.

Eindrücke

Ein erster Eindruck ist, dass es deutsche Kickstarter-Gründer bei mir schwer haben, wenn sie nicht den Professionalitätsgrad der Projekte erreichen, die ich seit 2011 unterstützt habe. Projektvideo, professionelle Grafiken, Stretch Goals und das Gefühl, der Projektgründer gehört „zur Community“ sind für mich unabdingbar.

Gleichzeitig eröffnet sich jetzt einigen sehr spannenden Projekten eine neue Zielgruppe auf Kickstarter. In Deutschland sitzende Gründer mussten bislang ja trotz Internationalität auf kleinere Plattformen wie IndieGoGo oder StartNext mit deren eingeschränkter Reichweite ausweichen. (Ein Beispiel: The Dreamlands von Huan Vu.)

Spannend bleibt offenbar immer die Frage nach der Projektsprache. Die meisten Projekte sind englisch beschrieben, mit englischen Belohnungslevels und englischsprachigem Video. Ich habe auch Projekte gesehen, die komplett deutschsprachig abgefasst waren, aber die Belohnungen auf Englisch beschrieben haben. Offenbar versuchen die deutschen Gründer fast immer – und längst nicht nur bei physischen Produkten, auch bei Content – ein internationales Publikum anzusprechen.

Mein Fazit in Bezug aufs Buch: Das bleibt wohl weiterhin die Ausnahme auf Crowdfunding-Portalen. Eigentlich verwunderlich. Zwar kann sich jeder mit einem selbstgepublishten Buch dem Markt stellen und so sein Glück versuchen, aber Recherche und Ruhe zum Schreiben kosten nun mal meistens viel Zeit, und Zeit ist Geld. Nicht jeder kann da in Vorleistung gehen (und Verlage tun das ja immer seltener). Allerdings rechnen sich die Projekt-Starter wohl keine großen Chancen aus, mit ihren Buchprojekten auf Kickstarter den großen Wurf zu landen. Die Anzahl gescheiterter oder wenig aussichtsreicher Projektfinanzierungen gibt ihnen da nicht unrecht.

Kleiner Pressespiegel zum Themenkomplex Nachwuchsrechte

Update 17.12.2016: Es gibt nun eine Neuauflage der Umfrage (Blogartikel dazu). Bis zum 15.1. werden Daten gesammelt, wie die Situation nach dem Mindestlohngesetz ist. Ergebnisse dann in Leipzig.

Das Thema ist ja nicht ganz neu: Frustrierte Volontäre, Praktikanten und andere sind seit Jahren immer wieder kurz präsent, dann wieder weg. Schon 2013 hatten wir mal eine Blogparade gemacht. (Mein Lieblingsbeitrag kam von Steffen.)

Um dem Thema etwas mehr Nachhaltigkeit zu verleihen und es vor allem unabhängig von lauten Einzelfällen empirisch zu untersuchen, haben wir mit den Jungen Verlagsmenschen im Dezember und Januar 14/15 eine Umfrage unter dem Branchennachwuchs durchgeführt. Deren Ergebnisse wurden auf der Leipziger Buchmesse präsentiert und fanden einiges Echo. Hier ein kurzer Überblick:

[Adventskalender] Survival of the fittest?

Zum dritten Advent reflektiert Jennie Jäger, Autorin, Bloggerin und Digitalgeborene, über Möglichkeiten, Hindernisse und Hemmschuhe bei der Anpassung ans digitale Leben. Vielen Dank!

(c) Katharina Mette
Jennie Jäger (c) privat

„Online-Konkurrenz, Digitalisierung, Nachwuchs-Sorgen: Um welches der vielen
Problem sollte sich die Buchbranche bald kümmern, bevor es zu spät ist?“ – Diese Fragte stellte mir Dennis Schmolk und bat mich einen Beitrag zu verfassen, was mich vor eine schwierige Aufgabe stellte. Welches Thema sollte ich auswählen? Digitalisierung, Amazon, das „Aussterben“ des stationären Buchhandels und Selfpublishing füllen seit Monaten ganze Seiten von (Online-)Zeitungen und Feuilletons. Der Untergang der Literatur wird gepredigt und die Angst, dass die Verlagswelt von der Bildfläche verschwindet, greift um sich.

Letztendlich entschied ich mich für ein Thema, welches mir als „Digital Native“ besonders am Herzen liegt und das glücklicherweise sogar langsam seinen Weg in die Verlagswelt findet: Anpassung.

Damit meine ich nicht nur die Anpassung an die Herausforderungen, die das digitale Zeitalter stellt, sondern vor allem an die Wünsche, die der Leser noch nicht einmal selbst kennt.

Innovation und Fortschritt zeigen sich in jeder Branche – von der Textil- über die Lebensmittel bis hin zur Spieleindustrie. Die Technik schreitet in einer Geschwindigkeit voran, die es vielen Unternehmen schwer macht, Schritt zu halten. Aber die Verlagsbranche scheint nicht nur hinterherzuhinken, sondern noch nicht einmal losgelaufen zu sein. Hin und wieder blitzen innovative Ideen an einer Ecke auf, die sich dann aber relativ schnell wieder im Sand verlaufen, weil Investoren fehlen. Die Argumentationslinie ist so kurz wie niederschmetternd: das will der Kunde nicht. Nirgends sonst pocht man darauf wie in dieser Branche, dass das eigene Produkt (aka gedrucktes Buch) niemals ausstirbt, ewig leben wird und man spricht es heilig. Als ein solches Artefakt wird es freigesprochen von jeglicher Weiterentwicklung, geradezu mit Samthandschuhen angefasst, nicht dass es durch den Einfluss der digitalen Welt kaputt geht.

Doch dabei wird übersehen, dass es nicht einmal aussterben muss, um neue Ideen ans Tageslicht zu befördern – obwohl es schon ein prägnantes Beispiel für ein Medium gibt, das wunderbar neben den Printausgaben in den Regalen der Buchhandlungen auftaucht: das Hörbuch.

Das Hörbuch erschloss eine komplett neue Welt für das geschrieben Wort, ohne das klassische Buch zu verdrängen. Neue Kunden kamen hinzu, denen es zu mühselig war die Seiten zu lesen oder die das Hörbuch „nebenbei“ konsumierten. Während des Autofahrens, vor dem Einschlafen, bei der Hausarbeit; als Zuhörer von spannenden Geschäften, gefesselt von der Stimme eines charismatischen Vorlesers, der einen in fremde Welten entführte.

Weshalb sollte es mit eBooks nicht ebenso sein? Wieso sollten sie nicht eine Berechtigung haben und sogar neue Kundensegmente erschließen können wie das Hörbuch es geschafft hat?

Allerdings entwickelt die Verlagswelt kaum eigene Produkte, die neuere Technik einschließen, sondern bleibt bei Papier und Tinte. Dabei bietet der Vorgang des Geschichtenerzählens kombiniert mit technischen Neuerungen so viele Möglichkeiten und Chancen, die sowohl von Autoren als auch von Verlagen genutzt werden können, um vom üblichen Kurs abzuweichen.

Doch dafür fehlt der Buchbranche oftmals der Mut: eigene Produkte zu entwickelt und massentauglich zu machen aus der Angst heraus, sich so selbst zu überholen. Der Leser ist Kunde und dieser hat Forderungen. Forderungen, die ihm verwehrt bleiben und die es zu erfüllen gilt. Das Handwerkszeug hat die Branche, nur leider übersehen die Verlage dabei, dass sich alles auf der Erde schon immer im Wandel befunden hat und Stillstand selbst laut Darwin unweigerlich zum Aussterben führt.

Jennifer Jäger (Jahrgang 1992) studiert, lebt und bloggt in München. Neben ihrem Germanistik-Studium schreibt sie Jugend-Fantasy-Romane und betreibt eine Plattform für nachtaktive Autoren unter schreibnacht.de.

Weihnachts-Blues [Adventskalender]

Der Weihnachtsmann hat uns diesen kleinen Weihnachts-Blues-Rant mit hoffnungsvollen Unter- und desillusionierten Obertönen zugespielt. Er brummelte etwas von „ihr mögt doch Kontroversen … polarisieren … was ihr wollt!“ in den Rauschebart und verschwand wieder im Winterhalbdunkel der großen Stadt.

Endlich Weihnachten!

Die Verlagsbranche folgt ihren eigen Gesetzen. Nach der Buchmesse muss dringend noch in diesem Jahr die Welt gerettet werden und jedes Projekt, jeder Schnellschuss abgeschlossen sein – als gäbe es kein Morgen …

Was für ein Jahr. Zeit, durch die Straßen zu ziehen und das Jahr Revue passieren zu lassen, Wünsche zu formulieren und … ja … Weihnachten ist ja auch die Zeit der Wunder. Es beginnt zu schneien. Der liebe Gott verdeckt den ganzen Dreck. Der Weihnachtsmarkt ist geschlossen, die Strassen leer und weihnachtlich beleuchtet, irgendwo höre ich die Strophen von meinem Lieblingsweihnachtslied Fairytale of New York

It was Christmas Eve, Babe
In the drunk tank
An old man said to me, „Won’t see another one“
And then he sang a song
‚The Rare Old Mountain Dew‘
I turned my face away
And dreamed about you

Es geht in dem Lied um Niederlagen, um Erfolg – und um viel Aufregung. Jo, das passt auch fürs durchlebte, lebendige, digitale Jahr 2014. Es fühlt sich so an, als sei mancher vom digitalen Erfolg überrollt worden, man steht plötzlich mehr als sehr gut da, aber jetzt will man im grossen Stil dabei sein. Das gewaschene Fell vom Bär will jeder.

Aber mit der Umsetzung, dem Tempo, dem Vorlauf für die Digitale Transformation der Bereitstellung der benötigten Resourcen, Schulung, Arbeitsmittel, dem Invest in das Vertrauen, ich korrigiere, das bezahlte Vertrauen – das ist ausbaufähig. Die Generation Praktikum wird’s schon bringen, Floskeln wie „tolle Herausforderung“, „spannend“, vollste Unterstützung“ fallen oft. Selbstverständlich soll alles irgendwie so bleiben, wie es ist, aber man möchte auch digital dabei sein. Und irgendwie fallen hinten E-Books raus. Ist das so schwer zu verstehen? E-Books sind eigene Produkte und keine Kopie vom Buch. Sie haben so also auch eine ganz eigene Genese, voll mit technischer DNA, aus dem Verlags-Know-How befüllt, verhalten sich gänzlich anders bei der Auslieferung, der „Verkaufsfläche“, den Experten, die von Apple und Amazon geforderten Ansprechpartern für Trouble-Shooting. Notfallbesetzung im Verlag auch über die Weihnachtszeit …? Wo doch der Verlag über die Tage geschlossen ist. Wie geht man damit um … „das ist doch spannend“, schauen Sie mal, wie machen das denn die anderen, melden Sie sich dann, wir sehen dann weiter!“ …

merry christmas

<meta-daten> rieseln nicht leise per Knopfdruck aus Onix-Exporten oder füllen wie ein durch einen Weihnachtszauber bis Ende des Jahres die Informationssysteme in den Häusern …

Das ist dann schon was Feines. Während die Geschäfte und die Mitarbeiter nun endlich durchatmen können, wir mit der Familie, Freunden schlemmend Weihnachten feiern, kann man im Live Ticker der Monitoring-Systeme verfolgen, wann wo gerade ein e-Reader, Tablet, Smartphone ausgepackt wird und die Downloadzahlen für eBooks in den Himmel steigen zum Morgenstern.

Man informiert sich über Buchreport, Börsenblatt und beobachtet sich in der Branche, man schimpft, blickt ängstlich auf das Tun von Amazon, blickt herablassend auf Selfpublisher. Festgefahrene Pfade in Verlagsstrukturen und Abläufen werden nur zaghaft verlassen. Man will rufen: „Es kann euch nichts passieren! Traut euch, lasst los, macht eure Erfahrungen!“ Hinfallen, aufstehen, Krone richten – hab ich meinem Sohn immer gesagt. So einfach kann es sein.

Mein Sohn studiert in einer andren Stadt, wir werden uns nicht sehen. Der Scheefall wird stärker und ich gehe gedeankenversunken weiter durch die menschenleere Stadt und summe vor mich hin.

Got on a lucky one
Came eighteen to one
I’ve got a feeling
This year’s for me and you
So happy christmas
I love you baby
I cann see a better time
When all our dreams come true

Über den Autor: Anonym. Stellvertretend für die, die Digital denken, leben, über den Tellerrand schauen, die ausgebremst werden, mit blutiger Nase wieder aufstehen und weiter machen, die wissen, dass sie am Erfolg nicht nur teilnehmen, sondern diesen mitgestalten, dafür bloggen, sich vernetzten. Die, die ungeschätztes Kapital der Branche darstellen und selbstbewusst weiter ihren Weg gehen.